Spuk in Hill House
Originaltitel: The Haunting of Hill House
Erstveröffentlichung: 12. Oktober 2018
Genre: Horror, Drama, Psychothriller
Originalsprache: Englisch
Länge: 10 Folgen (43-71 Minuten) in 1 Staffel
Die auf der Streamingplattform Netflix verfügbare Serie Spuk in Hill House des Regisseurs Mike Flanagan basiert auf dem gleichnamigen Roman von Shirley Jackson und ist die dritte Adaption des Stoffs nach den Verfilmungen Bis das Blut gefriert (1963) und Das Geisterschloss (1999). Zu der Spuk in-Anthologie gehört bis jetzt eine weitere Serie mit dem Titel Spuk in Bly Manor (Thema dazu: Spuk in Bly Manor (Netflix-Serie)).
Inhalt: Im Sommer des Jahres 1992 zieht das Architektenehepaar Olivia und Hugh Crain mit seinen Kindern Steven, Shirley, Theodora "Theo" und den Zwillingen Luke und Eleanor "Nell" in ein altes, herrschaftliches Anwesen namens Hill House, um es grundlegend zu sanieren und anschließend zu verkaufen. Unterstützung erhalten die Eltern von zwei früheren Angestellten des Hauses, dem Ehepaar Dudley, das außerhalb des Grundstücks lebt. Doch die Sanierung konfrontiert mit unerwarteten Schwierigkeiten und Hill House birgt düstere wie gefährliche Geheimnisse. Nach einem traumatischen Unglück verlässt die Familie überstürzt den Ort und ist danach zerrüttet. Als Ende Oktober 2018 Jahre seitdem vergangen, die Kinder von damals längst erwachsen sind und versuchen, ihr Leben zu meistern, werden die voneinander entfremdeten Familienmitglieder durch einen weiteren Schicksalsschlag wieder zusammengeführt. Noch einmal müssen sie sich den Schrecken der Vergangenheit stellen, die mit ihrem damaligen Aufenthalt in Hill House verwoben sind und unweigerlich bis in die Gegenwart reichen.
Folgen:
#1 Steven sieht einen Geist (Steven Sees a Ghost)
#2 Offener Sarg (Open Casket)
#3 Berührung (Touch)
#4 Das Zwillingsding (The Twin Thing)
#5 Die Frau mit dem verbogenen Hals (The Bent-Neck Lady)
#6 Zwei Gewitter (Two Storms)
#7 Grabrede (Eulogy)
#8 Markierungen (Witness Marks)
#9 Böse Träume (Screaming Meemies)
#10 Eine bleierne Stille (Silence Lay Steadily)
Persönliches Fazit: Spuk in Hill House ist für mich der Grund gewesen, mir ein Netflix-Abo mit meinem Bruder zu teilen, nachdem er mir die Serie ans Herz gelegt hat, weil sie mir auf jeden Fall gefiele. Was soll ich sagen, das hat sich erfüllt und ich habe nichts bereut: Vom ersten Moment an war ich mitgerissen und habe mir im Januar 2019 alle Folgen innerhalb einer einzigen Nacht angesehen. Lässt man die Empfehlung außen vor, habe ich mich vorher nicht weiter über die Serie informiert und mir ist auch nicht bewusst gewesen, dass hier eine Romanvorlage frei adaptiert worden ist (die ich - noch - nicht gelesen habe); die Verfilmung Das Geisterschloss (1999) kenne ich, wobei sich mir der Zusammenhang erst nachher erschlossen hat. Anders als dieser Film hat mich die Serie nachhaltig beeindruckt. Seitdem liebe ich Spuk in Hill House und habe es insgesamt vier Mal gesehen.
Atmosphäre, Geschichte, Figuren - alles ist von vorne bis hinten gelungen; so sehr, dass ich der Serie sogar verzeihen kann, sich in der zweiten Folge eines Elements zu bedienen, das ich in diversen Medien, vor allem im Genre Horror, sonst extrem störend und unnötig finde (inzwischen überspringe ich die entsprechenden Stellen meist einfach). Generell nimmt sich die Serie Zeit, alles zu erzählen und zu entwickeln, der Horror speist sich mehr aus einem allgemeinen Gefühl der (zunehmenden) Beklemmung, weniger aus reißerischen Effekten oder plumpen Jump-Scares. Man erfährt die Hintergründe und Motive der einzelnen Mitglieder der Familie Crain, wenn ihre Vergangenheit in Rückblenden erzählt wird oder sie sich den Ereignissen der Gegenwart stellen müssen, und fühlt mit ihnen. Untermalt werden die Ereignisse von einem geeigneten Soundtrack. Auf das Tempo der Serie muss man sich durchaus einlassen - und es mögen, andernfalls könnte man davon gelangweilt sein. Der Horror zeigt sich oft ebenfalls in den Untiefen zwischenmenschlicher Beziehungen und verdrängten Erinnerungen.
Es gibt trotzdem (mindestens) zwei Jump-Scares, die meiner Meinung nach allerdings sehr gut umgesetzt sind. Als ich die Serie das zweite Mal gesehen habe, bei der Gelegenheit zusammen mit meiner Mutter, habe ich sie in hinterhältiger Erwartung bei dem (für mich) heftigeren der beiden Jump-Scares beobachtet und ich habe vorher noch nie erlebt, wie eine Person, die mit ausgestreckten Beinen dasitzt, eine Handbreit auf der Stelle hochhüpfen kann. Jemand, dem ich die Serie empfohlen habe, hat mir nachher gesagt, bei dem anderen Jump-Scare versehentlich sein Abendessen quer durch den Raum geworfen zu haben.
Schauergeschichten mit unheimlichen, alten Häusern als Schauplatz und ruhelosen Seelen sind sowieso genau nach meinem Geschmack. Die Handlung selbst hält die ein oder andere Wendung und Überraschung parat und ich muss gestehen, zwar einiges vorab erkannt und erraten zu haben, aber letztlich nicht alles in genau dieser Form. Durch diese Mehrdeutigkeit macht es auch Spaß, sich mehrmals mit der Serie zu beschäftigen, weil man einige Elemente mit dem Wissen um die Auflösung anders betrachten und einordnen kann. Außerdem habe ich noch, als ich die Serie zum dritten und vierten Mal gesehen habe, (sehr unheimliche) Details entdeckt, die mir vorher entgangen sind. Die Serie wartet mit einigen Momenten auf, in denen man sich fragt, was zur Hölle man gerade eigentlich gesehen hat - und hat man überhaupt etwas gesehen oder es sich am Ende nur eingebildet?
Für mich ist Spuk in Hill House mit Abstand eine der besten Serien, die im Genre Horror zu finden sind. Natürlich war ich begierig auf die Fortsetzung der Reihe mit Spuk in Bly Manor und habe deren Erscheinen herbeigefiebert, obwohl beide Serien inhaltlich nicht miteinander in Verbindung stehen; dazu mehr im entsprechenden Thema. Wer kennt Spuk in Hill House und wie ist euer Eindruck?