Ein gutes Zelda zeichnet sich für mich durch hohen Wiederspielwert aus. Ein schlechtes Zelda erkennt man daran, dass man es nur einmal durchspielt und dann kein Interesse mehr daran hat.
Künstlicher Wiederspielwert
Bei Wiederspielwert muss man allerdings zwischen echtem und künstlichem Wiederspielwert unterscheiden. Manchmal verpasst man eben etwas, wenn man das Spiel nicht nochmal einmal durchspielt, man wird quasi dazu "gezwungen", es nochmal zu spielen, wenn man auf die 100% aus ist. Das ist künstlicher Wiederspielwert. Manche Zelda-Spiele bieten hierbei einen zweiten Spieldurchgang mit ein paar Änderungen an, was gut ist. Nicht so gut sind aber Items, die man verpassen kann (wie die Lichtpfeile in The Minish Cap), wo man das ganze Spiel nochmal durchspielen muss, wenn man sie haben will. Zum Glück ist das selten. Ab und zu gibt es auch Auswahlmöglichkeiten, wo man sich für eine Sache entscheiden muss.
Die Oracle-Spiele sind in der Hinsicht am stärksten ausgeprägt. Es macht einen riesigen Unterschied, in welcher Reihenfolge man beide Spiele spielt, man sollte also beide Spiele zumindest schon mal zweimal spielen, um beide Reihenfolgen abzudecken und überhaupt auch alle 64 Ringe zu bekommen. Dann gibt es noch die drei Tierbegleiter, wo man sich für einen entscheiden muss und wo je eine ganze Region im Spiel komplett anders aussieht. Hier muss man dreimal spielen, um alles zu erleben. Dann gibt es noch das Kind, dessen Entwicklung man steuern kann und wo es fünf Endresultate gibt. Man kann also die Spiele fünf mal durchspielen und immer noch etwas Neues entdecken. Was ich im Übrigen über die Jahre auch getan habe... xD
The Wind Waker ist noch ein interessanter Fall, was künstlichen Wiederspielwert angeht. Es kombiniert quasi den zweiten Spieldurchgang mit Items, die man verpassen kann, und zwar 9 der Minintendofiguren. Man kann die zwar alle im ersten Spieldurchgang bekommen, aber höchstwahrscheinlich verpasst man beim ersten Spielen ein paar, wo dann der zweite Durchgang, der einem die Farbkamera gleich zu Beginn überlässt, natürlich recht hilfreich ist.
Am Besten ist in dieser Kategorie aber The Legend of Zelda, das Urzelda mit seinem berüchtigten zweiten Spieldurchgang, der wirklich sick ist. Da ist bislang nur Master Quest heran gekommen. In der Richtung würde ich gerne mal wieder mehr sehen, denn so ein fordernder zweiter Spieldurchgang macht wirklich was aus. *schielt auf TWWHD*
Reiner Wiederspielwert
Reiner Wiederspielwert heißt wiederum, dass man das Spiel auch einfach so, ohne irgendsolche Anreize nochmal durchspielt. Einfach weil man es will. Und dieser Wiederspielwert ist der Beste und spiegelt direkt die spielerische Qualität des Spiels wieder.
Das muss jeder für sich selbst entscheiden, welches Spiel in dieser Kategorie punktet, für mich persönlich sind hier Link's Awakening und Ocarina of Time an der Spitze. A Link to the Past ist hier auch sehr gut, ALttP hat vor allem einen reizvollen Einstieg, wo einem die Lichtwelt offen steht und man hier viele Items recht frühzeitig bekommen kann. Das macht Spaß und zieht einem ins Spiel.
Bei Link's Awakening ist aber wohl die Kürze des Spiels ein entscheidender Faktor, ich kann es in einem Zug in vier Stunden zu 100% durchspielen, es ist also etwas, was ich quasi zwischendurch mal mitnehmen kann, während man für ein Ocarina of Time etwas mehr Zeit einplanen muss. Aber bislang wurde LA mir nicht langweilig, ich hab es bestimmt über die Jahre um die 15 Mal durchgespielt, falls das reicht. Ich zock es fast einmal pro Jahr.
Ich selbst spiele immer auf 100%, wenn ich spiele, dann richtig. Also, irgendwo Items liegen zu lassen tut mir in der Seele weh, da bin ich zu OCD. Beim Wiederspielen ergibt sich für mich hier meist eine Art Gedächtnistraining. Ich bin dann meist sehr fokussiert auf Sidequests und versuche, alles so zeitig wie möglich zu holen. Für mich ergeben sich halt dann Gedankengänge wie "okay, ich hab jetzt den Enterhaken, damit bekomm ich das und das und das..." Das macht mir Spaß und ist wohl auch der Grund, warum ich Laufe der Jahre zum lebenden Zelda-Spieleberater wurde. xD Und bei Link's Awakening mach ich mittlerweile beim erneuten Durchspielen quasi 100%-Speedruns. xD
In der Hinsicht sind für mich aber auch Spiele, wo die 100% nur schwer zu erreichen ist, eher anstrengend und damit abschreckend. Insbesondere die Nintendo DS Zeldas mit ihren zufallsbasierten Schätzen und Schiffsteilen, wo man stundenlang grinden muss, um alles zu bekommen... das tu ich mir nur ungern ein zweites Mal an.
