L’Hymne à la Joie
CD-Rezension
Genre: Bombastic Black Metal
Erscheinungsdatum: 9. November 2007
http://www.thecnk.org
The CNK sind:
Jean-Sébastien Ogilvy AKA Heinrich von B. (guitar, samples, back vox)
Nicolas St Morand AKA Mr Hreidmarr (lead/back vox, lyrics)
Jean-Emmanuel Artfield-Lautree AKA Valnoir (bass, back vox)
Sylvain Deslaves AKA Sylvicious (drums)
“Get in the klub, motherfucker!”
Direkt mal vorweg: Nein, diese Platte ist nicht mehr gerade taufrisch, das gebe ich zu. Aber da CNK außerhalb ihrer Heimat nicht unbedingt jedem bekannt sind, lohnt es sich nichtsdestotrotz, sie mittels dieser Rezension hoffentlich einigen Leuten etwas näher zu bringen. Dafür hole ich allerdings etwas weiter aus:
Im ereignisreichen Jahr 2002 passierten viele Dinge. Es befand zu diesem Zeitpunkt nicht nur das Lieblingsalbum meiner Lieblingsband in seiner Entstehungsphase, nein, auch außerhalb Deutschlands war einiges los: Eine raubeinige französische Black Metal-Kapelle namens Count Nosferatu benannte sich nach ihren zwei Demo-MCs Das schwarze Order und Soleil noir schlussendlich in Count Nosferatu Kommando um und kündigte zugleich einen radikalen Stilwechsel an. Unter diesen Vorzeichen erschien der erste Longplayer mit dem verheißungsvollen Namen Ultraviolence Über Alles, dessen flott gespielte Verbindung krachender Gitarren und elektronischer Soundelemente auf der einen Seite vielen Leuten vor den Kopf stieß, auf der anderen Seite aber in einschlägigen Magazinen auf helle Begeisterung stieß. Einher mit der Veröffentlichung ging auch ein optischer Wechsel: Statt Corpsepaint und Killernieten bediente man sich eines ebenso androgynen wie dekadenten Auftretens in herrschaftlich-militärischer Manier, um dem neuen Sound gerecht zu werden. Das laut Bandbiographie angestrebte Ziel, mit diesem Album “the most borderline industrial black metal band the world has ever seen” zu sein, wurde zu einem großen Teil erfolgreich umgesetzt. Fans hofften auf mehr.
Nun: Zeitsprung. Es vergehen fünf Jahre.
Für L’Hymne à la Joie (um das es hier ja eigentlich geht) zeichnet vor allem der Ausstieg von Leadsänger Hreidmarr bei Anorexia Nervosa verantwortlich, für die er einige Jahre erfolgreich tätig war, denn direkt danach wandte er sich wieder dem ursprünglichen Projekt CNK zu und die Band ging erneut an den Start, um ein würdiges Nachfolgealbum für den uber-brutalen Erstling aufzunehmen. Diesmal unter dem neuen Namen The Cosa Nostra Klub. Einige Gemeinsamkeiten der beiden Platten sind: Zynische, ins Bösartige überzogene Texte, unbändige Aggression und eine optische Aufmachung mit augenzwinkerndem Absolutheitsanspruch. Änderungen hingegen finden sich vor allem im Spieltempo: Wo Ultraviolence eine einzige große Hasswalze ist, entlädt sich die Wucht hier in Schüben. Das pfeilschnell fiese Drumming wurde etwas heruntergefahren und tritt jetzt nur noch vereinzelt auf, man konzentriert sich über weite Strecken auf beschwingte Marschrhythmen, die überraschend gut mit den rotzigen Vocals harmonieren. Weiterhin wurden orchestrale Passagen verwendet, um je nach Song entweder einen Kontrast zur Härte zu schaffen oder sie noch weiter zu unterstreichen. Selbige wird übrigens durch die recht saubere Abmischung nicht geschmälert. Was dem Album hingegen bisweilen fehlt, ist Abwechslung: Einige Passagen klingen recht ähnlich und man bisweilen hätte man sich gewünscht, dass der eine oder andere Moment wuchtigen Gitarrengeshredders etwas innovativer genutzt worden wäre. Das hat der Vorgänger tatsächlich besser gemacht. Dafür entschuldigen aber der großartige Opener und Stücke wie Total Eclipse Of Dead Europe, Dinner Is Ready (ein an den Kultfilm um Soylent Green angelehntes Stück, das mit fröhlichem Kindergesang endet) und das tatsächlich eiskalt auf Deutsch gesungene Die Holzhammermethode, dessen skurriler Text mir immer mal wieder ein Schmunzeln abzuringen vermag. All das zusammen klingt in etwa so, als würde eine Riege toter Philosophen in einem postapokalyptischen Szenario bei einem Fünf-Uhr-Tee zusammensitzen und darüber debattieren, warum die Welt schlecht ist, während Wagners Ritt der Walküren läuft. Ich denke, die Beschreibung trifft es ganz gut.
Für wen ist dieses Album nun also geschaffen? Entweder für Leute, die auf alles stehen, was einen militärischen Touch hat, für solche, die eine gute Kombination von Härte und Eingängigkeit mögen oder auch einfach für jeden, der es zu schätzen weiß, wenn etwas mit viel Liebe zum Detail vollkommen over the top ausgestattet wurde. Ich selbst zähle mich vor allem zur dritten Kategorie, aber ich denke, es kann bei verschiedensten Leuten, die in verschiedensten Genres zuhause sind, Anklang finden. Wem es zu schleppend oder zu eintönig klingt, dem sei der Vorgänger wärmstens empfohlen, der reißt in Sachen Geschwindigkeit und Abwechslungsreichtum doch noch mehr (zumal 2009 als Neuauflage erschienen und somit wieder verfügbar).
Insgesamt sehe ich es, trotz der überbordenden napoleonischen Attitüde, nicht als ein Top-Album, aber auf jeden Fall als einen hochwertigen Output einer Combo, von der man hoffentlich noch viel hören wird. Zumindest wurde vor einiger Zeit ein Coveralbum angekündigt, dem ich bereits freudig entgegenblicke.
In diesem Sinne: Improve your life and vote for winners!
7 / 10