Mafia: The Old Country
Entwickler: Hangar 13
Publisher: 2K
Erscheinungsdatum: 8. August 2025
Plattform: PlayStation 5, Windows, Xbox Series X/S
Genre: Action-Adventure
Spielmodus: Einzelspieler
Altersfreigabe: Ab 18 Jahren
Spielzeit: Ca. 10 - 15 Stunden
Nachdem vor neun Jahren der Vorgänger veröffentlicht worden ist, gibt es mit Mafia: The Old Country nun den vierten Hauptteil der Reihe, wobei dieser ein Prequel zu den anderen ist und Jahrzehnte vorher spielt. Der Titel schildert anhand fiktiver Ereignisse die Ursprünge der Mafia und soll zugleich hinsichtlich der Gestaltung eine Rückkehr zu den Wurzeln des Franchises sein.
Inhalt: Auf Sizilien zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts will Enzo Favara als junger Mann endlich seine grässliche Vergangenheit hinter sich lassen: Seit seiner Kindheit hat er sich als Carusu, ein minderjähriger Arbeiter in einer Schwefelmine, durchschlagen müssen, weil ihn sein Vater damals dorthin verkauft. Nach einigen unheilvollen Zwischenfällen kann er fliehen und erlangt mit Glück den Schutz von Don Bernardo Torrisi, der ihm Unterschlupf und Arbeit gewährt. Offiziell ist der Don der wohlhabende Verwalter eines großen Weinguts - inoffiziell steht er an der Spitze eines kriminellen Bunds und setzt seine Interessen und seinen Einfluss mit Erpressung und Gewalt durch. Auch Enzo erfährt bald die Geheimnisse der Familie Torrisi und während ihm ein rascher Aufstieg gelingt, verstrickt er sich zunehmend in die gefährlichen Machenschaften. Zwar hat sein neues Leben zig Vorzüge, er findet Anerkennung, Zugehörigkeit und weitaus mehr, als er sich jemals erträumt hat - aber zur Familie zu gehören fordert einen sehr hohen Preis ...
Gameplay: Man schlüpft in der Third-Person-Perspektive in die Rolle von Enzo Favara und folgt seiner Geschichte, die in mehrere Kapitel unterteilt ist und im Spiel einige Jahre umfasst. Mit dem Fokus darauf ist Mafia: The Old Country strikt linear und verzichtet auf eine Open-World, die frei erkundbar ist. Dagegen kann man in eine optisch eindrucksvolle, atmosphärische und einigermaßen weitläufige Spielwelt eintauchen, die man in speziellen Momenten entweder mit historischen Automobilen oder zu Pferd bereisen kann.
Persönliches Fazit: Es ist etwas eingetreten, das ich nicht - vor allem nicht in einer solchen Intensität - erwartet und lange nicht mehr erlebt habe (abseits der Zelda-Reihe): Ich habe mich in das Spiel verliebt.
In den Wochen vor der Veröffentlichung bin ich regelmäßig über Werbung dazu gestolpert, die meine Neugier geweckt hat. Zuvor habe ich keinen Mafia-Teil gespielt und war entsprechend ein Neuling. Da es sich um ein Prequel handelt, ist das wenigstens kein Hindernis gewesen, es ist alles ohne zusätzliches Wissen zu verstehen; allenfalls die Anspielungen gehen verloren. Als das Spiel schließlich verfügbar war, habe ich mir auf Twitch und YouTube bei anderen den Anfang angesehen. Dieser Einstieg hat mich gleich so überzeugt, dass ich das bloße Zusehen abgebrochen habe und es unbedingt selbst spielen wollte. Daneben hat mich die begrenzte Spielzeit angesprochen, weil ich eigentlich nur eine kurze Ablenkung für zwischendurch haben wollte, um besser vom Alltagsstress abzuschalten ...
... tja, stattdessen hat mich das Spiel dermaßen gefesselt, dass ich nicht mehr aufhören konnte und am Ende mit knapp drei Stunden Schlaf morgens zur Arbeit getorkelt bin. Dennoch muss ich sagen: Ich bereue nichts, das war's wert.
Ich liebe eine Menge daran. Mich begeistern das Szenario und die (teilweise fiktiven) Schauplätze auf einem Sizilien zu Beginn des vorigen Jahrhunderts, nicht zuletzt, weil ich diese Zeit allgemein für interessant halte. Dass außerdem eine entscheidende Szene in der Kapuzinergruft in der Stadt Palermo stattfindet, hat definitiv einen Nerv bei mir getroffen - der Ort übt auf mich eine magische Faszination aus, seit ich als Fünfjährige zum ersten Mal davon erfahren habe. Überhaupt vollzieht sich die düstere Handlung vor der Kulisse malerischer mediterraner Landschaften und Orte, die sonst zum Träumen einladen, wodurch ein gelungener Kontrast geschaffen wird. Für die absolute Immersion hat das Spiel übrigens eine sizilianische Sprachausgabe - die habe ich aber nur zeitweise eingestellt, weil ich nichts von den Dialogen versäumen wollte, sollte ich einmal die Untertitel nicht schnell genug mitlesen.
Die Figuren sind für mich großartig, klasse dargestellt und die Geschichte finde ich herrlich - obwohl einige Entwicklungen vorhersehbar sind und gelegentlich Klischees mitgenommen werden. Andererseits ist das meine Erwartung, wenn ich mich auf ein Spiel einlasse, das sich um das Thema Mafia dreht.
Insgesamt ergibt alles eine wundervolle Atmosphäre, die mich komplett mitgerissen hat. Der Soundtrack ist meiner Meinung nach fantastisch und eine perfekte Untermalung der Szenen. Allein die Titelmusik The Carusu lässt mich nicht mehr los und läuft in Dauerschleife - entweder tatsächlich oder in meinem Kopf.
Gleichzeitig hat mich das Spiel ein bisschen gebrochen. Unter anderem enthält es einen der für mich fiesesten Figurentode jemals - bis zum Schluss habe ich gebangt und mitgefiebert. Der Moment selbst ist wie ein Schlag ins Gesicht, genau deswegen perfide wie gut inszeniert und hat bei mir die Tränen kullern lassen - ganz verwunden habe ich es wohl noch nicht. Trotzdem liebe ich das Nebeneinander von grausamer Brutalität und bittersüßer Erzählung. Das Spiel glorifiziert die Mafia und deren Machenschaften nicht, sondern zeigt die Bösartigkeit, die Absurdität der damit einhergehenden Auffassung von Ehre, Loyalität und Macht, wie es Menschen verderben kann - und die fatalen Konsequenzen solcher Strukturen, die keine Gnade oder Kompromisse kennen.
Zugegeben, das Spiel hat einige Ecken und Kanten. Man muss die ein oder andere Länge hinnehmen und sich mit einem Gameplay arrangieren, das etwas repetitiv erscheinen kann. Zumindest mich trösten die beschriebenen Stärken definitiv darüber hinweg.
... und auf jeden Fall habe ich den sizilianischen Ausdruck für "Hurensohn" gelernt ...!
Wer hat es sonst gespielt oder will es spielen? Wie sind eure Eindrücke? Seid ihr mit der Mafia-Reihe vertraut?