Ich lese aktuell nur ein einziges Buch (deswegen ungewöhnlich, da ich mich normalerweise nie für eines entscheiden kann und gleich mehrere parallel lese xD): Klaus Störtebeker von Georg Engel. Das Buch habe ich zufällig kurz vor Weihnachten im Sonderangebot in einem Supermarkt abgegriffen - ein Glücksgriff.
Der Schreibstil ist mal etwas anderes, der Autor verliert sich in vielfältigen Metaphern und Personifizierungen, was anfangs noch verwirrend sein kann, mir aber gefällt. Dadurch wird das Geschehen sehr lebendig verbildlicht. Ich könnte ewig in diesem Text versinken, das liest sich alles so schön.
Inhaltlich wusste ich natürlich, was mich ungefähr erwarten wird, da mir die Legende über Klaus Störtebeker in ihren Grundzügen ein Begriff ist. Allerdings wird sie im Buch kreativ umgesetzt.
Dort ist er der uneheliche Sohn eines Adeligen und einer Leibeigenen, aber seine Mutter wird noch vor seiner Geburt mit einem ebenso leibeigenen Fischer verheiratet. Von Kindesbeinen an bekommt er so Armut und die Unterdrückung durch die Obrigkeit zu spüren und entwickelt bereits in diesen Jahren das rebellische Verlangen nach Befreiung und Gerechtigkeit. Durch einen merkwürdigen und ungewöhnlich gebildeten Fremden, den die Familie später bei sich aufnimmt, lernt er für seinen Stand untypisches, weiteres Gedankengut kennen. Nach einem dramatischen Wendepunkt in der Jugend kommt er durch diesen Freund auch zu den 'Schuimern', wie die Freibeuter genannt werden.
Es gibt hier einen Schnitt, die Geschichte geht dreizehn Jahre später weiter, Klaus Störtebeker ist mittlerweile an die dreißig Jahre alt und unter den 'Schuimern' zu einem einflussreichen Kapitän aufgestiegen. Doch er hat besondere Ziele vor Augen und möchte die Unterdrückten befreien. Trotzdem wird er keineswegs als absoluter Wohltäter dargestellt. Er raubt, mordet, trinkt und plündert, wie es auch die anderen tun, und kann jähzornig werden.
Ein interessanter Aspekt des Buches
Besonders interessant finde ich hier die Nebenhandlung um die junge, norwegische (oder dänische ...?) Adelige Linda. Sie begegnet ihm das erste Mal während einer Audienz Störtebekers bei der dänischen Königin. Später überfällt er die Burg der alleinstehenden Linda, seine Mannschaft plündert alles und er schändet sie. Allerdings ist es anders als sonst, da sie zuvor von seinem ganzen Auftreten und Absichten begeistert ist (bereits vor dem Überfall denkt sie ständig an seine Worte während der Audienz) und sich ihm unbewusst fast schon hingibt, was auch ihn selbst bewegt.
Nach anfänglichem Gram über den Vorfall (sie wollte ursprünglich der schrecklichen Welt immerhin ins Kloster entfliehen) entschließt sie sich sogar, sich ihm anzuschließen, weil er eine bessere Welt schaffen will. Nach langem Hin und Her kann sie ihn davon überzeugen, sie künftig mitzunehmen.
Fortan gehört ein Knabe namens Licinius zur Mannschaft, von dem allerdings alle wissen, dass er in Wahrheit eine Frau ist. Während alle denken, sie wäre Störtebekers Bettgespielin, besteht ein völlig anderes Verhältnis zwischen den beiden. Sie findet in ihm ihren Weltverbesserer, zu dem sie aufsieht, und er in ihr den treusten Anhänger seiner Ideale. Wenn er darin schwankt, hilft sie ihm über alle Zweifel hinweg.
Was zwischen ihnen ist, ist schwer zu definieren. Ich denke, eine Art der Liebe spielt unter anderem eine Rolle, da es einige Szenen gibt, die stark darauf hinweisen, doch diese Gefühle sind einerseits verklärt und kommen eher unterschwellig zur Geltung.
Klaus Störtebeker versucht schließlich seine Absichten umzusetzen - und hat sehr damit zu kämpfen, da die Natur seiner Gefolgsleute, seine eigene utopische Sicht der Dinge und seine Unerfahrenheit mit dem alltäglichen Leben seinen Zielen nicht gerade helfen. Seine Gedanken muten für mich manchmal ein bisschen (mangels eines bessere Begriffes) kommunistisch an. xD
Mir fehlen ungefähr noch die letzten dreißig Seiten des Buches. Nur traue ich mich kaum, sie zu lesen, schließlich weiß ich ganz genau, wie es ausgehen wird, und davor graut es mir. Ich muss zugeben, Störtebeker ist mir sympathisch, obwohl ich seine Art nicht mehr ganz so mag, nachdem er begonnen hat, die neue Weltordnung an Land aufbauen zu wollen. Außerdem ist er schon verraten worden und das offenbar ausgerechnet von demjenigen, der ihm am nächsten steht, was ich bisher überhaupt nicht nachvollziehen kann. T_T
@PeterGriffin
Ui, die 'Sieben-Siegel'-Saga habe ich vor etwa zehn Jahren schon zum ersten Mal gelesen und damals geliebt! Kai Meyer kann sehr schön erzählen, die Bücher lassen sich richtig flüssig und gut lesen; aus der Reihe war das Buch 'Die Katakomben des Damiano' immer mein Favorit. Für jüngere Leser sind sie auf jeden Fall empfehlenswert und wo ich so darüber nachdenke ... bekomme ich auch wieder Lust, sie nochmals hervorzukramen und zu lesen. xD
EDIT:
'Klaus Störtebeker' von Georg Engel beendet. Fazit: Anfang interessant, Mittelteil fesselnd, Ende ... doof. D: