Entwickler - Publisher: Supermassive Games - Sony Computer Entertainment
Erscheinungsdatum: 26. August 2015
Plattform: PlayStation 4
Genre: Action-Adventure, Interaktiver Film, Survival Horror
Spielmodus: Einzelspieler
Altersfreigabe: Ab 18 Jahren
Spielzeit: Ca. 9 Stunden
Inhalt: Der alljährliche Winterausflug einer Gruppe Jugendlicher in die Berge endet am 2. Februar 2014 tragisch. Nachdem ein Streich eskaliert ist, verschwinden die Zwillingsschwestern Hannah und Beth Washington (Ella Lentini) spurlos in der Wildnis und gelten seitdem als vermisst.
Ein Jahr später lädt Joshua "Josh" (Rami Malek), der Bruder der beiden, die übrigen Freunde von damals, Samantha "Sam" (Hayden Panettiere), Michael "Mike" (Brett Dalton), Jessica "Jess" (Meaghan Martin), Emily "Em" (Nichole Bloom), Matthew "Matt" (Jordan Fisher), Ashley "Ash" (Galadriel Stineman) und Christohper "Chris" (Noah Fleiss), zum ersten Gedenktag des Vorfalls wieder auf die Berghütte auf dem (nach seiner Familie benannten) Mount Washington in den Blackwood Pines ein. Trotz mancher Vorbehalte und Unsicherheiten finden sich alle dazu ein - wobei das Treffen schnell die bekannten Konflikte untereinander aufflammen lässt.
Doch noch am selben Abend nehmen die Ereignisse eine weitaus grauenvollere und gefährliche Wendung, die in Zusammenhang mit einem Unglück von 1952, das sich in den Minen in der Umgebung zugetragen hat, und einer geschlossenen Nervenheilanstalt in der Nähe zu stehen scheint - und die Freunde haben sich nicht nur persönlichen Differenzen, sondern plötzlich einem Kampf ums Überleben bis zum Morgengrauen zu stellen.
Außerdem gibt es da noch die Sitzungen mit dem Psychiater Dr. A.J. Hill (Peter Stormare) zwischen den Episoden der eigentlichen Handlung ...
Spielprinzip: Für die Darstellung der Figuren sind reale Schauspieler eingesetzt worden. Der Spieler schlüpft abwechselnd in die Rollen der verschiedenen Freunde, agiert aus der Third-Person-Perspektive mit ihnen und muss sich zuweilen auch in durchaus fordernden Quick-Time-Events behaupten, die Einfluss auf den weiteren Verlauf nehmen.
Eine herausragende Position nehmen die Entscheidungen ein, die der Spieler treffen muss - genügend davon sogar unter Zeitdruck. Man hat zum Beispiel in Dialogen die Wahl zwischen zwei Optionen, wie sich die Figur, die man gerade steuert, verhalten soll. Welche Auswirkungen es haben wird, ist nicht offensichtlich, kann sich allerdings später womöglich entweder als glücklich oder unheilvoll erweisen - und über Leben und Tod entscheiden. Jede Figur kann sterben und ist von da an für den Durchlauf auch unwiderruflich verloren. Es gibt mehrere Varianten, wie sich die Geschichte entwickeln kann, und demnach unterschiedliche Enden.
Hintergründe: Das Spiel bedient sich an dem Prinzip des Schmetterlingseffekts: Jede beliebige, kleine Aktion kann unvorhergesehene, große Konsequenzen nach sich ziehen. Dabei mutet es zunächst wie ein typischer Teenie-Horrorfilm an und greift auch auf alle möglichen Klischees zurück; in der Tat baut es eine unheimliche, beunruhigende Stimmung auf und weiß mit Schockmomenten zu erschrecken. Dadurch, dass man das Geschehen interaktiv erlebt und beeinflussen kann, entsteht ein völlig anderer Bezug als zu einem bloßen Film, man lernt die Figuren zu mögen oder zu hassen, fühlt sich in die Geschichte hineinversetzt und fiebert mit.
Persönliches Fazit: Mein Bruder besitzt das Spiel, hat es einmal durchgespielt und neulich einen weiteren Durchlauf anfangen wollen. Dabei habe ich ihm aus Neugier über die Schulter schauen wollen - stattdessen hat er mir spontan bei der ersten Entscheidung vorgeschlagen, dass er spielt und ich dagegen alle Entscheidungen treffen soll. Da ich keine PlayStation 4 habe, um es je selbst zu spielen, habe ich mir gedacht, warum eigentlich nicht? Ja. Ungünstig ist nur eine Sache. Ich bin eine der entscheidungsunfreudigsten Personen, die ich kenne, und wer bereits mit mir persönlich zu tun hatte, wird an dieser Stelle nun heftig nicken müssen. Ich überlege gerne lange, wäge alle möglichen Optionen und Konsequenzen gründlich ab, und will eine möglichst sinnvolle, gute Wahl treffen, ohne mich zu sehr festzulegen.
Nach fünf Stunden Spielzeit war ich ein stotterndes, zeterndes Häufchen Elend und mein Bruder hatte eine Mordsgaudi, mir einerseits zuzusehen, wie ich am Rande der Verzweiflung stehe - oder eigentlich längst mittendrin -, andererseits, wie ich erschrecke, was er seiner Aussage nach so noch nie bei mir mitbekommen hatte, zumal ich Horrorfilme mag und sonst recht hart im Nehmen und relativ unerschütterlich bin, was das angeht.
Kurzum: Wir sind etwa bei der Hälfte des Spiels angelangt und mich hat es auf jeden Fall gepackt. So sehr ich bei all den vielen Entscheidungen durchdrehe und mir manchmal die Haare raufe und ausrasten könnte, weil ich meine, klug entschieden zu haben, und dann mitansehen muss, was die Figur daraus macht oder, schlimmer, wie die anderen darauf reagieren (vor allem auf meine gut gemeinten Versuche, für Frieden und Harmonie zu sorgen, hallo, ihr habt noch genug Ärger an der Backe, ihr müsst euch nicht gegenseitig die Augen auskratzen, überhaupt, was soll der Kindergarten, ihr ...!) - ja, es macht Spaß. Auf eine gemeine, perfide Art und Weise, trotzdem ist es kurzweilig und spannend. Ich sehe der nächsten Runde mit Lachen und Weinen entgegen, ich will vorankommen und mehr erfahren und habe zugleich große Angst davor, dass mir alle Figuren vorzeitig den Löffel abgeben, und überhaupt, wie es weitergeht, wen ich nicht durchbringe und was ich mit meinen getroffenen Entscheidungen längst unabwendbar angerichtet haben mag.
Wer mit Grusel und Horror etwas anfangen kann, Spiele mit variablem Verlauf mag, den man mit seinen Entscheidungen lenken kann, und kein Problem mit button bashing hat (womit sich bei mir zum Glück mein Bruder herumplagen darf), kann seine Freude an Until Dawn haben.