Ein ziemlich heikles Thema, heikel aber interessant. Die Webseite kannte ich bisher noch nicht, allerdings ist die Argumentation ja ziemlich...an den Haaren herbei gezogen. (Meiner Meinung nach...)
Als die Debatte vor einiger Zeit mal in den Nachrichten war, hatte ich ein ganz interessantes (aber aufreibendes) Gespräch mit ein paar Freunden darüber.
Es gab ganz unterschiedliche Ansätze darüber, aber ich finde, gerade die Herangehensweise an dieses Thema spielt hierbei entscheidende Rolle.
Und bei so mancher frage ich mich wirklich, wie die Leute darauf kommen, bzw. wie sie es rechtfertigen.
Hier mal eine kleine Anekdote dazu:
Ich saß also mit besagten Freunden bei einem Lunch am Tisch, als das Thema aufkam. Zunächst haben wir ein wenig die allgemeinen Reaktionen dazu erörtert und dann nachgehakt, wie jeder einzeln dazu steht.
Eine gute Freundin von mir machte dabei eine Aussage, die mir wirklich, WIRKLICH vor den Kopf gestoßen hat - und zu tiefst überrascht und empört hat.
Sie ist eigentlich ein sehr gescheiter, offenherziger, vernünftiger Mensch. Sie studiert Medizin und kniet sich da wirklich rein.
Bei jemanden mit solchen Dispositionen möchte man eigentlich annehmen, dass sie zumindest gewisse objektive Ansätze zu solchen Themen hat und auch vertritt.
Ich wusste auch, dass sie eigentlich ein sehr christlicher/gläubiger Mensch ist, jedoch hat sie das bis dato eigentlich nie nach außen getragen oder anderen Leuten aufgedrängt.
Auch nicht im politischen oder gesellschaftlichen Kontext.
Als wir dann aber die Frage an sie richteten, sagte sie plötzlich nur, und dass voll inbrünstiger Überzeugung:
"Ich bin dagegen.
Gott hat uns ja so als Mann und Frau geschaffen und es auch so gewollt, dass wir so als Elternpaar für die Kinder gelten..."
Und an dem Punkt habe ich sie bereits unterbrochen.
Jedem Menschen sei sein Glaube gegeben und respektiert.
Aber wie kann sowas - so eine Aussage! - in so einem Kontext überhaupt vertretbar sein?!
Was ist das für eine Argumentation?
(Mein Zynismus knirschte dabei direkt auf:
"Wenn "Gott" es so gewollt hätte, warum gibt es dann überhaupt Menschen mit solchen Neigungen? Höchst seltsam.")
Zurück zum Kern der Sache: Die Herangehensweise.
Ich finde, in dieser Zeit und Gesellschaft ein solches Thema über religiöse
Definitionen diskutieren zu wollen, ist mehr als unangebracht.
Ebenso die Aussage, dass eine "historische Verantwortung" vertreten werden muss (Negation jeglichen Veränderungspotentials menschlicher Gesellschaften und Strukturen?? Und eben dadurch direkte Negation der Menschheitsgeschichte an sich?? Logik= ??).
Oder dass Geschlechterrollen damit außer Kraft gesetzt würden.
Das ist geradezu engstirnig, kindisch und banal...
Wobei die armen "Kinder" nicht mal was dafür können.
Die scheren sich nämlich nicht um sowas.
Ich sehe in dieser Hinsicht eigentlich nur wenige Aspekte als wirklich diskutabel an, werde aber auch gleich darauf eingehen,
warum sie eigentlich ebenso schnell wieder ausgelotet werden können:
1. Die Gesetzgebung an sich:
Homosexualität hat es in allen Gesellschaften der Welt auf die ein oder andere Weise immer gegeben.
Erläuterung spare ich mir hier. Aber wir sind in Deutschland und einem Großteil der EU aktuell auf dem Stand, dass Homosexualität zwar nach wie vor nicht als "Norm" gilt, jedoch prinzipiell nicht verboten ist,
bzw. auch gleichgeschlechtliche Ehen usw. erlaubt sind und juristisch anerkannt werden.
Natürlich gibt es immer noch Homophobe, Traditionalisten und Konservative, die sich dem entgegen stellen.
Man kann diese Leute schwer im Nachhinein überzeugen oder ändern, aber dies sei erstmal in den Raum gestellt.
Jedoch scheint bisher niemand direkten körperlichen oder psychischen Schaden dadurch erlitten zu haben, dass er/sie, seine Freunde oder irgendwer im Familien- und Bekanntenkreis gleichgeschlechtlich liebt. Welch Überraschung.
2. "Folgen einer solchen Gesetzgebung."
Scheinbar hat bisher keine Studie nachweisen können, dass solche Partnerschaften oder auch Ehen schlecht für Gesellschaft, Gesundheit, Wirtschaft oder Weiß-der-Geier-was sind.
Eine ganz andere Frage ist natürlich, OB das im Sinne der gesellschaftlichen Entwicklung eines Kindes, bzw. adoptierten Kindes auch gilt.
