Donna W. Cross – Die Päpstin (Pope Joan)

  • Eigener Thread? Aber sicher, wieso nicht! =)


    Im "Was lest ihr gerade?" kam eine kleine Diskussion zwischen Jeanne und mir zu dem Buch Die Päpstin (Pope Joan) von Donna W. Cross auf. Eine gute Idee, das auszulagern, finde ich, also komm ich dem mal nach.
    Für alle, die das Buch nicht kennen – nach der Puplicity um den Film sicher schon weniger wahrscheinlich –, schmeiß ich noch den Wikipedia-Artikel hinterher: Klick!


    Zudem will ich euch nicht vorenthalten, was so zwischen uns fiel, wenn es auch nicht viel war. ^^

    Zitat

    Original von Jeanne
    Bisher gefällt mir das Buch richtig gut, obwohl es in meinen Augen einige Schwachstellen besitzt. Manchmal habe ich das Gefühl, die Situationen wirken zu lebensnah, das heißt, sie erscheinen mir etwas zu modern angehaucht, damit ein Leser der heutigen Zeit sie besser nachvollziehen kann. Besonders die Hauptpersonen (Johanna und Gerold) haben teilweise relativ moderne Ansichten; während der Großteil der Nebenfiguren im Kontrast dazu ein recht engstirniges, konservatives Denken pflegt und die Antagonisten sind (für den Leser) gelegentlich ein wenig zu durchschaubar niederträchtig und unsympathisch.
    Außerdem ... ein paar Dinge kommen mir, was den historischen Aspekt betrifft, nicht so ganz richtig vor und die lateinischen Wendungen sind für meinen Geschmack an einigen Stellen zu frei übersetzt (zumindest in der deutschen Fassung).


    Zitat

    Original von bereth
    Dann warf ich letztes Jahr noch einmal einen Blick in das Buch, weil ich eine Szene nachschlagen wollte (die bei den heftigen Regenfällen, wo der gute Gerold „gewärmt“ werden muss; damit du weißt, wo ich bin, Jeanne ;3). Und – ich fand es furchtbar. Was vorher meine Lieblingsszene gewesen war, entpuppte sich als kitschiges, überzogenes Geseiere und ich konnte mir den Schreibstil schlicht nicht mehr antun. Es ist einfach von allem zu viel. Zu viel Pathos, zu viel Gefühl, zu viele Gedanken, zu viele Beschreibungen und – was am schlimmsten ist – es wird viel zu viel erklärt. Show don't tell heißt die Devise, nicht etwa „erklär alles so, dass es auch der Dümmste versteht“. Na ja. Kurz gesagt, ich kann dem Buch nun alleine wegen des Stils nichts mehr abgewinnen, da ich mir dann die Augen ausstechen müsste. x__X


    Zitat

    Original von Jeanne
    Diese Szene finde ich eigentlich nicht schlechter als den Rest. Ich muss aber sagen, sie war etwas ... unspektakulär, wenn man einmal ihre Bedeutung betrachtet. Klar, die Umstände an sich schreien natürlich nur so nach Dramatik, aber da gab es andere Szenen, die ich beim Lesen spannender fand.


    Ich hab' natürlich (!) nur die Passagen rausgenommen, die ich am interessantesten fand, um direkt in eine Diskussion einzusteigen. Man gönnt sich ja sonst nichts. :D


    Wie auch immer, um direkt auf den Schreibstil zu sprechen zu kommen. Gerade, weil diese Szene im überschwemmten Rom nicht schlechter als der Rest ist, ist mir das Buch mittlerweile stilistisch ein Dorn im Auge. Denn im Umkehrschluss heißt es, dass das ganze Buch in einem doch recht überladenen Stil geschrieben ist, was Beschreibungen angeht.
    Mit überladen meine ich dabei nicht, dass zu starke Ausdrücke verwendet werden, um Atmosphäre zu erzeugen, sondern dass mir schlicht zu viele Adjektive im Text vorkommen. Die schwächen Szenen in meinen Augen stark ab. Atmosphäre ist genug vorhanden, zumindest wenn ich mich richtig zurückerinnere (denn ich muss leider zugeben, dass es schon eine Weile her ist, dass ich das Buch komplett gelesen habe).
    Ebenso, was du ansprichst, Jeanne, stört mich dann auch immer: zu platte weil vorhersehbare Antagonisten. Ich finde es bei so einer im Grunde klasse Geschichte schade, wenn dann Fehler gemacht werden, die nicht hätten sein müssen. Wenn nicht nur Gerold, Johanna (und einer ihrer Berater, wenn ich mich nicht täusche) diese modernen – oder anders: guten – Ansichten hätten, sondern auch ihre Gegner das eine oder andere Mal zögern würden, besäße das Ganze viel mehr Tiefe. So ist es Schwarzweiß-Malerei, die ich weder beim selber Schreiben noch beim Lesen besonders mag.
    Dazu kann ich dich auch nur nochmal zitieren:

    Zitat

    Original von Jeanne
    Jaaaa ... mich stört es eigentlich selbst, dass mir das überhaupt auffällt, ich will ja lieber unterhalten werden. Dafür ist die Liebesgeschichte schön und die verschiedenen Handlungsstränge im Buch werden ebenfalls geschickt miteinander verwoben. :3


    Denn da stimme ich wiederum zu und behalte das Buch daher in guter Erinnerung.


