Da hast du einiges falsch verstanden und berufst dich somit auf Argumente, die ich gar nicht genutzt habe. Ich versuche die Dinge mal zu berichtigen bzw. klarer herauszustellen, da mir bewusst ist, dass unsere Sicht der Dinge (nicht in Bezug auf die Todesstrafe, sondern unser Weltbild) sich wohl unterscheidet und du daher vielleicht einige meiner Ansätze (da wohl nicht weiträumig genug erklärt) missverstanden hast.
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Original von Al Fifino
Die Frage ist jetzt also: Inwiefern willst Du rechtfertigen, dass Menschlichkeit mit dem Nicht-Töten von Insekten zu tun hat? Es ist eine Sache, ein Insekt auszulöschen - ein kleines, für den Menschen meist kaum beachtetes Wesen - und wieder eine andere, einen Menschen zu töten, der von seiner Wahrnehmung her genauso weit ist wie man selbst. Genausowenig hat Menschlichkeit etwas mit dem Essen von Fleisch zu tun. Der Mensch ist schließlich ein Säugetier und somit, rein von der Natur aus gesehen, vollkommen berechtigt, zu "jagen" und Fleisch zu verzehren.
Das war bspw. keine Sekunde Teil meiner Argumentation.
Mir ging es an diesem Punkt vor allem um die Ignoranz und Arroganz, die Menschen mit sich bringen. Menschlichkeit wird nur auf den Menschen bezogen? Also ist menschliches Handeln exklusiv? Wenn ich also eine Katze erschlage, weil es mir Spaß macht, bin ich nicht unmenschlich, das ist ein interessanter, aber viel zu egozentrischer Ansatz, den man leider viel zu oft bei unserer Spezies beobachten kann.
Ich denke, da ist die Begrifflichkeit freilich auch zu eng gefasst, im Grunde ist mir allein das Wort "menschlich" schon ein Dorn im Auge. Menschen proklamieren doch stets, welche Weitsicht diese unsere Spezies nicht besitzt und dann soll Grausamkeit nur dann eben als genau das angesehen werden, wenn es um andere Menschen, aber nicht Lebewesen an und für sich geht?
In meinen Augen nur wieder ein Beweis, wie heuchlerisch unsere Spezies doch mit ihrer "Intelligenz" umgeht.
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Original von Al Fifino
Zudem ist das System, das Du hier beschreibst, schlichtweg lächerlich. Einen überführten, mehrfachen Mörder über die Rechtssprechung, über einen Richter, der nach freiem Gewissen entscheidet, zu töten, macht den Richter also zu einem Mörder, den man wiederum ebenfalls hinrichten müsste?
Auch hier hast du mich ganz klar missverstanden.
Ich beschrieb kein "System", in welchem der Richter "offiziell" ebenfalls hingerichtet werden müsste, sondern ging lediglich auf die verzerrte Logik des Gedankens hinter der Todesstrafe ein. Insofern stimmst du mir mit der Erweiterung dieses Bild nur weiter zu, denn du stellst noch klarer als ich heraus, wie absurd dieser Weg wäre.
Mir ging es um den Rachegedanken, der in meinen Augen einzige Motivation von Befürwortern der Todesstrafe sein kann. Dieser Rachegedanke wohnt wohl in jedem, der einen geliebten Menschen verliert – auch in Angehörigen des Mörders, möchte ich meinen. Insofern sollte mein Bild nur die Absurdität hinter diesem Motiv herausstellen. Was du nun freilich durch Erweiterung des Ganzen noch klarer gemacht hast, daher muss ich mich wohl bei dir bedanken. :zwinkern:
Aber eben weil unser Rechtssystem nicht auf einem Rachegedanken fußt, sondern auf Prävention (vor dem Verbrechen) und eventueller Läuterung des Täters, ist das Recht für Verurteilung im rechtlichen Sinne automatisch gegeben, da dies die nach unserem System legitime Variante ist, die beiden Säulen (also Prävention und Läuterung) in die Tat umzusetzen.
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Original von Al FIfino
Das war allerdings ein Absatz, wo ich mich doch schon schwer wundern musste. Es ist also nicht unmenschlich, jemanden aus Wut umzubringen? (Wut ist auch nur eine Art von Leidenschaft.) Und jemanden zu töten, weil man einen geliebten Menschen schützen will? Nennt sich im Normalfall "Notwehr", und in allen anderen Fällen "Totschlag aus niederen Gründen".
Aber mal ernsthaft: verliert man nicht zumindest einen Teil seiner Menschlichkeit, wie wir sie in Deutschland sehen, wenn man jemanden umbringt?
Hier hast du ebenfalls nicht weit genug gedacht, um meinen Einwurf zu verstehen, sondern sahst lediglich den Mord an sich, bist aber vom Motiv weggegangen, das ich immer so eingehend betrachte.
Worum geht es mir hier vor allem?
Gefühle sind menschlich. Wenn ich also aus einem Gefühl heraus (!), sei es Wut, Liebe, Eifersucht oder anderes, töte – macht mich das nicht zu einem Unmenschen, im Gegenteil. Denn ich handle nach dem größten Attribut, das man unserer Spezies doch so gerne exklusiv zuspricht (obwohl auch Tiere fühlen können, nur ist noch unklar, in welchem Maße). Einen Menschen, der aus einem Gefühl heraus so eine Tat begeht, als unmenschlich zu bezeichnen, ist schon ein Widerspruch an sich. Daher distanziere ich mich ganz klar von solchen Einteilungen, wenn ich über Mörder oder dergleichen spreche. Das sind keine Monster, sondern sie geben ihren menschlichen Gefühlen auf fehlgeleitete Art und Weise nach. In dem Sinne ist es also nur wieder ein Argument GEGEN die Todesstrafe – denn die Art und Weise, wie man mit seinen Gefühlen umgeht, kann man ändern. :nick:
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Oroginal von Al FIfino
Und ich nenne jetzt sicher keine Zahlen, weil ich keine kenne und auch keine gefunden habe.
Gut, in dem Punkt muss ich sagen, dass wir wohl beide nichts beweisen können, ehe wir keine Zahlen vorweisen können. Touché. xD