Zitat
Original von Manto
Möchte da mal eine Lanze für Twilight Princess brechen. Wo ist man im Spielablauf und Erkunden in OoT denn bitte freier als in TP? Ich darf mir die Reihenfolge der letzten beiden Tempel aussuchen, aber sonst?
Das denken sehr viele Zelda-Fans, es ist aber tatsächlich komplett falsch, bzw. ein beliebter Irrglaube, weil die meisten nur blind Navi folgen, ohne je zu experimentieren.
Die Reihenfolge der Dungeons in OoT ist wesentlich variabler als nur die letzten beiden Tempel. Als Erwachsener hast du viele Möglichkeiten, was du als Erstes tust. Du hast nur die Voraussetzung, Wald-, Feuer- und Wassertempel abgeschlossen haben zu müssen, um den Schattentempel betreten zu können. Der Rest lässt sich wild durcheinander spielen. Spiel zuerst die Eishöhle, dann hol dir den Fanghaken, spiel den Feuertempel, hol dir Epona, spiel die Gerudo-Festung... alles möglich! Mit dem Fanghaken stehen dir direkt die ersten drei Tempel offen. Du musst nicht zuerst in den Waldtempel.
Ohne Backtracking gibt es mindestens sieben verschiedene Reihenfolgen, die Tempel durchzuspielen. In Master Quest schaut das nochmal anders aus (weil hier der Bogen an anderen Stellen benötigt wird). Und wenn es dir nichts ausmacht, in Dungeons nur mal reinzuschnuppern, lassen sich die irrwitzigsten Dinge anstellen...
Ocarina of Time IST das nicht-linearste Spiel der Reihe nach dem ersten Teil. Das kriegen leider nur die wenigstens Fans mit, weil sie stets blind Navi folgen, ohne selber nachzudenken oder zu experimentieren. Wenn du dich aber wirklich mal mit dem Spiel auseinander setzen würdest, bietet es dir soviel mehr als nur die Frage "Schatten- oder Geistertempel zuerst?".
Was ich auch immer sehr gerne vergleiche, ist der Moment, wenn man zum ersten Mal den Wald verlässt. In OoT als Kind liegt die weite, offene Hyrule Ebene vor mir. Ich muss nicht zwingend zur Stadt und zum Schloss. Ich kann direkt zum Hylia-See eine Runde angeln. Durch's Gerudo-Tal mit Hühnern fliegen. Die Farm und Kakariko erkunden. All dies mag mir zwar vielleicht nur ein paar Herzteile und Spinnen bringen, aber ich habe bereits all diese Freiheiten frühzeitig im Spiel.
In Twilight Princess? Ich stehe vor einem kleinen Feld, wo ich bis auf 2 Käfer zu sammeln nichts tun kann und mir alle Richtungen versperrt sind, entweder durch verschlossene Tore oder Felswände. Ich muss stur dem Weg nach Kakariko folgen, wo auch wieder alles bis auf ein Weg versperrt ist... man wird durch ganz Hyrule auf einem geraden Pfad geleitet, der Spieler wird in keinem einzigen Spielmoment mal dazu ermutigt, die Welt auf eigene Faust zu ergründen.
Aber genau das war es doch, was Zelda mal ausmachte! In die weite Welt hinaus ziehen und diese zu erkunden...
Es geht darum, wie frei man sich fühlt. Das tut man nicht in TP oder SS, wo die Welten (und Verliese) komplett linear sind. Majora's Mask mag so ein Sonderfall sein, wo der Spielablauf um die Tempel recht linear ist (es gibt aber auch hier Ausbruchsmöglichkeiten), das Spiel gleicht das aber mit seiner Fülle an Sidequests aus. Man stolpert in die offene Welt von Unruhstadt, wo es viel zu entdecken gibt...
Und auch um diese Spieltiefe geht es. Dass ich eben eine Welt habe, wo es mir Spaß macht, diese zu erkunden. Wo ich in jeder Ecke Details finde. In OoT und MM waren Hyrule Stadt, Kakariko und Unruhstadt reich an NPCs, Mythensteinen und anderen Details, die mir Informationen über die Welt geliefert haben. Man erkundet auf eigene Faust die Welt und damit die Story der N64-Zeldas, was auch viel mehr die Fantasie anregt. OoT geht sogar soweit, dass es die Fans hier auf ZE zu ihrer eigenen komplexen RPG-Welt inspiriert hat... versuch das mal mit SS.
Oder was hab ich da in Twilight Princess? Eine Stadt voller Leute, die nichts zu sagen haben, und zwei tote Kakarikos, wo keiner mehr lebt? Toll... das Spiel ist so leer und arm an Erkundungsreichtum.
Zelda mag vielleicht nie so offen wie Elderscrolls gewesen sein, aber so linear und unfrei, wie die Klassiker gerne dargestellt werden, sind sie eben nicht. Vor allem Ocarina of Time wird hier viel zu oft von Fans Unrecht getan.