    Noch einmal lesen würde ich es dennoch nicht, aus der schlichten Angst heraus, mir die Erinnerung daran zu verderben (geht mir bei Harry Potter ähnlich; sobald man Fehler entdeckt, ärgert man sich einfach xDp).
    Aber was denkt ihr denn dazu? Ist die Kritik berechtigt oder zu harsch? Was die historischen Fakten angeht, bin ich zugegebenermaßen nicht im Bilde. Höchstens von dem ein oder anderen Galileo Spezial. :xugly:



    Na? Jeannilein? Deine Idee. =3

  • Ich habe den Thread nicht vergessen! Ich bin bloß nicht die Schnellste, manchmal. :ugly:


    Zum Schreibstil kann ich ergänzen, dass er mir manchmal nicht ... "historisch" genug war, nicht dem Inhalt, den er transportieren sollte, gerecht wurde. Es hätte genauso gut ein Fantasybuch sein können, denn hinsichtlich des Schreibstils hätte es mich nicht gewundert, wenn in einem Nebensatz plötzlich ein Drache vorbeigeflogen wäre. Irgendwie klingt das leider negativer als es soll; ich finde den Stil (nach dem ersten Lesen!) nicht so schlecht, weil er sich meiner Meinung nach schließlich sehr flüssig lesen lässt, ohne dass man besonders ins Stocken gerät oder überhaupt keine Ahnung hat, worum es gehen soll, zugleich ist er sehr lebendig.
    Andererseits wird bei einigen Passagen zu sehr belehrt. Mich hat es gestört, wenn plötzlich Distanz zum Geschehen aufgebaut wird, indem klargestellt wird, dass es sich bei uns heute ja so und so verhält, aber damals sei es noch anders gewesen - das hätte nicht sein müssen. Für mich ist das einfach ein Bruch, die Geschichte spielt im Frühmittelalter, sie sollte sich nicht über diese Zeit erheben und aus der Sicht der Moderne auf sie zurückblicken, um sie zu verdeutlichen. Abgesehen davon ist mir die Zeit ein Stück zu düster und frauenfeindlich thematisiert worden. Allein der Angriff der Normannen hat "Klischee!" geschrieen (und viel zu früh stattgefunden, aber das hat die Autorin am Ende ja selbst zugegeben).


    Ach, und bereth, ich glaube, du hast noch nicht viele historische Romane (über Frauen) gelesen, oder? Ich habe in ein paar hineingelesen und sie nach der ersten Seite wieder kopfschüttelnd zugeklappt, weil man von den Adjektiven wirklich erschlagen wird (letztes Beispiel, das mir untergekommen ist: "Die Tarotspielerin" von Marisa Brand, die ersten paar Seiten sind derart schlecht geschrieben und der Hauptfigur wollte ich beim Lesen nur noch ins Gesicht schlagen). Dagegen zählt "Die Päpstin" zu den harmlosen. xD

    »Zeit entschwindet, Menschen scheiden ...

    In ewig wie des Wassers Fluss ...

    Zu königlichem Streben reift des Kindes Mut ...

    Junger Liebe Knospen erblühen groß und stark ...«

    – Shiek in »The Legend of Zelda: Ocarina of Time«

  • Dafür hatte ICH den Thread jetzt schon vergessen. :'D



    Ich habe tatsächlich noch nicht viele Bücher aus diesem Genre gelesen, eben auch aus diesem Grund, den du ansprichst: Sie schreien förmlich nach Klischee, stellen die Zeit völlig verdreht dar, zu düster, zu böse, zu… falsch. Es tut einfach weh zu lesen, dass es GAR KEINE Möglichkeiten für Mädchen gegeben hat, sich zu bilden – wozu gab es Klosterschulen? :xugly:


    Und ja, vor allem dieses Belehrende war es ja, was ich mit dem Begriff Pathos betitelt habe. Ich brauche es beim Lesen nicht, dass mir Missstände auf die Nase gedrückt werden, so etwas liest sich auch gut zwischen den Zeilen heraus. Dieser Holzhammer verursacht immer regelrecht seelische Schmerzen bei mir. Und körperliche dann sowieso. XD
    Und was Adjektive angeht… Ja. Na ja, in einem Satz fünf Stück sind eindeutig fünf zu viel. *g* Es ist einfach viel lebendiger, wenn man Dinge mit Verben und Substantiven umschreibt und nicht unnötigerweise tausend Beschreibungen in den Satz einfließen lässt. Furchtbar! Leider leider ist es ja nun schon NOCH länger her, dass ich das Buch in der Hand hatte; von Rechts wegen müsste ich es nochmal lesen, um es auch richtig zerfetzen zu können. >:]

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