Die Plattform nehmen ist ein gutes Stichwort, Kha.
Was mir auffällt, wenn es an das Thema NS-Zeit geht, ist immer wieder ein genervtes Aufstöhnen seitens derer, die es in der Schule mal durchsprachen. Doch haben sie deshalb wirklich Ahnung, was vor sich geht? Wohl kaum, die meisten verschließen ihre Augen einfach vor der Problematik, es sei doch ohnehin noch nicht so schlimm und Dinge wie damals könnten niemals wieder passieren.
…
Genau.
Worin ich ein großes Problem sehe, ist die Aufarbeitung der Geschichte, wie Kha es auch eben schon hat anklingen lassen. Kaum dass es an dieses Thema geht, zucken viele Deutsche zusammen und trauen sich gar nicht mehr, den Mund aufzumachen geschweige denn dass es in den Augen vieler auch nur annähernd hinnehmbar wäre, Witze darüber zu reißen. Beispiel "Die Harald Schmidt Show" – der Mann hatte ein "Nazometer" in seiner Sendung, das bei jeder "gefährlichen" Äußerung ausschlug – herrlich, man lachte Tränen ob dieses treffenden Zynismus.
Doch das war dem Ersten wohl schon zu viel und so wurde der Mann öffentlich dazu aufgefordert, das Ding aus seiner Sendung zu nehmen – also bitte, wo bleibt da die Pressefreiheit und zudem noch die Möglichkeit der Aufarbeitung? Es gibt nichts besseres als mit Humor auf Missstände hinzuweisen. Und der größte Missstand, der durch diesen Nazometer-Fall klar wurde, ist der:
Die Deutschen haben verlernt, Deutsche zu sein.
Was ich damit meine?
Jede winzige Äußerung, die auf Nationalstolz hinweist, wird niedergeknüppelt, weil man Angst hat, man könnte als Nazi in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden. Wegen ein bisschen Patriotismus? Also bitte. Umso erfrischender die Stimmung während des "WM-Wunders"; wir erinnern uns zurück: Fahnen mit den Nationalfarben überall auf den Autos, an den Fenstern, es wurde mit der Mannschaft mitgefiebert und auf dem Platz des Public Viewings durfte laut "Deutschland" gerufen werden, ohne dass man dafür schief angesehen wurde.
Natürlich ist das ein Ausnahmezustand, doch das zeigt doch sehr gut, was die eigentliche Anlaufstelle unserer braunen Freunde ist. Sie kratzen an allen empfindlichen Punkten der Deutschen. Arbeitslosigkeit, Migration, Nationalstolz. Und aus letzterem gehen meiner Meinung nach die anderen Punkte hervor, sobald der Stolz übersteuert und fehlgeleitet wird. Das aber ist nur möglich, weil Patriotismus öffentlich gerne abgewunken oder gar belächelt und im schlimmsten Fall mit Skepsis oder Angst betrachtet wird. Man könnte ja abrutschen.
…