Zitat
Hier ein Zitat eines Autors vom Rolling Stone:
"And when they dragged the big prize with its blood-soaked beard back into the copter and flew off, well – the triumph the characters felt at that moment exploded into the theater, there were gasps and patriotic applause, and even I got caught up in it." [Und als sie den großen Preis mit seinem blutgetränkten Bart zurück in den Heli zogen und davonflogen, ja - der Triumph, den die Charaktere in diesem Moment spürten, explodierte in den Kinosaal hinein, man hörte Keucher und patriotischen Applaus, und selbst ich verfing mich darin.]
Wie ich dir auch schon in Skype schrieb, Midna, erinnert mich diese Szene dezent an den Film Inglourious Basterds; denn auch in diesem explodierte die Stimmung im Kinosaal förmlich, als (in diesem Fall) Adolf Hitler von den Kugeln eines Maschinengewehrs (oder dergleichen) zerfetzt wurde.
Und darum geht es ganz grundlegend gesprochen auch in beiden Filmen: Die Jagd nach und der Tod eines bestimmten Menschen (Adolf Hitler / Osama bin Laden), der in beiden Fällen auf eine - für den Film passende - Art und Weise glorifiziert wird; nur könnten beide Filme, trotz dieser Gemeinsamkeit, nicht unterschiedlicher sein: Denn wo Inglourious Basterds die Parodie eines geschichtlichen/fiktiven Ereignisses ist, ist Zero Dark Thirty scheinbar die heroische Wiedergabe eines geschichtlichen Ereignisses - scheinbar, weil ich den Film weder gesehen habe, noch mit dem Gedanken spiele, ihn mir anzuschauen.
Problematisch an dieser heroischen Zelebrierung des Todes Bin Ladens ist gewiss die mögliche patriotische Wirkung, die eine solche auf das Publikum haben kann. Doch wenn man diese Wirkung kritisieren möchte, so muss man sämtliche Filme kritisieren, in denen die Geschichte auf solche Art und Weise dargestellt wird (beispielsweise manche amerikanische Filme, die Pearl Habor und den Vietnamkrieg thematisieren, bei deren Betrachtung mancher Amerikaner* vor Patriotismus nur so überschäumen könnte).
Auch wenn ich an und für sich Zensur nur bedingt gut heißen kann - und deswegen auch nicht wirklich sagen kann, ob man solche Filme zensieren sollte oder nicht - , so finde ich dennoch, dass man solche Filme stark kritisieren muss. Zwar störe ich mich nicht daran, wenn geschichtliche Ereignisse durch das Medium Film thematisiert und dargestellt werden, doch umso mehr ecke ich mit diesen zusammen, wenn solche Themen gewisse Reaktionen provozieren/implizieren. Gerade Thematiken wie der Tod von Osama bin Laden sollten objektiv behandelt und nicht noch unnötigerweise patriotisch aufgeladen werden.
Zumindest mir würden sich die Nackenhaare aufstellen, wenn ich mir einen solchen Film im Kino ansehen würde, und plötzlich meine Sitznachbarn patriotisch aufgeladene Sprüche und Meinungen von sich geben würden. >.<
Und somit: Nein, ich finde es nicht gut, wenn das Kino eine meinungsbildende Funktion einnehmen würde, wie es beispielsweise unter Joseph Goebbels im Dritten Reich der Fall gewesen war. Damals hatte man das Kino genutzt, um gezielt Propaganda betreiben zu können - was ja auch gar nicht so verkehrt gewesen war, bei dem großen Ansturm an Kinogängern, den es damals (wie auch heute) gegeben hatte.