Episodischer Wiederspielwert
Majora's Mask hab ich aus demselben Grund auch "nur" drei-viermal über die Jahre durchgespielt, die vielen Minispiele sind einfach ätzend. Allerdings hat Majora's Mask eine besondere Eigenschaft: man kann durch das 3-Tage-System jederzeit ins Spiel zurückkehren und nochmal Quests machen, wenn man mag. Als Kind hab ich auf dem N64 von Majora's Mask nicht die Finger lassen können. Ich hab es zwar nur einmal komplett nochmal von vorne durchgespielt, aber ich bin eben immer wieder ins Spiel und hab nochmal Quests gemacht, Dungeons nochmal gespielt und dabei mit Masken experimentiert oder ähnliches. Die beiden Skulltula-Häuser hab ich dutzende Male einfach so zum Spaß durchgespielt. Oder als Grimmige Gottheit die vier Bosse zu verkloppen, insbesondere Gyorg, ist Genugtuung pur.
Das Besondere daran ist, dass es man es eben zwischendurch spielen kann. Ich muss nicht Majora's Mask komplett nochmal von vorne durchspielen, um bestimmte Highlights nochmal zu erleben. Ich kann das Spiel einfach auspacken und mich mal eine Stunde durch Ikana schlagen, wenn ich mag.
Was das betrifft, fänd ich es gut, wenn jedes Zelda so eine Art "Replay-Modus" anbieten würde. Mittlerweile gibt es ja die Bosskampf-Modi, wo man Bosskämpfe nochmal spielen kann, was sicherlich sehr nett ist und einem dazu beweget, nochmal das Spiel anzuwerfen. In Skyward Sword werf ich gern nochmal die Heldenschule an und stell mich da dem Todbringer oder den Sairen. Es wäre natürlich geil, wenn Nintendo dies erweitern würde. Anstatt nur Bosskämpfe und bestimmte Challenges, wird das Spiel eben in Kapitel unterteilt, die man im Hauptmenü auswählen kann. Dort kann man eben Dungeons nochmal durchspielen oder ähnliches.
Da fällt mir ein, dass ich zu Twilight Princess mir für alle Dungeons Savegames auf unterschiedlichen Memory Cards angelegt hatte. Analog zu Majora's Mask hab ich das Spiel selber auf dem Cube nur zweimal, aber die Dungeons, insbesondere die Wüstenburg oder Bergruine, viele Male durchgespielt. Das sind eben so Highlights, die man gerne nochmal rauspickt, ohne sich dafür extra nochmal durch das komplette 40-Stunden-Spiel kämpfen zu müssen.
Bei der Collector's Edition hab ich auch die verschiedenen Level der The Wind Waker-Demo ganz paar Mal gezockt. Warum? Es ist einfach etwas für Zwischendurch.
Also, ich fände es echt gut, wenn Nintendo einen Modus anbieten würde, der einem die Möglichkeit anbietet, das Spiel kapitelweise nochmal anzugehen. Dann würd ich auch Zelda viel öfter nochmal auspacken.
(Übrigens sind in dieser Kategorie die beiden Four Swords-Spiele natürlich stark, da diese eh schon in Level unterteilt sind. Ich pack gerne beide Spiele nochmal aus und zock ein Level so zum Spaß. Es ist einfach etwas für zwischendurch, was Zelda sonst kaum bietet. Four Swords AE ist hier natürlich besonders nice mit seinen zufallsgenerierten Leveln - man weiß nie, was man kriegt.)
Nicht-Linearität
Ein weiteres wichtiges Kriterium für den reinen Wiederspielwert ist für mich Nicht-Linearität und Offenheit. Wenn ich Dinge in unterschiedlicher Reihenfolge machen kann, hat dies für mich einen unglaublichen Reiz. Damit fang ich dann an zu experimentieren, jedes Durchspielen sieht anders aus. TLoZ ist hier natürlich groß, aber auch Ocarina of Time ist hier ganz stark, wie dies bereits in einem der anderen Threads analysiert wurde.
Ich hab sogar Phantom Hourglass, welches ich insgesamt nicht sooo gut fand, mehrmals durchgespielt, einfach weil das Spiel jede Menge Freiheiten zulässt. Zuerst Mutohs Tempel, dann den Eistempel und zum Schluss erst den Goronentempel? Challenge accepted! Nicht-Linearität ist beim Wiederspielwert für mich Trumpf.
Es gibt natürlich viele, die das nicht sehen, und bei Ocarina of Time zum drölften Mal zuerst Waldtempel, dann Feuertempel und dann brav den Wassertempel spielen... dann muss man sich ja aber nicht wundern, wenn es langweilig wird. xD
Null Wiederspielwert
Das Zelda-Spiel mit dem schlechtesten Wiederspielwert ist für mich Spirit Tracks. Das Spiel hat als Einziges für mich weder künstlichen, noch episodischen (außer dem Bosskampf-Level), noch echten Wiederspielwert zu bieten. Und es ist so fürchterlich, fürchterlich langsam. Es ist das lahmste Zelda-Spiel überhaupt und schleppt sich ewig dahin. Grauenhaft. Hinzu kommt der bereits ewähnte Fakt, dass man unglaublich lange für die Schätze farmen muss, wenn man alle Zugteile will. Ich hab jedes Zelda-Spiel mindestens ein zweites Mal durchgespielt und bei jedem anderen Zelda-Spiel mit dem zweiten Durchspielen auch meinen Spaß gehabt. Nur nicht bei Spirit Tracks. Das zweite Mal war für mich hier eine Qual und seitdem bewerte ich Spirit Tracks als das schlechteste Zelda-Spiel.