Beiträge von _Antiheld

    Sich als Neuling direkt in solch einem "heißem" Thread zu beteiligen mag vielleicht nicht so angebracht sein, aber besonders zu untem genannen Post muss ich was sagen, da es noch nicht gesagt wurde.


    Zitat

    Original von Regin
    Andererseits widerspreche ich dir noch einmal: die Kirche diskriminiert Angehörige anderer Religionen nicht direkt - es ist wahr, ein Muslim wird es äußerst schwierig haben, in einem katholischen Zweig zu arbeiten, und das vielleicht nicht ganz unberechtigt. Denn, Beispiel Caritas: alles, was diese Organisation für behinderte Menschen tut, steht im Zeichen der Ideale der Kirche (Caritas = Nächstenliebe). Ebenso ist es bei den Krankenhäusern, Stiftungen, allgemeinnützigen Institutionen etc., sie alle tun "gute Werke" (so bezeichnen es die Katholiken) im Zeichen ihres Glaubens, ihrer Lehre. Man mag von dem Fakt, dass dabei Andersgläubige den Kürzeren ziehen, halten, was man will; allzu widersinnig ist es nicht. Die Einrichtungen, die von der Kirche geschaffen wurden, taten das im Schatten ihrer Dogmen, und die sind allgegenwärtig in dem Berufswesen einer Person, die eben nun dort arbeitet. Denn man sollte nicht vergessen, die Krankenhäuser, wie jetzt in unserem Fall, sind religiös geprägte Stiftungen; wer in ihnen tätig ist, sollte (zumindest der Form halber) mit der spirituellen Ausrichtung des katholischen Arbeitgebers übereinstimmen, da er ja nunmehr in wie mit ihr wirken soll. Dass das nun, wie du ja als Beispiel wähltest, bei dem Islam nicht der Fall ist, erklärt sich zwangsläufig.
    Ich wünsche mir auch mehr (gegenseitige!) Toleranz der Religionen; doch das ist zurzeit noch nicht der Fall. Damit ist es zwar nicht ganz fernliegend, weshalb Angehörige des Christentums bspw. auch nicht in muslimischen Stiftungen leicht Zutritt erhalten (und umgekehrt), aber unerfreulich; gerade im öffentlichen Sektor sollten die alten Grenzen überwunden werden. Jedoch diskriminiert die Kirche nicht, sondern gründet ihre Einrichtungen auf ihrem katholischen Grund, der es Anhängern des Islam nun einmal nicht ohne Mühe ermöglichen kann, bei ihr zu wirken; auch bei den anderen Glaubensrichtungen ist das nicht selten der Fall. Erstaunlicherweise tätigten vergangene Päpste bereits einige, noch kleine Schritte, um die Distanzen zu überwinden: als erstes Oberhaupt betrat Johannes Paul II eine Moschee, betete an der Klagemauer und war bekanntermaßen eng befreundet mit dem Dalai Lama, der ihn sogar im Vatikan besuchte. Dass der jetzige Papst bescheiden wenig für mehr interreligiöses Verständnis tut, ist daher traurig und wird sich hoffentlich mit dem nächsten Pontifix wieder ändern. Man wird sehen; ich befürworte das Schweigen zwischen den Konfessionen auf jeden Fall nicht, denn es schadet, wie jetzt im Allgemeinnutz, denen, die wirklich übergreifend wirken wollen.


    Wieso ist es keine direkte Diskriminierung wenn man als Andersgläubiger, Nichtgläubiger, Homosexueller, Jemand der abgetrieben hat, keine Stellung bekommt bzw. seinen Job verloren hat? Genau das gleiche wenn man als muslimische Eltern keinen Platz in der Kita bekommt. Für mich ist das eindeutig Diskriminierung. Ein Kindergarten oder ein Krankenhaus, dass von der Kommune bzw. Stadt geleitet wird darf das nicht.


