Der Syrien-Konflikt

  • Ihr alle werdet bestimmt etwas mit dem Begriff "Syrien-Konflikt" anfangen können. Es geht in diesem Thread um den Bürgerkrieg in Syrien, will heißen, ein Teil des syrischen Volkes hat das Ziel, das Regime Baschad al-Assads zu stürzen. Es verlangt eine Revolution.


    Der Grund für das Aufbegehren der Syrer liegt in vielerlei Punkten; so hatten viele Menschen unter dem korrupten Wirtschaftssystem, der Korruption im Allgemeinen und dem autoritären Agieren der Regierung zu leiden (als Kinder an Hauswände "Das Volk will den Sturz des Regimes" geschrieben hatte, wurden sie verhaftet und gefoltert - Opposition wurde folglich nicht geduldet). Auch andere Verhalte, die menschenrechtlich eine Katastrophe darstellten und von Menschenrechtlern aufs Schärfste kritisiert wurden, herrschten unter dem aus einer Familiendynastie stammenden Assad vor.
    Der Grund für die Wandlung zu einem bewaffneten Konflikt jedoch liegt bei dem agressiven Reagieren der Regierung - will heißen, der Sicherheitskräfte. An der zweiten friedlichen Demonstration oppositioneller Syrer in Daara am 18.März griffen Beamte erstmals auf die Versammelten über, vier Menschen starben. An dem folgenden Begräbnis wurde ein weiterer Protestant getötet. Es folgten noch weitere Übergriffe der Regierung (die zwischenzeitlich halbherzig "Reformen" versprochen hatte), die schließlich eskalierten und zu einem Bürgerkrieg auswuchsen. Ob es auch ohne ein Eingreifen der Regierung dazu gekommen wäre, bleibt offen.
    Mittlerweile (laut Amnesty International) sollen schätzungsweise 17.000 Syrer, auch zahlreiche Zivilisten, durch den Konflikt umgekommen sein. Die UNO scheitert zurzeit an dem Veto Russlands und Chinas daran, die Opposition zu unterstützen, jedoch gibt das Vereinigte Königreich an, die Rebellen waffentechnisch und anderweitig zu versorgen. Sollte die syrische Regierung, wie sie es bereits in der Form des Abschusses eines türkischen Flugzeugs getan hat, wiederholt auf die Türkei übergreifen, wird zwangsläufig die NATO, auf kurz oder lang, eingreifen müssen. Dennoch ist ein sicheres Ende des Konflikts nicht abzusehen, viele rechnen aber damit, dass das syrische Regime früher oder später zerfällt. Bis dahin werden jedoch weitere Menschen sterben müssen, Tausende sind bereits geflohen. Wann ein militärisches Eingreifen anderer Staaten eintrifft, ist noch nicht abzusehen.


    So wird es immer schwieriger, "Gut und Böse" festzulegen, denn wir wissen: auf beiden Seiten stehen Menschen, auf beiden Seiten werden Greueltaten verübt. Sind noch andere Fakten zu beachten? Wenn ja, welche? Schreibt auf, was ihr wisst, denn ich habe sicherlich irgendetwas vergessen.
    Steht der Sturz des Syrien-Regimes bevor? Und was wird passieren, wenn Assad tatsächlich fällt? Demokratie? Anarchie? Oder ein Religionsstaat? Und was sollten Verbände wie UNO oder NATO tun? Ein schwieriges Thema, aber ein wichtiges, vor dem wir uns nicht verschließen sollten. Also:
    Was meint ihr?

  • Was du nicht vergessen darfst zu erwähnen ist der Damaszener Frühling. Verbunden mit Assads Machtantritt im Jahr 2000, erfolgte eine gewisse Öffnung des Landes gen Westen hin, es gab eine Zeit der ungekannten Redefreiheit und vorallem politische Diskussion ohne Repression. Es hielt nicht lange an, aber damals wurde Assad als Bringer der Moderenen Demokratie in Syrien gehandelt und war auch für den Westen ein Hoffnungsträger.
    Er hat diese Hoffnungen nicht erfüllt und wurde zu einem Despoten, einem Diktator.


    Beim Punkte UNO und NATO erkennt man gerade sehr gut die Fehler des herrschenden Systems:
    Die Veto-Mächte Russland und China verhindern eine militärische Intervention des Staatenverbundes. Gäbe es die ständigen mitglieder des Sicherheitsrates nicht und es gäbe nur temporäre Mitglieder, dann hätte es wahrscheinlich schon eine Intervention. Ich persönlich denke auch, dass eine Intervention wichtig ist. Nicht, um das Assad-Regime zu stürzen, sondern um das sinnlose Blutvergießen zu beenden und vorallem die willkürliche Gewalt gegen Zivilisten.


    Was aus Syrien im Fall von Assads Sturz wird, ist abzuwarten und vorallem nicht sofort zu feiern. Am Beispiel Lybien sieht man, dass das Ende einer Diktatur nicht gleichbedeutend mit so umfassender Freiheit sein muss, wie wir es in unseren Heimatländern gewohnt sind. Die neue Gesetzgebung in Lybien basiert auf der Sharia, nicht unbedingt eine gute Grundlage für Freiheit und Demokratie, wenn man mich fragt. In Syrien wird also wahrscheinlich ein demokratischer Religionsstaat entstehen, ob das etwas gutes ist, wird die Zukunft zeigen.
    Folgen wir dem Motto: Abwarten und Tee/Kaffee trinken.

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