[SPOILER=Killing Joke - Batschkapp, Frankfurt, 01.05.2012]Lange hatte ich diesem Tag entgegengefiebert. Seit ihrem letzten Auftritt auf dem WGT 2011 konnte ich es nicht abwarten, diese legendäre Band, welche sich in keine musikalische Schublade stecken lässt, mal auf einem Einzelkonzert zu sehen. Gestern war es dann soweit. Zusammen mit Mary, welche aus Nürnberg anreiste, kamen wir gegen 17:30 Uhr an der Straße zum Batschkapp an (dabei verpassten wir uns um keine Minute, obwohl wir aus den genau gegensätzlichen Richtungen anreisten xD!). Nachem das Batschkapp gefunden war und wir diesen Club etwas seltsam von außen musterten (Ich mein, da gingen Emoleute, Metalcoreviecher, Punker, Indierocker und Softies ein und aus - aber kaum was sah nach KJ Publikum aus oo) dürckte bereits mächtig die Kloblase. Die Zeit bis zum Einlass um 19 Uhr zog sich hin wie sonst was. Komischerweise gingen alle Leute die Treppe hoch, obwohl wir dachten da gebe es nur einen Bierstand. Letztendlich fand tatsächlich dort der Einlass statt, und nicht an der Kasse. Und auch der Bierstand entpuppte sich als Merchstand, wo allerdings außer überteuerten T-Shirts nicht viel für uns dabei war. Also rein!
Zum Club:
Schon die strengen und grummeligen Sicherheitsleute und die nur schwer aufmachbaren Türen ließen in mir Besorgnis walten. Der Club war von der Struktur in Ordnung. Überteuerte Kronleuchter gaben eine krassen Konrast zum verfallenden Mauerwerk. Passte irgendwie nicht, aber war ok (Für die Kölner: Marke Live Music Hall auf Speed). Für KJ ebenso vollkommen unangemessen, aber gut. Ich hab echt einen Sensor für sowas. Und das lag ncht nur an den widerlichen Klos ohne Türgriff und volkommen verschmorrt, nein: Als man dann Plakate entdeckte, wer schon alles in dem Club gespielt hatte und "Lydia Lunch" neben "Silbermond" zu finden war, sowie "Nickelback" neben "Einstürzende Neubauten" wurds doch etwas mulmig. In der ersten Reihe positionierten sich ein paar Groupies direkt von Beginn an, obwohl noch 2 Vorbands folgen sollten. Mary und ich mutmaßten bereits, ob das hier kein Samsas-Traum Konzert sei, denn von Konzerten eines Schlagers wie KJ kannte man das eigentlich nicht. An der Theke wurde es nicht besser: Neben überteuerten Geränkepreise, 2,50 € Becherpfand für ein Wasser (!) war es vor allem die blonde 50jährige Thekenkraft mit einem so feindlich gesinnten Gesichtsausdruck, welches die Antipathie in Person verkörperte und besodners mit mir ein Problem zu haben schien (ich hielt die Hand für Geldrückgabe auf. Sie siehts und knallts mir auf den Tisch). Ihre Erscheinung erinnerte mich nicht wenig an meine ehemalige Vertriebschefin, Make Gewitterziege. >.< Wohl noch nie etwas derart Unfreundliches erlebt in einem Club.
Somit gab es demnach auch kein Wasser für die Konzerte, was besonders Mary später bitter bereute, welche sich vergnügt noch ein paar Chips reinpiff. Kurz vor Beginn der ersten Band, gingen auch wir in die letzten Plätze der ersten Reihe. Schon jetzt stand fest, dass ich hier nicht noch einmal hin möchte. Die Umstände waren einfach nur grausig. Kaum zu fassen, das hier so viele Legendenbands spielten (als gäbe es keine anderen größeren Clubs).
