Durch meine Verpflichtungen fehlt mir seit Jahren die Zeit für ausgiebige Anime-Sessions, doch nun war ich am Wochenende bei einigen Freunden in Köln und mit ihnen gönnte ich mir abermals die früher (und auch heute) so sehr geliebten (meist bis in die Nacht führenden) Anime-Sessions.
Nun standen zwei Werke an:
KonoSuba: God's blessing on this wonderful world!
(Original: Kono Subarashii Sekai ni Shukufuku wo!)
Ein sogenannter "Stubenhocker" aus Japan, der wohl scheinbar nichts anderes kennt als Anime, Manga und Spiele, jedweden sozialen Kontakt meidet und sogar eine fünfstündige Fahrt durch die Nacht auf sich nimmt, um ein neu veröffentliches Spiel so früh wie möglich anspielen zu können, kommt bei einem Unfall (recht peinlich) ums Leben und bekommt im "Jenseits" die Möglichkeit, in einer Welt mit gewissen Kräften wiedergeboren zu werden. Das sind so in etwa die ersten fünf Minuten der ersten Folge und was danach alles passiert, ließ mich mehr als einmal schmunzeln.
Das Werk hat zehn Folgen und eine OVA und basiert auf den darauffolgenden Abenteuern des Jungen und seiner Kumpanen, die er im Laufe (eher unfreiwillig) rekrutiert. Der Anime zeichnet sich auf jeden Fall durch einen manchmal zwar ein wenig bescheuerten, aber dennoch ganz guten Humor aus. Ich musste mehr als einmal lachen, obschon die gewisse Storytiefe fehlt. Das macht aber nichts, denn das Hauptaugenmerk liegt auf jeden Fall auf dem Humor, welcher sich zwar irgendwann ein wenig wiederholt, aber zumindest wurde ich dessen nicht überdrüssig oder müde. Es sind allerdings auch einige recht anzügliche Szenen vorhanden, welche nicht immer sein mussten, auch wenn viele zum Humor beigetragen haben. An sich ist dieses Werk dabei noch ganz human, bis auf beispielsweise die neunte Folge oder die OVA, welche auf dieser Basis wirklich weit ausgeholt haben. Das verkraftet man aber auch schon, denn es ist immer noch ganz humorvoll und gut durch episodenspezifische Geschichten untermauert, welche aber alles andere als tiefgründig sind.
Der Anime hat zudem auch seine ganz netten Kämpfe, obschon man aber nicht zu viel davon erwarten sollte, denn es sind innerhalb dieser zehn Folgen vielleicht zwei, welche nennenswert sind.
Zudem sei noch angemerkt, dass die Story noch nicht abgeschlossen ist und das Werk sicherlich noch Potenzial hat, welches hoffentlich gut genutzt wird - sei es vom Humor, Story oder auch den Kampfszenen her, auch wenn man die ersten zehn Folgen recht "braindead" schauen kann. Ich erwarte zwar bei einer möglichen Fortsetzung keine tiefgehende Story, aber man darf ja noch hoffen. Die Animation war ebenfalls ganz gut und kommt den aktuellen Standards solcher Werke absolut gleich.
Ich vergebe allgemein eine solide 2- für dieses Werk, allerdings mit dem Wissen, dass dieses noch nicht komplett zu sein scheint.
Akame ga Kill!
(Original: Akame ga kiru!)
Ein Werk, dass zu überzeugen weiß und mir schon seit langer Zeit immer mal wieder empfohlen wurde. Nun haben wir uns die 24 Folgen reingezogen und ich wurde nicht enttäuscht - allerdings mit den ein oder zwei Wermutstropfen, welche wahrlich schade sind.
Rein von der Animation her ist dieses Werk ein Hingucker, auch wenn es diverse Standards nicht unbedingt immer überschreitet, so sind dennoch diverse Kampfchoreographien absolut sehenswert und ich wurde nie müde, dabei mitzufiebern.
Dabei ist es irrelevant, wer nun gekämpft hat: nahezu alle Kampfszenen gefielen mir und ich würde mir alleine deswegen den Anime gerne nochmal ansehen. Das gilt auch für die Darstellung der Charaktere, welche mir - rein vom Design her - zugesprochen haben.