    Das Argument, dass das nun einmal von der Kirche geschaffenen Institutionen sind und diese auch die Werte bestimmen kann ich nicht stehen lassen und das aus mehreren Gründen:


    In Deutschland gibt es ein Arbeitsrecht und da muss sich jeder Arbeitgeber daran halten, die einzige Ausnahme ist die Kirche. Einen muslimischen Gemüsehändler könntest du verklagen, wenn er solche Methoden an den Tag legen würde und der legt doch in seinem Betrieb auch die Werte fest. Das Arbeitsrecht der Kirche verstößt gegen das Grundgesetz. Die Kirche hat als einziger Arbeitgeber das Betriebsräte zu verbieten und kündigt dann auch gerne mal den ehemaligen Betriebsräten, da diese nicht den Werten des Trägers entsprechen. Was für eine Bananenrepublik in der das möglich ist...
    Dieses Sonderrecht was die Kirche hat, hat sie eigentlich für Pfarr- und Klosterangestellte es wurde explizit für diese Angestellte zugesprochen. Eigentlich sollte Ihnen verboten werden dieses Recht auch auf ihrere Pflegeeinrichtungen, Krankenhäuser, etc. auszuweiten. Der einzige Grund warum das nicht getan wird, ist die große Lobby, die die Kirche hat.


    Weiterhin ist es so, dass viele der Krankenhäuser und fast alle der Kindertagesstätten und Schulen die von der Kirche geleitet werden nicht von denen gegründet wurden. Das waren zumeist öffentlich getragene Einrichtungen die aus Kostengründen der Kirche zugesprochen wurden. Ein Angestellter der jetzt in einem Gebiet lebt in dem es keine Jobalternative gibt, ist auf den Job angewiesen. Oft werden dadurch Leute zum konvertieren gezwungen. Das die Kirche als neuer Arbeitgeber die Angestellten kündigt, die nicht den richtigen Glauben haben (ich kenne auch Neuapostolische CHRISTEN, die katholisch werden mussten um den Job zu behalten) ist ein Skandal. Wenn es zu krass ist das mit dem 3. Reich zu vergleichen, vergleiche ich es zumindest mit der DDR in der für Abweichler auch Berufsverbote gab. Das die Kirche den Platz bekommt hat auch nichts damit zu tun, dass die Kirche ihren Job so gut macht. Wenn Krankenhäuser, Kindergärten etc. einen Träger einsetzen um ihn zu leiten ist das günstiger als wenn die Kommune es selbst macht und das ist der einzige Grund. Die Kirche ist jetzt noch einmal günstiger als zum Beispiel Einrichtungen die von humanistischen Verbänden gegründet werden, da die Kirchen Steuervorteile haben. Die Kommunen brauchen jeden Cent, vor allem seit der Kürzungpolitik in letzten Jahren sie werden eigentlich dazu gezwungen. Es gibt viele Bürgermeister die sagen, dass sie Schulen und Kindergärten brauchen, damit die Leute nicht alle wegziehen und die Kirche ist die einzige Möglichkeit das noch zu finanzieren. Das ist aber Fehler der Landes- und Bundespolitik. Eine Verbindung zwischen Kirche als Nutznießer und der Partei mit dem C am Anfang als Entscheider kann jeder selbst ziehen...


    Dies wiederrum ist alles so schlimm, da wir das ganze bezahlen. Die Kirche rühmt sich mit Caritas und Diakone und sagt sie sei der 2. größte Arbeitgeber in Deutschland und leitet so viele öffentliche Einrichtungen, dass große Teile des Sozialwesens ohne sie zusammenbrechen. Was dabei verschwiegen wird ist, das wir es bezahlen. 1,8% der Kosten der Caritas (seit ein paar Jahren über 40 Milliarden Euro) bezahlt die Kirche (bei Diakonie ist es genauso), die restlichen 98,2% werden vom Steuerzahler finanziert. Wenn man dann noch bedenkt, dass der Steuerzahler mit seinen Steuern (nicht mit den Kirchensteuern!) alle Heiz- und Stromkosten sowie Gehälter von Pfarrern, Bischöfen (und noch einiges mehr ich weiß nicht alle Kosten der Kirche die vom Staat übernommen werden) bezahlt was auch wieder mehrere Milliarden (und mehr als die 1,8% des Cariitas Anteils) sind kann jeder sich selbst ausrechnen, dass wir das alles selbst finanzieren könnten und noch ein paar Milliarden Euro übrig hätten für zum Beispiel die Bildung zu sanieren, wenn wir aufhören würden die Kirche zu finanzieren.


