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Original von UltimaWeapon
Seit Abtreibung legalisiert wurde, hat sich die Achtung vor dem Sein und dem Leben meiner Meinung nach sprichwörtlich in Rauch aufgelöst :(
Ich sehe das genau umgekehrt: Die Menschen machen sich seit Modernisierung der Medizin und Einführung aktiver genetischer Verfahren viel mehr Gedanken um Sein und Nichtsein. Es wird diskutiert, was geht, was nicht geht, wo Leben beginnt und wo es endet beziehungsweise, ab wann man Entscheidungen treffen darf, die ganz allgemein formuliert nicht dem Konsens vor noch 50 Jahren entsprechen.
Was ist daran schlecht, dass nachgedacht wird? Dass unter Ottonormalbürgern aktiver Philosophie betrieben wird als je zuvor? Das kann ich nicht für schlecht befinden. Man sollte sich zudem nicht dem Irrglauben hingeben, Wissenschaftler würden während ihrer Forschungen nicht auch selbst darüber grübeln, inwieweit ihre Erkenntnisse uns zum Guten gereichen – oder doch eher schaden. Was daraus gemacht wird, können Wissenschaftler nicht ändern. Siehe Albert Einstein und Atombomben.
Um ganz allgemein auf die Eingangsfrage einzugehen:
Ich denke, es gibt keine eindeutige Antwort (Lieblingsantwort aller Philosophen :D).
Man muss sich ja die Frage stellen, wo Fortschritt aufhört und Wahnsinn anfängt, denke ich. Doch wie macht man das fest? Wieso ist Klonen verwerflich? Gefährlich wäre es nur, wenn ein Klon nicht als eigenständiges Individuum angesehen würde, wie es beispielsweise im Horrorszenario des Films Die Insel (2005) der Fall ist. Wer den Film kennt, weiß, wie krass menschliche Klone dort nur noch als Lager der Organe genutzt werden, um ihren "Vorbildern" später zur Ausschlachtung bereit zu stehen. So ein Szenario wäre tatsächlich Wahnsinn. Wenn man an die Psyche derjenigen denkt, die feststellen, dass sie vielleicht nur der Klon eines anderen sind.
Doch ich denke, dass wir davon vielleicht gar nicht so weit entfernt sind, wie wir glauben. Eltern, die ihre Kinder verlieren? Wer würde nicht wollen, dass genau dieses Kind wieder ein Teil der Familie ist? Wer würde dann nicht mit dem Gedanken spielen, es klonen zu lassen, ohne ihm je davon zu erzählen? Stellt sich einem wieder die Frage, ob es dann noch derselbe Mensch ist oder ob man ihn doch anders betrachten sollte, was passiert, wenn dieser Mensch herausfände, dass er "nur" ein Klon ist… Wir Menschen haben eine empfindliche Psyche, Kleinigkeiten reichen aus, sie völlig aus dem Gleichgewicht geraten zu lassen. Insofern sind Bedenken in dieser Richtung völlig berechtigt.
Doch was geht den Fortschritt an sich an?
Wissenschaftsethik ist in meinen Augen schon notwendig, doch auch da sollte man abwägen und nicht sofort alles verteufeln, was "alten Werten" entgegengerichtet ist. Mereko hat das schon sehr anschaulich erklärt und uns gezeigt, dass auch Leichen einst nicht zu Forschungszwecken ausgenommen werden durften. Heute sind Autopsien bei Verstorbenen nichts Ungewöhnliches mehr.
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Original von Mereko
Geht es um einen Menschen ist alles unethisch und unmoralisch, aber geht es um Tiere, stört es maximal die Tierschützer, wobei ich nicht glaube, dass sich Tierschützer groß um die Embryonen von Labortieren kümmern. Warum darf der Mensch an anderen Spezies Experimentieren und Forschen, aber an sich selber nicht? Warum ist es in Ordnung und nicht bedenklich ein sportlich erfolgreiches Pferd zu klonen und das selbe zb mit einem genialen wissenschaftler komplett verwerflich?
Steinigt ihn! Holt eure Mistgabeln raus, der Mann redet ihm Wahn!
…
:zwinkern:
Gute Fragen eigentlich, die du da in den Raum wirfst. Ich frage mich auch immer, woher diese geradezu "Heiligsprechung" des menschlichen Körpers kommt. Wenn ich tot bin, bin ich tot. Mein Körper nur noch eine Masse aus Fleisch und Knochen. Ein Zellhaufen ist alleine nicht lebensfähig – wieso ihn zu einem Leben erklären? Weil Bakterien auch nur Zellen sind und trotzdem "leben"? Ich brauche eine neue Niere, aber keiner in meinem Umkreis kommt als Spender infrage. Wieso nicht mein eigenes Organ klonen lassen und sicher sein, dass es vom Körper angenommen wird?
Es gibt in meinen Augen so viele Dinge in der modernen Medizin, die von einer Wissenschaftsethik tatsächlich nur Hinderung, aber keine sinnvollen Anstöße erfahren, dass ich mich schon manchmal frage, wie notwendig es ist, über alles nachzudenken. Dann wiederum treten solche Fälle auf wie eben Kinder, die nur deshalb gezeugt werden, um ein älteres Geschwisterkind zu retten. Und dann wird es wohl doch wieder notwendig.
Eben weil wir Menschen ein Bewusstsein haben, das mit Weiterdenken und einer bewussten Wahrnehmung von Vergangenheit und Zukunft sowie detailliert beschreibbaren Gefühlen ausgestattet ist. Da ist es klar, dass viele Dinge erst einmal tabuisiert werden. Man versucht immer abzuschätzen, wie es sich auf die Beteiligten auswirkt. Stellt euch mal vor, ihr wärt ein Klon. Ich wüsste nicht, ob ich mich dann als eigenständiges Wesen fühlen würde. :XD:
Aber ich glaube, das hat auch wieder nur mit der derzeitigen Gesellschaft zu tun. Wir sind eben so groß geworden, mit den Moralvorstellungen, die sich hauptsächlich so durch den Thread ziehen. Das ist ja auch nicht schlecht oder ein Weiterdenken besser, aber ich bin fest davon überzeugt, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis der Mensch sich seine Klone schafft und diese sowohl anerkannt als auch ohne Minderwertigkeitskomplexe durch die Welt rennen.
…
Andererseits… Der Mensch ist schlecht, ich sollte mich wohl nicht in bunten Zukunftsvisionen ergehen.