Die Vorbands:
Gegen 19:45 Uhr beann die erste Band des Abends The Crying Leaf aus Washington mit ihrer Show. Die noch recht junge Band ging mit ihrer modernen Mischung aus Post-Punk und Hard Rock gut ab, wirkte stellenweise ein bisschen wie eine Blacklist-Kopie, aber das wäre nicht gerade gerechtfertigte Kritik. Der blonde Hüne von Sänger tanzte ohne Ende auf der Bühne herum und mich überraschte seine Balanche mit all den Kabeln und der aufgrund von zwei Drum Sets verkleinerten Bühne, immer wieder. Seine Stimme war jetzt nicht so meins, aber gut. Interessant war auch, wie er uns allen einfach die Hand gab und meinte, wir sollten die Welt wieder etwas verschönern. War seltsam aber irgendwie auch eine coole Aktion. Alles in Allem ein sympathischer Auftritt. ;)
Danach begannen die dann offenbar wesentlich bekanntere The Icarus Line, welche zunächst dafür sorgte, dass diverse Leute ihre Plätze verließen, und es hinter uns zunächst mal leer war. Zu Recht: Denn das was Mary und ich nun erleben duften, war so mit das Schlimmste was ich in Sachen Vorbands je über mich ergehen lassen musste. Der Sänger - eine Egoschlampe dritten Grades, völlig von sich selbst überzeugt - zog sich direkt zu Beginn aus und brabbelte unverständlich was ins Mikro, was er immer wieder mit seltsamen Hüpfern und Schreikrämpfen kombinierte. Wir bekamen seinen ganzen Schweiß ab aufgrund seines dümmlichen Rumgehüpfes - sehr lecker. Er knallte gerne mal mit seinen Schuhen gegen die Lautsprecherboxen und warf sich besonders gerne mal an Mary heran, indem er stets nur über Ihren Kopf sang und später sich sogar zwsichen uns stellte. Mary war mehr als nur genervt, und zum ersten Mal bei einer Vorband überhaupt, verließ sie voller Angepisstheit freiwillig die erste Reihe und stellte sich an eine Wand. Der gesamte Sound war vollkommen überspult und matschig. Es sollte wohl Noise-Rock darstellen, aber im Prinzip konnte die ganze Band gar nix un devrsuchte dies mit Gitarrengechrammeln, Draufhau-Drums und Schreikrämpfen zu überspielen. Peinlicher ging es kaum noch. Unfassbar. Das Beste waren noch die wenigen Rock 'n' Roll Passagen. Ich hoffte nach jedem - langen - Song, dass sie endlich fertig wären. Komischerweise wurden sie sogar von ein paar Leuten frenetisch beklatscht. Oo Der Sänger - offenbar gewohnt bei allen Frauen der Welt anzukommen - warf uns noch einen ziemlich verächtlichen Blick zu und verschwand dann. Selten etwas derart Unverschämtes wie Peinliches erlebt. Berechtigte Arroganz kann ich vertreten, das hier nicht. Grausam, unterste Schiene. >__>
Killing Joke!