    All dies ist nicht im Interesse der Allgemeinheit. Es ist nicht im Interesse der 30% ungetauften in unserem Lande, nicht im Interesse aller Nicht-katholischen und Nicht-evangelischen Glaubensgemeinschaften -die diese Vorteile nicht haben-, nicht im Interesse der ganzen katholisch und evangelisch getauften, die aber trotzdem mit der Kirche nichts am Hut haben (was meines Erachtens nach die Mehrheit ist, die meisten Nichtgläubigen sind nicht aus der Kirche ausgetreten und in vielen Gebieten Deutschlands lässt man seine Kinder aus Tradition auch als Nichtgläubige Taufen das ist bei mir auch so) und ich denke auch viele gläubige Stimmen den Methoden der Kirche nicht zu. All das läuft so schweigend nebenher, da ein Großteil der Leute gar nicht weiß, wie die Arbeitsbedingungen bei Krankenhäusern, Kindergärten, Schulen, mobielen Pflegediensten etc. sind wenn sie von der Kirche geleitet werden. Ein Großteil der Bevölkerung weiß nicht, dass die Kirche auch so viele Angestellte hat die bei Übernahmen von Kindergärten etc. also gezwungen sind die Kirche als neuen Arbeitgeber zu akzeptieren wenn sie ihren Job behalten wollen. Und vor allem wissen viele nicht, dass wir das alles bezahlen und wie viel das jedes Jahr ist.


    Das ist die Macht, die die Kirche hat. Wohlgemerkt nur katholische und evangelische Kirche. Wenn die Leute das wissen würden, würde es niemals akzeptiert werden. Aber vor allem die christlischne Politiker (aber auch queer durch FDP, SPD und teils auch Grüne) tolerieren das. Sie verbreiten die Caritas-Legende mit der Kirche als Wohltäter sogar noch kräftig mit. In den Rundfunkbeiräten sitzen die Politiker und auch die Kirchen (somit ist die Meinung der Kirchenlobby überproportional vertreten) sodass kritische Beiträge mal alle Jubeljahre bei Panorama oder Frontal 21 laufen, wo es nur ein Bruchteil mitbekommt, nämlich das Klientel was in der Richtigung sowieso schon aufgeklärt ist.


    Wir kritisieren den Islam (nicht falsch verstehen, zum Großteil auch zu Recht), während unsere Kirchen hier Parallelgesellschaften aufmacht und das noch von uns bezahlt.


    Und das ist nur das alltägliche was die Kirche so verzapft neben Missbrauchss- & Vertuschungsskandalen und Abweisungen von Vergewaltigungsopfern.


    Das wir den Religionsunterricht bezahlen (wie natürlich bei allen Fächern), die Kirche jedoch als Außenstehender bestimmt wer unterrichtet und was unterrichtet wird ist auch vollkommen falsch, daher will ich es beiläufig erwähnen. Kein Wunder, dass der Religionsunterricht bis auf Ausnahmen nicht wirklich objektiv ist. Wer sagt sein Unterricht wäre objektiv den Frage ich wer im (evangelischen) Religionsunterricht zum Beispiel etwas über den Antisemitismus von Martin Luther erfahren hat. Daher sollte im Zuge der Gleichberechtigung nicht der islamische Religionsunterricht eingeführt werden, sondern Religion als von der Kirche bestimmtes Fach abgeschaft. In Ethik, Philosphie und anderen Fächern die man stattdessen einführt kann man sich ja objektiv mit dem wichtigen Thema außeinandersetzen. Man muss sich nur den Gedanken klarmachen, dass eine Glaubensgemeinschaft geleitet von den Bischöfen die das Bundesland abdecken bestimmt was in einem Schulfach den Kindern beigebracht wird um zu sehen wie irrsinning das ist.


    Religion ist Privatsache, ich persönlich glaube nicht und lehne sie ab, doch ich gestehe jedem seinen Glauben zu.
    Die Kirche als Institution hat eine Position in unserem Lande wie sie zum 19. Jahrhundert passt, nicht zum 20. und schon gar nicht zum 21. Alle anderen Glaubensrichtungen sowie die christlichen Freikirchen müssen die ganzen Kosten selbst zahlen und haben kaum mehr Rechte als ein e. V., auf diese Stufe müssen meiner Meinung nach in einem Staat in dem Religion und Staat getrennt sind auch die beiden Großkirchen stehen. Wieso soll die Mehrheit die Kirchen bezahlen die von der Minderheit genutzt werden?


    Zu dem Thema Kirchfinanzierung noch ein paar Links:


    Kirchen - vom Staat subventioniert [Teil 1]
    Kirchen - Vom Staat subventioniert [Teil 2]
    Gott hat hohe Nebenkosten


    Edit:


    Passend dazu noch ein Zitat von den Simpsons (Bart): "Lieber Gott wir danken dir für gar nichts, wir haben alles selbst bezahlt."