Quelle: tz-online.de
"Ich nehme es, ich nehme es nicht!"
Rollentausch bei "WWM": Der Moderator auf dem Kandidatenstuhl
Was für eine wunderbare TV-Unterhaltung! Das Promiquiz von "Wer wird Millionär?" zur WM 2006 gestern war nochmal ein Highlight vor der Sommerpause: Sympathische Kandidaten, interessante Fragen rund um das Thema Fußball und eine Summe von insgesamt 1 250 000 Euro für den guten Zweck machten den Sonntagabend zu einem unvergesslichen TV-Erlebnis. Schon zu Beginn der Sendung wurde Günther Jauch mit Fangesängen ("Es gibt nur ein Günther Jauch") im Studio begrüßt.
Und dann noch die Krönung des Abends: Der ungewohnte Rollentausch: Günther Jauch musste selbst auf dem Ratestuhl seines RTL-Quiz Platz nehmen. Durch einen Trick schaffte es der stellvertretende Chefredakteur des Grevenbroicher Tagblatt, Horst Schlämmer, hinter dem sich Komiker Hape Kerkeling verbarg, die Quizmasterrolle zu übernehmen. Günther Jauch sagte nach der Sendung: "Es war auch für mich eine neue Erfahrung auf dem Kandidatenstuhl zu sitzen, aber bei Horst Schlämmer muss man mit allem rechnen."
Und so kam Günther Jauch auf den heißen Stuhl ? das tz-Protokoll: Nach der neunten Frage machte Horst Schlämmer, der als letzter Kandidat an der Reihe war, der Rücken wieder Probleme: "Ich muss mal eine Runde laufen, ich hab?s am Rücken. Mein Stuhl hat keine Schaumstoffpolsterung." Auch Günther Jauch stand auf ? ein großer Fehler? Denn Horst Schlämmer nahm sofort auf Jauchs Stuhl Platz. "Ihr Stuhl ist viel besser gefedert, ich bleibe hier sitzen." Jauch versucht einzugreifen, doch da argumentiert Schlämmer: "Ich hab ein Attest dabei!"
Jauch will nicht so recht. Da wird Schlämmer energisch: "Herr Jauch, es hat doch mit mir keinen Sinn. Sie merken doch, dass ich ohne den Völler aufgeschmissen bin. Es ist doch für einen guten Zweck. Sie kommen doch viel weiter als ich. Ich möchte nicht mehr spielen. Spielen Sie, Herr Jauch! Wir stimmen ab." Schlämmer dreht sich zum Publikum: "Wer ist dafür, dass der Jauch weiter spielt?". Tosender Beifall im Publikum. Jauch hat keine Chance ? er nimmt die neue Kandidatenrolle an. Horst Schlämmer reibt sich die Hände: "Jetzt wollen wir Sie mal grillen, Herr Jauch. Die 16000-Fragen kommen jetzt?"
16 000-Euro-Frage: "Welche WM-Stadt hat die wenigsten Einwohner?" A: Kaiserslautern, B: Nürnberg, C: Gelsenkirchen, D: Leipzig. Jauch stöhnt und bläst tief durch die Backen. Schlämmer fragt: "Wollen Sie den Calmund anrufen". Gelächter beim Publikum. Jauch. "Ich setze glatt auf Kaiserslautern" Ein Risiko, aber er liegt damit richtig. 32000-Euro-Frage: Was werden am 9.6. gegen 18 Uhr einige Menschen in München-Fröttmaning im Chor singen?" A: Fratelli d'Italia?, B: Du gamla, du fria?, C: Jeszcze Polska?, D: Noble patria, tu? Jauch zögert, weiß aber, dass beim Eröffnungsspiel Deutschland gegen Costa Rica spielt ? und schließt deshalb Antwort A und Antwort C aus. Er schwankt zwischen B und D und nimmt den 50:50-Joker. A und D bleiben übrig, jetzt nimmt er D. Es ist richtig!
64 000-Euro-Frage: Was darf es laut "Jenaer Regeln" von 1896 auf offiziellen Fußballfeldern in Deutschland nicht geben?" A: Kühe und Schweine, B: Tümpel und Teiche, C: Bäume und Sträucher, D: Frauen und Kinder. Jauch ist unsicher, atmet wieder tief durch ? und nimmt schließlich den Publikumsjoker. Doch die Studiogäste können ihm nicht weiterhelfen. Jauch überlegt, denkt laut und sagt: "Nein, auf Frauen und Kinder gehe ich nicht." Schlämmer: "Da sind Sie auch nicht der Typ dazu, dass Sie auf Frauen und Kinder los gehen?" Die Studiogäste toben vor Lachen. Jauch riskiert die Antwort C ? und liegt richtig.
125 000-Euro-Frage: Wo liegt die Stadt Sialkot, in der mehr als dreiviertel aller Fußbälle weltweit hergestellt werden? A: Pakistan, B: Finnland, C: Nordkorea, D: Brasilien. Jauch reißt die Arme in die Luft: "Ich weiß es, weil es da immer eine Riesen-Diskussion darüber gibt, dass die Bälle zum Teil von Kindern gemacht werden." Pakistan ist richtig.