Diese Frage finde ich wiederum interessant/diskutabel.
Wer sich ein bisschen pädagogischen/psychologischen und sozialwissenschaftlichen Theorien und Studien auseinandersetzt, dem wird schnell klar, dass alle bekanntenTheorien auf einem "klassischen" Familienkonstrukt - also Vater, Mutter, Kind - beruhen.
Wir kennen, zumindest im offiziellen Sinne - nichts anderes als dieses Modell und basieren unsere Ansichten, Wissenschaften und Studien allein darauf.
Man "darf" also fragen:
"Kann eine gleichgeschlechtliche Elternschaft Einflüsse (sowohl +/-) auf die "als gesund angesehene" Entwicklung und Sozialisation des Kindes haben?"
Das ist zunächst mal eine rein empirische Frage/ Herangehensweise.
Allerdings kann auch diese nie beantworten werden, wenn man es nicht darauf ankommen lässt.
Dadurch lässt sich auch die Argumentation nicht vertreten, dass dies irgendwie "schädlich" oder "falsch" für das Kind sein kann.
3. Adoption als generelles Thema.
Mal wirklich. Wer in diesem Land ein Kind adoptieren will - also egal ob Männlein oder Weiblein - muss wahnsinnig viel vorweisen!
Niemand kann einfach hingehen und ein Kind adoptieren, ohne das hinreichende Bedingungen (Finanzielle Stabilität, persönliches Profil, Eignung, etc.) erfüllt werden.
Wer also eine Adoption in die Wege leiten möchte, muss all diese Anforderung erfüllen - was auch recht so ist.
Viele Menschen zeugen Kinder weil sie, so blöd es auch klingt, gerade mal "Bock drauf haben".
Nicht jeder macht sie Gedanken darum, ob er oder sie in der Lage ist, die Verantwortung, die damit einhergeht, überhaupt übernehmen kann und will.
Ob finanziell oder emotional.
Nicht jeder macht sich Gedanken darüber, ob er seinem Kind später was bieten kann (egal auf welche Weise), und ob das nicht eigentlich eine Prämisse sein sollte.
Und dann nimmt man ausgerechnet die Leute ins Visier, die sich von innen nach außen Krempeln müssen,
damit sie überhaupt die GNADE erwiesen bekommen, ein Kind adoptieren zu DÜRFEN.
Ich will damit nicht sagen, dass solche Leute sich nicht auch als schlechte Eltern entpuppen können, aber wir reden hier erstmal von grundsätzlichen Gegebenheiten für die Erziehung und Versorgung eines Kindes.
Denn eines ist klar: Die geistige Konstitution und auch die wirtschaftliche Lage der Eltern spielt eine maßgebenden Rolle in jedem Fall.
4. Elternschaft als Thema generell.
Ich mag persönlich voreingenommen sein, aber ich kenne nur zu viele Fälle, in denen sich Eltern durch ihren eigenen Egoismus und Unzulänglichkeiten geradezu an ihren Kinder versündigen.
(Als Scheidungskind) und Kind an sich, merkt jeder früher oder später, dass nicht immer alles nur Friede, Freude, Eierkuchen ist.
Das ist auch ganz natürlich so. Aber seit wann hat das was damit zu tun, wie sehr eine Mutter Frau ist, und wie sehr ein Vater Mann ist? Oder wie sehr sie heterosexuell sind?
Ich habe das jedenfalls nie so wahrgenommen.
Aber das ist ein ganz natürlicher Wesenszug des Menschen - nicht des Geschlechtes oder der geschlechtlichen Neigungen.
Es gibt genug Kinder, die nur mit einem Elternteil oder nur "Ersatzeltern" aufwachsen. Es gibt Kinder, die mit furchtbaren, zerstörerischen und egozentrischen Eltern aufwachsen.
Gerade wenn ich an solche denke, würde ich das Kind am liebsten den Händen der Horroreltern entreißen, und es einem Elternpaar, das sich so sehr ein Kind wünscht und lieben und hegen würde, in die Hand drücken und sagen "Bitte sehr. Rettet es aus dieser Hölle."
Und niemand kann behaupten, dass homosexuelle Eltern nicht wundervolle und liebende Eltern sein können, wirklich.
Gerade deshalb finde ich es wichtig, nein eigentlich maßgeblich, sich solche Herangehensweisen zu Gemüte zu führen.
Nur weil heterosexuelle Leute ein "klassisches Rollenmodell" darstellen, macht sie das nicht automatisch zu guten oder schlechten Eltern.
Und eigentlich ist gerade dieser Ansatz wichtig, wenn um die Verantwortung für das Kind und ein glückliches Leben für das Kind geht.
Denn darum sollte es doch eigentlich gehen, oder etwa nicht?
Nicht aber darum, ob historische Verantwortung oder religiöse Dogmen weitergeführt werden müssen.
Es geht um unsere Kinder und deren Zukunft, nicht um engstirnige Verhaltensmuster, die wir nur bisher so gepflegt haben, die aber ebenso wenig perfekt sind.
Soviel dazu.