Das ist eines meiner Probleme. Unterhalte ich mich mit Bekannten und höre von ihren Problemen, dann zeige ich ihnen nicht nur meine Anteilnahme, sondern denke für mich über ihre Probleme nach, versetzte mich in ihre Situation und fühle quasi das, was sie auch fühlen. Es ist komisch zu beschreiben, - hab mir ehrlich gesagt nie so viele Gedanken darüber gemacht - aber wenn ich so eine Textpassage lese, passiert de facto in mir haargenau das Gleiche. Das was den Figuren wiederfahren ist und wie es geschrieben wurde ist, nicht mal ausschlaggebend dafür, ob ich eine Textstelle wirklich grausam finde; es ist die psychische Ebene, die mir auf die Nieren schlägt.
Ich saß gestern, nachdem ich dieses Gespräch zwischen James und Smokey da und dachte darüber nach, was das Mädchen erfahren haben muss. Erst wurde ihre Mutter getötet, aufgeschnitten und von ihren Organen entlöst; dann wird sie mit ihren zehn Jahren Kopf an Kopf an ihre tote Mutter gebunden, so dass sie sich nicht bewegen kann und muss so drei Tage ausharren; drei Tage, in denen der Gestank zu nimmt, die ersten Fliegen erscheinen und ihre Mutter ... ›_‹
Nenn es einen Fluch, aber wegen diesem, meinem Einfühlungsvermögen, treffen mich solche Szenen und Erlebnisse immer schwer; aber was glaubst du, wie ich auch auf diese pädagogisch, psychologische Schiene geriet? Nur wegen diesem Einfühlungsvermögen könnte ich mir vorstellen, mit (kaputten) Menschen zu arbeiten. Kinder machen mir keine Probleme, egal wie nervig sie erscheinen, alte und alles was dazwischen ist ebenso wenig; wenn jemand Heroin oder andere harte Drogen konsumiert und mit mir über fünf Stunden am Stück reden muss, wobei ich eigentlich, so könnte man meinen, besseres zu tun hätte, nehme ich mir die Zeit und rede ganz offen und ohne irgendwelche voreingenommenen Beschränkungen mit dieser Person, gebe ihr vielleicht hier und da mal einen gutgemeinten Tipp und ziehe für mich selbst etwas aus dem Gespräch heraus. So jetzt erst wieder bei einer Freundin, die mit ihrer Liebe herzlich unglücklich ist. Selbst wenn ich es nicht gewollt hätte, hätte ich trotzdem am Samstag Abend Stunden damit verbringen müssen, ihrer Stimme und ihren Sorgen zu lauschen. Ich wollte tanzen und auch tanzen mit ihr, denn sie ist eine gute Freundin, wollte so vieles machen (hatte gar Geld dafür bezahlt) und habe dann doch die meiste Zeit einfach mit ihr da gesessen und geredet, denn anderen beide Ohren zu leihen, ist fast schon eine krankhafte Eigenart meiner Selbst, irgendwie.
*nachdenlich am Kopf kratzt*
Kurzum, ich versetzte mich auf einer Art in solche Situationen, dass selbst so ein Textauszug schon reicht, um mich für die nächsten Stunden mit Fragen, den unterschiedlichsten Empfindungen, usw. zu überschütten. Ich sag ja nicht ohne Grund, diese Art von Bücher ist für mich schwer zu lesen.
(Wenn du wüsstest, was in meinem Kopf vorging, als ich lesen durfte, was der Protagonisten wiederfahren war. Es war nicht das nackte Grauen, das mir hatte zugesetzt, es war die psychische, Empfiindungswelt, die Folgen für ihre Persönlichkeit, die mich beschäftigt hatten; denn ich finde die Fragestellung, wie man einem Menschen helfen kann, dem dergleichen wiederfahren ist, durchaus interessant.)
*sigh*
Soviel wollte ich jetzt eigentlich gar nicht schreiben. Na ja. Egal. :kA:
P.S: Geh mir weg mit Insekten. Wenn ich lesen müsste, wie dem Protagonisten Insekten an dem Körper empor krabbeln und diese ihre schärenbesetzten Köpfe in seine Haut bohren, sie auseinander... ich höre besser auf - will ja keinen verschrecken, denn schreiben kann ich so etwas richtig gut (hehe). :'D
P.P.S: Wow, da tun sich gerade aber Abgründe in mir auf. xD
P.P.P.S: Wie lang dieser doch recht persönliche Beitrag wohl schon wieder ist? :kA:
Mereko
Nach dem, was ich gerade geschildert habe, freue ich mich schon richtig auf die Abgründe und Perversitäten, die mir in diesem Buch noch begegnen werden. Gut, es könnte etwas anstrengend werden, aber whatever. :XD:
Edit:
Es ist schon interessant zu beobachten, was für eine Wirkung ein Buch auf mich haben kann. Nachdem ich heute morgen erfahren hatte, dass ich doch nicht zu Arbeit gehen musste (*grgr*), hatte ich mir Shadow Man wieder zu Gemüte geführt und befinde ich nun auf Seite 243, Kapitel 32 von 59 und habe in den letzten zwei Kapiteln die unterschiedlichsten Emotionen empfunden, die alle samt in grenzenlosen Hass resultierten. Spätestens als das Schicksal von Leos Hund geschildert wurde und das 31. Kapitel sich seinem Ende zu neigte, verkrampften sich meine Hände und ich dachte: Fuck you, Jack Jr.!
Grrr, dieses Buch macht mich noch fertig.