50 0000-Euro-Frage: "Was war seitens des DFB bis 1970 verboten?" A: Abseitsfalle, B: lange Unterhosen, C: Stehplätze im Stadion, D: Frauenfußball. Jauch kratzt sich am Ohr, wird sichtlich nervös, fast ein bisschen blass. Jauch: "Ich muss telefonieren!". Schlämmer macht den Vorschlag, Jörg Wontorra anzurufen. Schlämmer zu Wontorra am Telefon: "Der Herr Jauch sitzt ziemlich in der Klemme?" Doch Wontorra schüttelt die Antwort nur so aus dem Handgelenk: "So eine einfache Frage, Herr Jauch. Das ist Frauenfußball." Doch Jauch vertraut nicht auf Jörg Wontorras Wissen. Er zögert und fragt Horst Schlämmer, was er denn machen würde. Schlämmer: "Ich würd nach Hause gehen ? und mir einen trinken!". Keine große Hilfe also für Günther Jauch, der irgendwie an den langen Unterhosen fest hängt? Er zweifelt, fasst dann aber den Entschluss: "Ich nehm?s!" Das Publikum klatscht aufmunternd. Doch plötzlich gerät Jauch wieder ins Schwanken und stellt erstaunt fest: "Mensch, jetzt merk ich das auch mal, wie das hier so ist?" Jauch stimmt wieder um: "Ich nehm?s doch nicht!" Das Publikum stöhnt. Horst Schlämmers Kopf fällt vornüber auf den Bildschirm auf dem die Fragen stehen und sagt. "Wissen Sie, Herr Jauch, immer wenn ich nicht weiß, was ich machen soll, dann schlafe ich ein?" Jauch darauf: "Okay, ich nehm?s, ich nehm Frauenfußball." Das Publikum jubelt und Schlämmer erklärt: "Seit 1955 war Frauenfußball verboten." Große Erleichterung bei Günther Jauch. Und bei Horst Schlämmer: "Bei mir ist gerade was in die Hosen gegangen?"
1 000 000-Euro-Frage: "Wer stellt in einem Gedicht fest: 'Der Fußballwahn ist eine Krankheit, aber selten, Gott sei Dank!?'" A: Kurt Tucholsky, B: Erich Kästner, C: Heinz Erhardt, D: Joachim Ringelnatz. Jauch ist sehr konzentriert, denkt laut: "Bei Ringelnatz reimt sich?s immer? Ich hab eine Tendenz zu Tucholsky? Nein, ich trau mich nicht!"Jauch ging für den guten Zweck kein Risiko ein. Gut so, denn Günther Jauchs wäre falsch gelegen, Ringelnatz stimmt. Clever stieg er mit einem Gewinn von 500 000 Euro für die "Deutsche AIDS-Stiftung" aus.
PROTOKOLL: TINA LAYES
Und so weit kamen die Prominenten:
Moderatorin Barbara Schöneberger spielte sich bis zur vierzehnten Frage: "Was hat Jürgen Klinsmann als aktiver Spieler nicht gewonnen? A: DFB-Pokal, B: Weltmeistertitel, C: Uefa-Cup, D: Olympiamedaille (richtige Antwort A). Doch ihr Telefonjoker, der Ex-Fußballprofi Jens Todt, konnte ihr nicht helfen. Sie stieg bei 125 000 Euro aus.
Tim Mälzer kam bis zur fünfzehnten Frage "Welches Team versuchte nicht, sich für die WM zu qualifizieren? A: Hongkong, B: Grönland, C: Tahiti, D: Palästina (richtig: B). Der Fernsehkoch ging kein Risiko ein ? und gewann 500 000 Euro.
Rudi Völler scheiterte an der vierzehnten Frage "Wer fand heraus: 'Beim Fußball verkompliziert sich alles durch die Anwesenheit des Gegners?'" A: Aristoteles, B: Karl Marx, C: Friedrich Nietzsche, D: Jean-Paul Sartre (richtig: D). Er gewann 125 000 Euro.
Promi-Sprüche
"Ich habe ja schon einiges erdulden müssen, aber das ist heute Abend zuschlagspflichtig." Günther Jauch, nachdem Horst Schlämmer mit ihm Brüderschaft getrunken hatte ? und dem Moderator auf die Wange küsste.
"Die Gewinnsumme dient zur Absicherung meines Lebensabends." Horst Schlämmer, auf die Frage, welchem guten Zweck er die Gewinnsumme spendet.
"Also, gespült hat Verena Kerth ja schon im P1 hinter dem Tresen. Gebügelt wurde sie danach." Tim Mälzer bei der Frage, für wen das Herz von Oliver Kahn schlägt (A: Saskia Spühlt, B: Verena Kerth, C: Verona Cocht, D: Gabi Bühgelt).
"Irgendwie hat man hier so ein flaues Gefühl im Magen, so wie beim Schwarzfahren mit der U-Bahn ? natürlich habe ich das noch nie gemacht." Tim Mälzer über sein Gefühl auf dem Kandidatenstuhl zu sitzen.
"Ja, die Rückengymnastik kenne ich schon. Die ist für die Verdauung." Horst Schlämmer, als ihm Günther Jauch seine Katzenbuckel-Übung vormachte.
"Da habe ich mir die englische Krankheit geholt." Horst Schlämmer auf die Frage, ob er schon mal in Amsterdam gewesen ist.
"Ich hab? immer nen? Kurzen dabei. Dat is gut für den Kreislauf ? und die Schnappatmung." Horst Schlämmer beim Brüderschaft-Trinken mit Günther Jauch.
"Ich hab Kreislauf." Lieblingssatz von Horst Schlämmer .