Der Anime hat allerdings so seine Schwächen in der Story. Dieses Werk hat leider präventiv erheblich an Tiefgründigkeit verloren, obschon es durchaus Potenzial für mehr gab und ich immer gehofft hatte, dass da noch mehr käme. Das ist wahrlich schade, da gerade die politischen Verhältnisse besser erklärt hätten werden können - doch das ist nur ein Beispiel von vielen. Leider lässt sich so die Story aber sehr einfach und ohne Probleme in zwei bis drei Sätzen zusammenfassen. Die Stärken von Akame ga Kill! liegen also woanders:
Es ist die individuelle Darstellung der Charaktere, seien es die auf der Seite der Protagonisten oder deren Antagonisten. Man hat gewissermaßen Mitleid und Verständnis für feindliche Seiten oder wünscht einigen einfach nur den Tod an den Hals - eine Ambivalenz, die diesen Anime durchaus gut tut. Meistens werden ihre Hintergrundgeschichten und Gründe für ihr Tun durch einen Rückblick erklärt und man versteht die Charaktere meistens danach besser, obschon jene leider nicht immer direkt in die Hauptstory eingebunden werden. Es kommen daher manchmal auch Zweifel auf, ob dies nun relevant für die eigentliche Hauptstory ist oder nicht - das kann nun auch eine Schwäche oder Stärke sein, je nach dem wie man es interpretieren mag.
Doch gerade weil die meisten Charaktere individuell durchleuchtet werden, baut man einige gewisse Sympathie zu jenen auf und kann sich vielleicht sogar mit dem einen oder anderen identifizieren. Hierbei ist also ein großes Potenzial offen für einige "Lieblinge", die man mag und gerne sieht: bei mir waren es Mine und Akame. Letztere mag ich einfach aufgrund ihres Designs und ihrer scheinbar kühlen Art, doch auch ihre individuelle Story gefiel mir. Zudem finde ich es nicht schlimm, dass obschon Manga und Anime nach ihr benannt sind und sie im Opening und Ending in hoher Frequenz auftaucht, sie nicht die andauernd beim männlichen Hauptprotagonisten auftauchende weibliche Heldin darstellt - ganz im Gegenteil. Akame hat sogar relativ wenig tragende Rollen und Auftritte, doch dies schmälert ihren Charakter nicht unbedingt. Sie hat ihre großen Szenen ebenso wie jeder andere - eine ganz klare Stärke bei diesem Werk!
Und Mine? Meine Güte, wie kann man sie nicht mögen? :D Sie ist definitiv mein Top-Favorit!
So viele Schwächen und Stärken dieser Charakter auch hat, so lassen jene sie einfach human wirken und ich war schon immer von solchen Menschen angetan, auch wenn die 24 Folgen ihr nicht genügend Aufmerksamkeit geben und das Potenzial verschwenden, einen solchen "Tsundere"-Charakter mehr Charaktertiefe und -entwicklung zu geben. Daran scheitert dieser Anime übrigens auf maßgeblicher Ebene bei fast allen Charakteren - bis vielleicht auf den männlichen Hauptprotagonisten.
Leider kommen allerdings einige der Charaktere, so individuell sie auch zu sein mögen, nicht richtig zur Geltung. Das liegt alleine auch daran, da es einfach zu viele für nur 24 Folgen sind - daher litt auch wohl auch die Story darunter oder aber es wurden einigen Charakteren zu viel Aufmerksamkeit geschenkt. Vermutlich könnte es aber auch daran liegen, dass der Schöpfer kein Problem damit hatte, auch sehr liebevolle Charaktere sterben zu lassen und ihnen somit die Chance zu geben, mehr von sich zu zeigen. Das ist eine Stärke und Schwäche zugleich, da dies mit Sicherheit keine "Friede-Freude-Eierkuchen"-Story ist, in der alle Protagonisten überleben und/oder sich vielleicht einer für alle opfert - es ist eher das Gegenteil vorhanden. Einige Fans scheinen dies nicht immer gut zu finden, was ich unter Umständen nachvollziehen kann. Ich kann mich dabei nicht allgemein gut einordnen, allerdings fand ich einige Tode storytechnisch angemessen, dafür andere wiederum unpassend und sinnfrei.
Das Konzept der Waffen ist dabei ebenso nicht außer Acht zu lassen. Theoretisch hat sich der Schöpfer dabei ein gutes Konzept einfallen lassen, mit welchem er nur selten zu sehr in Sphären abhob, die unglaubwürdig erschienen. Grundsätzlich hatte ich aber selten Probleme damit, der inneren Logik auf dieser Basis zu folgen, obschon es auch noch Potenzial für mehr Tiefgründigkeit gab. Allerdings gibt es hierbei noch einen Vorteil: wie auch Eichiiro Oda (One Piece) mit seinen Teufelsfrüchten, hat sich der Schöpfer von Akame ga Kill! damit einen Raum für fantasievolle, aber auch nachvollziehbare Waffen und Fähigkeiten gelassen - jene aber auch direkt auf 48 Stück beschränkt, welche in den 24 Folgen nicht alle gezeigt wurden. Hierbei ist also alleine von dieser Seite noch viel Potenzial vorhanden, sollte jenes Werk fortgesetzt werden. Symboliken gibt es noch genug, welchen sich der Schöpfer bedienen kann, denn dies wurde sehr häufig hierbei praktiziert: Susano'o, Yata-Spiegel, Chakravartin, Shambala ... um nur einige erinnerungswürdige Begriffe zu nennen.
