Die zentrale Frage, um die sich dieser Thread drehen soll, ist:
"Wissenschaftsethik - nötige Selbstkontrolle, oder Behinderung des Fortschritts"
- Der Papst hat es bei seiner Rede angedeutet, der Mensch muss sich seiner Verantwortung gegenüber der Natur bewusst sein.
- Vor kurzem hat die Länderkammer die Präimplantationsdiagnostik für zulässig erklärt.
Um mal nur zwei Gedankenanstöße zu geben.
Es gibt so viele Gebiete der Wissenschaft, in denen der Mensch mit seinem Wissen so weit gekommen ist, dass er sich nun vor einer Wand moralischer und ethischer Bedenken befindet, die es fraglich macht, ob er weiter machen soll, oder ob er es ab hier bleiben lassen sollte.
Die PID ist nur ein "kleines" Beispiel
Zitat
Als Präimplantationsdiagnostik (PID) werden zellbiologische und molekulargenetische Untersuchungen bezeichnet, die dem Entscheid darüber dienen, ob ein durch in-vitro-Fertilisation erzeugter Embryo in die Gebärmutter eingepflanzt werden soll oder nicht. Die PID wird hauptsächlich zur Erkennung bestimmter Erbkrankheiten und schädlicher Besonderheiten der Chromosomen angewendet.
quelle: Wikipedia
Hauptargumente gegen die PID, sind allesamt nur ethisch/moralischer Natur, mit anderen Worten es spricht kein trockener Fakt dagegen.
Nächstes Beispiel: Gen-Food
Ich muss ja jedes Mal lachen wenn ich jmd sagen höre "Das Gemüse esse ich nicht, da sind Gene drin"
Nein, bleiben wir ernst: Transgene Pflanzen fangen an den Weltmarkt zu dominieren. Sie bringen mehr Ertrag, sind weitestgehend resistent gegen Schädlinge und und und...
Es gibt viel, was Genpflanzen können, doch dann meldet sich der Öko und brüllt "Das Zeug ist unnatürlich und ungesund".
Fakt ist, kein Mensch weiß, ob es wirklich ungesund ist, dafür gibt es Gen-Food einfach nicht lang genug.
Der durchschnittliche westliche Mensch kann es sich leisten, sich teures Bio-Food zu kaufen, in Dritte Welt Ländern muss der Mensch essen, was man ihm gibt und Gen-Food ist nun mal billiger, auch im Anbau und "lohnt" sich daher für afrikanische arme Bauern eher.
Krasseres Beispiel: Stammzellenforschung
Hierzu ein kleiner Clip: Family Guy über Stammzellen
Kurze Beschreibung: Peter hatte einen Schlaganfall und beschließt, weil er kein Spaß mehr am Leben hat, es mit Stammzellenforschung zu versuchen. Als er geheilt aus der Klinik raus kommt, folgender Dialog zwischen ihm und dem Wachmann:
Peter: "Wie lange war ich da drin?"
Wachmann: "Etwa fünf Minuten."
Peter (total entsetzt): "Warum wird das nicht subventioniert?"
Bitte jetzt nicht glauben, ich würde darauf meine Meinung und mein Wissen aufbauen :D
Stammzellenforschung hätte das Potential, die Medizin auf ein komplett neues Level zu heben. Was der Mensch alles mit fötalen indefferenzierten Zellen anstellen könnte ist noch gar nicht ausgetestet. Das Problem mit Stammzellen ist die Herstellung: Sie kommen von Föten/Embryonen.
Jetzt ist die große Frage: Ab wo sieht man den Beginn des Lebens, also ab wo ist es fast als Mord zu bezeichnen, einen Fötus für seine Stammzellen "auszuschlachten"? Ist es die Fusion von Samenzelle und Eizelle? Ist es die Einnistung in die Gebärmutter? Ist es die Entwicklung des zentralen Nervensystems und des Herzens? Oder ist es erst die Geburt? Ab wo kann man von potentiellem Leben reden? Von hier aus kann man auch gerne einen Querschlag zum Thema Abtreibungmachen.
Mit der Stammzellenforschung verwandt: Klonen
Wobei man hier zwischen therapeutischem Klonen, also dem "nachbauen" einzelner Organe, und dem kompletten Klonen eines ganzen Organismuses unterscheiden muss. Das therapeutische Klonen könnte dazu dienen, Menschen, die ein neues Organ brauchen, ein Organ zu geben, das nicht nur zu ihnen passt, sondern praktisch von ihnen kommt. Die Abstoßung wäre gleich Null, aber auch hier gibt es wieder moralische und ethische Stimmen, die beim Klonen eine Grenze sehen, die der Mensch nicht überschreiten darf, vom kompletten Klonen gar nicht erst anzufangen.
Aber warum wäre es so falsch, einen Menschen zu klonen?
Als sozusagen Zusammenfassung: Eugenik
Die natürliche Selektion von kranken und schadhaften Individuen ist beim Menschen durch seine Fortschritte in Lebensqualität und Medizin ausgesetzt, es kommt also zu einer permanenten Dysgenik, zu einer Verschlechterung des gesamten Genpools. Kranke, oder auch behinderte Menschen, wären in der "freien Wildbahn" hilflos und würden nicht lange überleben. Doch der Mensch ist stets bemüht das Leben zu verlängern und ich bin mir sicher, bald wird der Mensch durchschnittlich über 100 (Joopy Heesters ftw XD ) Fast alles was ich bisher aufgezählt habe, würde Anwendung im Bereich der Eugenik finden, besonders die PID. Warum sollte man ein Kind, dass schwer behindert oder erbkrank auf die Welt kommen würde und das unter "normalen" Umständen wahrscheinlich keine vier Jahre alt werden würde, überhaupt auf die Welt bringen und es teuer und umständlich am Leben erhalten? Am Ende gibt dieser Kranke Mensch, seine kranken Erbanlagen sogar selber weiter und verstärkt die Dysgenik noch weiter und da kann mir keiner mehr erzählen, dass das noch natürlich ist.
Eigentlich waren all diese Beispiele fast unnötig für die Diskussion, denn ich will hier nicht über die Zulässigkeit der einzelnen Beispiele diskustieren, sondern über die ethische Frage hinter all diesen Beispielen: Wie weit darf der Mensch gehen? Darf man Fortschritt über Moral und Ethik stellen? Sollte der Mensch, einfach weil er könnte? Ist das Ergebnis, zb die Rettung von Tausenden über den Weg, zb die "Tötung" von Embryonen, zu stellen?
Und noch eine kleine Bitte vorweg: Bitte informiert euch vor einer Antwort ein bisschen über das, was ihr antworten wollt. Es ist ermüdend immer wieder jmd die Fakten erklären zu müssen, weil dieser jmd denkt sein Halbwissen wäre ausreichend. :)