Dabnn war es - endlich - soweit. Der Soundcheck zog sich über Längen hin. Setlists wurden erspäht und der Club hatte sich mittlerweile sehr gut gefüllt - war alledings auch klar nicht ausverkauft, was mich doch überraschte. Nach dem KJ-typischen Dunkelheitsintro, welches stilecht duch Jocelyn Pook's "The Masked Ball" eingeleitet wurde, kamen alle Bandmitglieder auf die Bühne. Sänger Jaz Coleman war natürlich in seinem schwarzen Tarnanzug und dem stark geschminkten Gesicht, welches dank seiner Falten noch abstrakter wirkte, der Hingucker schlechthin. Mit Requiem wurde das Konzert eröffnet. Direkt bei den ersten Klängen gab Coleman eine wahnsinnige Performance, welche eher an eine Akrobatikeinlage und robotisch wirkte. Aber nie peinlich. Grandios dieser Mann! Es folgte die Dance-Nummer European Super State. Immer wieder super live! Das Publikum verhielt sich den ganzen Abend über textsicher. Mit Sun goes down gab es dann eine eher unbekannte Nummer, welche aber frenetisch gefeiert wurde. Hier war mal wieder wunderbar der Unterschied zu Live (wow) und CD (eher belanglos) erkennbar. danach folgte bereits der aktuelle Kracher Rapture, welches live einfach nur die Bombe war. Mary und Ich verausgabten uns dermaßen bei dem Lied, dass bereits danach die Luft knapp wurde. Das Batschkapp war überhaupt miserabel klimatisiert, es herrschte Luftfeuchtigkeit ohne Ende, Temperaturen um die 30 Grad, stickig. Sehr zum Leidwesen von Mary, welche mit Migräne und wenig Wasser im Körper angereist war. Danach schrie ich ohne Ende Fema Kamp, ebenfalls vom neuen Album. Mit Pole Shift im Anschluss brachten KJ tatsächlich den 9minütigen Opener des neuen Albums als Livesong. Aber gut, die Setlists von KJ sind im Gegensatz zu anderen Bands (*hust*) niemals durchschaubar. Zu den Synthieklängen von Pole Shift sollte das Licht eigentlich ganz ausgehen, abe der Batschkapp-Idiot bekam natürlich nichts hin. Lichtverhältnsise und Musikklang waren vollkommen mangelhaft. Die brachiale Mitte des Songs ließ uns abgehen wie sonst was. Der Opener der MMXII wurde bis zu den letzten Klängen durchgezogen. Trotz falschem Licht: Episch, einfach nur episch meine Freunde! Gerne wieder!! Es folgte der Reihe nach mit Chop-Chop, Change, Wardance drei uralte Klassiker, welche live einfach nur rotziger, lauter Punk waren. Macht!! Mary war hier klar in ihrem Element. Es ist aber auch erstaunlich was sie live aus diesen Stücken raushauen, die über 30 Jahre alt sind. Das wunderschönePrimobile, ebenfalls vom neuen Album, im Anschluß liess mich wieder träumen und Luft aufbereiten für eines der ganz großen Konzerthighlights: Asteroid. Ich mein ASTEROIIIIIIIIIIIIIIIIIID! Allein das Intro dieses Stückes ist einfach derart genial - besonders live. Es wurde dann _richtig_ heftig. Moshpits wohin das Auge blickte und wir nur noch am abgehen. Pogo am Lautsprecher sozusagen! Ein paar Tussis mit Slayer- und Metallica-Shirts schauten uns die ganze Zeit über komisch an. Wie konnte man dazu auch nur abgehen? xD Die waren auch alsbald wieder verschwunden. Ja genau, geht zurück zu Metallica xD. Mit The Great Cull wurde das rockige Niveau locker gehalten, ehe schließlich mein persönliches Highlight vom neuen MMXII-Album endlich kam: Corporate Elect. Den Refrain schrie und schrie und schrie ich mit ohne Ende. Die ganze Menge war am Kochen. Sehr bedeutsam für mich dieses Lied und ich war sehr glücklich darüber, dass es gespielt wurde (wobei die ganze Setlist hindurch einfach mal sehr schlüssig aufgebaut wurde). Mit den beiden Klassikern The Wait sowie dem megastarkenPssyche (nur stilecht mit Doppel-s und Bassist Youth am Mikro) wurde die gewaltige Sause dann vorerst beendet. Wir brauchten auch dringend mal ne Pause zum Luftholen, junge junge. Es folgte - natürlich - Love Like Blood. Die Batschkapp-Technik hat diesen Song allerdings ein bisschen versaut, da die gerade die emotionalen Keyboardpassagen kaum zu hören waren. Jaz Coleman gibt sich aber stets so in Rage zu diesem Stück und Mary und Ich - welche wir ja beide eine sehr persönliche Bindung zu diesem Stück haben - gröhlten noch einmal richtig mit. Über die zweite Zugabe allerdings machte ich mir den ganzen Abend über schon Gedanken, seit ich die Setlist gesehen habe. ich konnte es nicht entziffern. Tatsächlich folgte dannOn All Hallows Eve. Wow! Das Ending des neuen Albums. Frankfurt war somit die einzige Station der Welttour (!), wo dieses Stück präsentiert wurde. Und ja, ein glorreicher Moment. Zum Erscheinen von MMXII kam ich ja erst nicht auf diesen Song klar, aber als Zugabe live hat er einfach mal perfekt gepasst. Ein positiver Ausdruck an die Welt da draussen - vielleicht ja auch für mich (wie ich ja morgen erfahen werde x__X..) Wundertoll. Den Abschluss dann bildete natürlich Pandemonium, wie immer. Seit Jahrzehnten DER Abschlussong der Band. Bei diesem Stück verausgabte sich Jaz Coleman völlig. Die Menge war auf dem Höhepunkt und mit einem letzten langgezogenen Spielzug aus Bass, Gitarre und Drums endete das epische Konzert. Uff.
