Rätsel gehören zu den zahlreichen Krebsgeschwüren, an denen die Zelda-Reihe leidet. Ging mit A Link to the Past los und ist seitdem zu einer lebensbedrohenden Größe herangewachsen. In den NES-Klassikern gab es keine wirklichen Rätsel. Da gab es versteckte Geheimnisse, Secrets. Verstecke Durchgänge finden, etc. - kein Block auf einen Schalter schieben oder ähnlicher Schmarn. Der Unterschied dazu ist, dass es immer aufregend ist, wenn man ein Geheimnis offenlegt. Einen versteckten Durchgang öffnet. Eine Fackel mit einem brennenden Stock anzuzünden ist da einfach weniger prickelnd.
Und genau da liegt mein Problem. Ich habe nichts gegen gute Rätsel, ganz im Gegenteil, ich genieße die ein oder andere Kopfnuss. Kürzlich erst ein paar der schwereren Community-Testkammern in Portal 2 gespielt, die sind teilweise zum verzweifeln, aber sobald man es erstmal rausfindet, fühlt man sich gleich wie ein Genie. Und genau das fehlt bei Zelda. Die Rätsel bei Zelda sind zu 95% einfach nichts. Man schiebt einen zwei Meter entfernten Block auf einen Schalter und schon sprüht es Konfetti. Das ist weder anspruchsvoll, noch sinnvoll. Wo gab es schon in Zelda mal wirklich anspruchsvolle Rätsel? Die Eisschieberätsel in TP und die höheren Etagen des Turms der Götter in ST halte ich noch für die größeren Highlights der letzten Jahre. Aber auch das war jetzt alles nicht so hart. Und wenn es mal schwierig werden könnte, poppt eine Phai auf und drückt mir die Lösung ins Gesicht. Es hätte ja passieren können, dass ich mal kurz nachdenken muss, um Dins Willen, bloß nicht...
Natürlich empfindet das jeder anders und es ist schwierig hier, eine Balance zu finden. Chibikeks braucht für das Eisschieberätsel in TP 45 Minuten, ich lös es in 5 oder weniger. Das soll jetzt kein Angriff gegen Chibikeks sein, sondern nur zeigen, dass Nintendo hier größte Schwierigkeiten haben dürfte, es wieder mal allen Recht zu machen. Zelda ist von Natur aus kein Rätselspiel. Zelda ist vieles, und jeder spielt Zelda aus ganz verschiedenen Gründen. Was Zelda in vielerlei Hinsicht zu einem Problemfall macht. Die einen wollen vielleicht nur wissen, wie die Story weitergeht, und sind dann völlig frustriert, wenn sie an einem "blöden Schiebe-Rätsel" hängen bleiben. Die anderen wollen gute Kopfnüsse, sind aber völlig unterfordert.
Ein weiteres Problem ist einfach der Wiederspielwert. Rätsel haben keinen. Ganz besonders nicht die massengerechten IQ-von-100-Rätsel, die man bei Zelda vorgesetzt bekommt. Und Wiederspielwert ist einer der wichtigsten Faktoren bei Videospielen, wenn nicht gar der wichtigste. Ein Spiel ohne Wiederspielwert hat keinen großen Wert. Wobei die Industrie natürlich auf geringen Wiederspielwert setzt, damit sich auch ja den zweiten und dritten Teil holt, aber das ist ein anderes Thema... Das Problem ist, dass Rätsel beim wiederholten Durchspielen einfach zum Balast werden, zu überflüssigen Bestandteilen. Aus welchem Grund man auch immer sich dazu entschließt, ein Zelda-Spiel nochmal durchzuspielen, die Rätsel sind es nicht und stehen dann nur im Weg. Fackel anzünden, Schalter drücken, kenn ich schon, ist langweilig, hält mich nur auf. Es ist sehr schwierig, ein Rätsel zu kreieren, das so gut ist, dass es einem auch fordert, selbst wenn man die Lösung bereits kennt. Und dass man sich auch beim wiederholten Lösen wie ein Genie fühlt. Aber damit wären wir wieder bei der Überforderung...
Was mir in der Hinsicht auch gar nicht gefällt, sind (Boss-)Gegner, die praktisch nur eine Art Rätsel sind. Meistens geht es nur darum, die Schwachstelle zu finden, was meist so übertrivial ist, dass man sich fast schämen muss ("hmm, im Dungeon gab es einen Bogen und der Boss hat ein riesiges Auge, was mach ich nur...?"). Und sobald man das "Rästel" gelöst hat, ist der Kampf nur eine simple Abfolge von Dingen, bei der man keinen Kratzer erfährt. Ich will einen ordentlichen Kampf wie bei den Bossen in Zelda II, aber sowas gibt es nur noch sehr selten. Leider.
Nun, Rätsel in Zelda sind zu etwas geworden, das man gestalten kann, wie man will, irgendwer wird damit ans Pein gepinkelt. Für den einen sind zu einfach, für den anderen zu schwer. Weglassen kann man sie aber auch nicht, weil es durchaus auch Leute gibt, die Zelda wegen der Rätsel spielen...