Zugegeben, die Schweiz wird eine lebendige Musikszene wie jedes andere Land haben. Ob außer den Einwohnern dieses Landes und einigen wirklichen Experten wohl andere Bands als ein paar Volksmusiker oder Eluveitie einfallen dürften ist eine andere Frage. Heute aber will ich mich einer Schweizer Band widmen, die mindestens ebenso viel Aufmerksamkeit verdient hat wie ihre Metal spielenden Landsleute: My Heart Belongs To Cecilia Winter.
Ich hatte schon immer eine Art Liebesbeziehung mit leicht melancholischen Indiebands, wie meine Platten von Suburban Kids With Biblical Names, den Fleet Foxes oder auch Chad Vangaalen belegen können. Da ist es wohl kein Wunder, dass mir Cecilia Winter, wie ich die Band der Kürze halber nennen will, beinahe auf Anhieb gefielen. Auf sie gestoßen bin ich übrigens in Österreich auf einer Kulturveranstaltung die ich mir angesehen habe um ein wenig Zeit tot zu schlagen. Womit ich auch gleich ein wenig über ihre Livequalität sagen kann und möchte. Diese ist nämlich erstaunlich. Anstatt einfach nur stumpf nachzuklimpern was sie in ihren Alben zum Besten geben, was für einen guten Auftritt schon ausreichend wäre, füllen sie ihre Lieder auf eine sehr individuelle Weise mit Leben, die ich jedem der die Gelegenheit hat zu erleben raten will. Cecilia Winter ist trotz ihrer sehr studiotauglichen Stücke eindeutig eine Liveband und sollte auch als solche wahrgenommen werden.
Wie genau hört sich Cecilia Winter aber an wenn man sie eben nicht live sondern in den eigenen vier Wänden hört? Immer noch überraschend gut. Sie erinnern ein wenig an Arcade Fire, sind aber nicht so orchestral und beschränken sich meist auf das, was sie als dreiköpfe Band auch live zum Besten geben können. Ein besonders gutes Beispiel dafür ist "I'm In Love With A Mountain" welches auch gleichzeitig ein hervorragendes Musikvideo ist. Bekannter dürfte allerdings "Eighteen" sein, dessen Video mit ästhetischen Kussszenen aufwartet und trotz einer gewissen Schnulzigkeit kein archetypisches Liebeslied ist. Damit kommen wir auch gleich auf einen wichtigen Punkt: Die Texte. Bei diesen handelt es sich meist weniger um klassisch strukturierte Lieder, was bei Indie auch eher die Ausnahme wäre, sondern meist um sprachlich sehr opulente und durchgehend englischsprachige Gedichte, die meistens von Kummer, Schmerz oder Einsamkeit erzählen. Keine Band also die man Leuten mit Depressionen empfehlen würde. Sind sie trotzdem hörbar? Ja, unbedingt. Jedem der sie noch nicht kennt lege ich diese Schweizer daher unbedingt ans Herz.