Es war ein überragendes Konzert. Was ich von KJ erwartet hatte, traf voll und ganz zu. Allerdings hat es die Technik und Ausstattung des Batschkapp einfach mal ein wenig versaut. Das Publikum gab sich seltsam, da so ziemlich alle Schichten vertreten waren. Zwar gröhlte ich mit allen möglichen Fans dort mit, aber es war schon seltsam. Die Performance der Band, allen voran Jaz Coleman, glichen das aber bei weitem wieder aus. Seine Mimiken und Gestiken zu seinen verschiedenen Emotionen bei den Songs waren und sind einfach großartig und episch. Das muss man hier einfach mal sagen. Und es war vor allem mit das härteste Konzert, was ich je besucht habe, da so viel Energie in dieser grandiosen Setlist, welche kaum Schwächen offenbarte, war, dass man nicht aufhören konnte, eben jene Energie zu absorbieren. Dass nun "In Cythera" gefehlt hatte, machte mir auch gar nicht mehr sooooo viel aus, ich kann den Song dank Caro eh nicht mehr ohne Hintergedanken anhören. Das Stück muss sich für mich erst neu finden. Jaz ging es an dem Abend wohl nicht so gut, er schien offenbar gerade eine schwere Zeit durchzumachen, was man ein bsischen gemerkt hat bei einigen Stücken. Da überraschte es nicht, das er direkt nach dem letzten Encore das Weite suchte. Bei "Pole Shift" ist er einmal fast zusammengebrochen, er wirkte echt schwer depressiv. Andererseits ließ er all das in der Musik wieder raus. So wild hatte man ihn auch auf dem WGT noch nicht gesehen. Er sprang immer wieder hoch, riss die Augen weit auf, wütete. Beeindruckend. Killing Joke Konzerte jederzeit und auf jeden Fall (!) wieder - aber bitte nicht in dieser Location. Das Geld hat sich aber auf jeden Fall gelohnt - ganz in Rage kaufte ich mir dann natürlich doch noch das teure MMXII Tourshirt. x3 Danach ging es - völlig fertig - für uns beiden zurück in die jeweilige Heimatstadt. Zwei bzw. zweieinhalb Stunden nächtliche Autofahrt standen auf dem Programm. Und da uns das Batschkapp ja eh direkt nach Konzert rausgescheucht hatte ("Ey geht nach draußen!") verblieben wir auch nicht mehr allzulange und fuhren glücklich davon. Was im Übrigen etwas blöd war, da ich noch mit dem einen orangeblonden Mädel quatschen wollte zwecks FB-Austausch und so. Aber die war dann auch veraschwunden. Schade nur, dass Mary das Konzert aufgrund ihrer Migräne nicht vollends genießen konnte. =/
Die Rückfahrt genoss ich nachts im Auto vor mit dem sphärischen "My Love of this Land", welches perfekt dazu passte und auf Repeat lief. Übehaupt wa die Rückfahrt sehr angenehm. Das KJ-Repertoire hatte genügend sphärische Stücke dafür übrig. ^^ =D
....Nundenn, hoffentlich bald wieder!!! :)[/SPOILER]