Die Waffen selbst sind dabei meist recht individuell gehalten und nicht alle von ihnen sind Schwerter - auf Anhieb fallen mir dabei auch nur zwei oder drei Stück ein. Der Schöpfer weiß dabei mit Einfallsreichtum zu glänzen und ich - aber dafür muss man schon ein hartgesottener Fan sein - konnte mit einem Freund von mir mehr als einmal eine Monster Hunter-Referenz ziehen. :D
Hierbei also von mir ein großes Plus, denn die Vielfalt und die Einsatzmöglichkeiten der Waffen hat mir wirklich zu jedweder Zeit gefallen - das gilt allerdings besonders für die Waffen von Lubbock und Esdeath.
Ich bin definitiv offen für eine Fortsetzung von diesem Werk und wäre ebenso angetan, ein wenig mehr Storytiefe zu bekommen. Der Schöpfer ist scheinbar auch nie müde geworden, neue Charaktere zu instruieren, um die Toten dementsprechend zu substituieren, somit steht auf dieser Basis einer Fortsetzung auch nichts im Wege. Und wer das Werk bis zum Ende verfolgt hat, der weiß auch, dass jetzt erst eventuell die eigentliche Geschichte anfangen könnte ...
Ich vergebe eine 2 bis 2+, doch es hätte auch besser sein können. Vielleicht lag es am zu geringen Umfang der Folgenanzahl? Zumindest scheint es mir so, als ob man diverse Schwächen auch hätte umgehen können.
Und noch etwas: das liegt nicht unbedingt am Werk an sich, doch gefiel mir an einigen Stellen die deutsche Übersetzung überhaupt nicht und es störte mich auch gewaltig, jene zu hören. Das liegt nicht an den gewählten Stimmen oder an der Synchro an sich, denn jene waren zu fast jeder Zeit souverän und nicht zu bemängeln - es ist die Übersetzung.
Mir ist beispielsweise bewusst, dass im Original eine Gruppierung einen "deutschen" Namen trägt: die "Jägers". In der deutschen Übersetzung ging es mir allerdings jedes Mal tierisch auf den Geist, dass der Begriff "Jägers" ebenso genutzt wurde. Das Wort "Jäger" ist allerdings in der deutschen Sprach ein sogenannter Nullplural, was bedeutet, dass Singular und Plural das gleiche Wort bedienen. Mir ist bewusst, dass das Synchronisationsstudio unter Druck der meistens Fans steht, die es haargenau übersetzt haben wollen. So werden beispielsweise auch Suffixe "kun" oder "chan" übernommen, um den japanischen Touch wohl nicht zu verlieren, doch können meines Erachtens auch Höflichkeitsfloskeln wie beispielsweise bei "Onee-chan" auch zu "Schwesterherz" oder "werte Schwester" gemacht werden, wenn es nach mir geht. Aber dabei scheiden sich wohl die Geister ...
(Aber bitte: bei "Jägers" muss ich dabei einfach protestieren, da es sich einfach schwachsinnig anhört und einfach keinen Sinn macht. Zudem der eine oder andere Zuschauer irgendwann wirklich denken könnte, dass mehrere jagende Menschen "Jägers" sind ...)
Zugleich muss man auch hervorheben, dass die deutsche Sprache - so ausschweifend sie manchmal eben ist - nicht immer direkt auf die Szenerie passt. Doch man soll mich hierbei nicht falsch verstehen, denn dies kann man nicht dem Werk anlasten:
Ich habe mir eine Folge angeschaut, in der es mir signifikant auffiel, dass einige Szenen, in denen viel Text vorkommt, die Frage-Antwort-Stellen stets ein wenig abgehakt vorkamen. So spricht beispielsweise eine Person und darauf wird ohne zu zögern geantwortet, allerdings manchmal mit etwas seltsamen Worten und/oder Verhalten. Es wirkte daher ein wenig emotionslos und "nicht darüber nachgedacht". Es ist schwierig zu erklären, doch wenn man sich dann die japanische Synchro dazu anschaut, wirkt es deutlich verständlicher und passender - um nicht sogar zu sagen "präziser". Dies konnte ich schon häufiger bei deutschen Übersetzungen mitbekommen, doch schaffen es auch Werke wie beispielsweise Fullmetal Alchemist, es signifikant besser zu machen. Doch möchte ich das nicht dem Werk selbst anlasten, aber auch nicht gänzlich dem Synchrostudio, denn hier liegt wirklich gute Arbeit vor. Es hapert nur häufiger an einigen Stellen und es fiel mir besonders in den ersteren Folgen auf.
So ... und eigentlich sollte das hier nicht so lange werden. Naja, diese beiden Werke haben mich eben gut beschäftigt über das letzte Wochenende - besonders Akame ga Kill!, welchen ich mir wahrscheinlich sogar zulegen werde.
(Und ich werde mir unverzüglich einen guten Mine-Desktophintergrund suchen! :D)