[+R] Possession (1981)

  • Possession


    (bitte nicht verwechseln mit anderen Filmen gleichen Namens - achtet auf die Darstellerriege)


    Der Mann (Sam Neill) eines jungen deutschen Ehepaares kehrt nach einer mehrmonatigen Geschäftsreise nach West-Berlin zurück. Seine Gattin (Isabella Adjani) erwartet ihn bereits - um sich von ihm zu trennen. Es gebe einen Anderen. Der Name des Liebhabers wird aber nicht enthüllt. Er - welcher von dieser Entscheidung vollkommen unvorbereitet getroffen wird - versucht fortan penibel hinter die Identität seines Nachfolgers zu gelangen. Aber als er glaubt, die Zielperson gefunden zu haben, entpuppt sich die Recherche mehr und mehr zu einem makaberen Spiel des Wahnsinns, bei welchem ein Happy End vollkommen unmöglich ist.


    Vorab: Ich hatte schon immer ein Faible für bizarre und kontroverse Kultfilme aus dem Untergrund, welche wenig bis gar nicht bekannt sind, aber oftmals genau deswegen authentisch und genial rüberkommen. An Possession, dessen Film fast 30 Jahre lang sich kein Verleih getraut hat auf eine DVD zu pressen, kam ich nur beschwerlich ran. Bisher auch nur erhältlich als OmU, was aber bei diesem Film ohnehin viel besser wirken dürfte. Schon viel hatte ich über den sagenumwobenen Kultschocker gehört, nun wollte ich ihn selbst erleben. Die eher gradlinige auf der Verpackung erwähnte Story sowie die Tatsache, dass ein wohl ein Monster in dem Film vorkommen soll, ließen mich aber eher in Besorgnis walten. Es klang alles ziemlich beliebig udn wie xmal so ähnlich gehört. Ohne irgendein Detail zu kennen, gab ich mir letzte Nacht den Film ganz ohne Erwartungen. Und was ich sah, ließ mich geschädigt zurück.


    Denn das Zusammenspiel von Neill und Adjani als nervenaufreibendes Ehepaar brilliert in einem schon unfassbaren Maße. Man hat nicht mehr das Gefühl zwei Schauspieler zu sehen, man hat das Gefühl, dass diese wirklich dem Wahnsinn verfallen sind. Solch eine Authenzität habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Der ganze Film spielt sich an Originalschauplätzen im frühen 80er West-Berlin ab und bildet somit auch ein Zeitdokument. Es spielen auch diverse deutsche Schauspieler mit, darunter der überragende Heinz Bennent, welcher neben den hauptdarstellern ebenso eine Glanzleistung abliefert. Der Film ergötzt sich weniger an der Handlung, als vielmehr an surrealen und absurden Wahrnehmungen. Und im Prinzip dreht sich letztendlich doch alles nur um eine gescheiterte Liebe - denkt man. Das Ende des Film ist dann auch tatsächlich ein Vorschlaghammer mitten ins Gesicht und ich rate dringend davon ab, den Film mit seiner Liebsten anzuschauen. Solche Filme schaut man am besten immer noch allein. Jeder einzelne Charakter hat irgendwas Verschrobenes an sich. Einen Protagonisten oder Antagonisten gibt es in dem Sinne nicht. In dem Film spielen Spiritualität und Religion eine bedeutende Rolle, ebenso wie psychische Erkrankungen Marke Schizoide, Borderline oder sogar SVV. Krankheiten, welche zur Entstehungszeit des Films teils noch gänzlich unbekannt waren. Neill und Adjani spielen so meisterhaft-.dicht und gehen dabei nicht nur bei sich selbst bis an die psychischen Grenzend es Verstandes. Die Morbidität des Films dringt tief in das eigene Unterbewusstsein ein und was hier passiert, vergisst man nicht so schnell. Stillistisch aber auch von den Schockeffekten her war dieser Film seiner Zeit um Jahre voraus. Auf einer Höhe mit 70er Meisterwerken wie Eraserhead oder aber auch neueren Indie-Schockern wie z.B. dem ebenso bizarren Ex-Drummer. Dadurch, dass man immer stärker in den Film eintaucht, da die Szenen immer wahnsinniger werden, fühlt man sich schon bald verloren und leidet entsprechend mit. Spätestens nach dem kultigen Höhepunkt des Films - die berüchtigte U-Bahn Szene - ist man erstmal...platt. Beeindruckendes Schauspiel.


    Mit wirklich abgefahrenen Einlagen und Psychogrammen direkt aus der Hölle erstellt, fährt dieser Film auf. Am Ende wird es immer unverständlicher, absonderlicher. Das passt aber auch zu der bisherigen Story, womit auch die Endszenen frei interpretierbar sind. Kryptische Gesellschaftskritik an vorhandenen Werte und Normen und ganz besodners an bereits angesprochene Religionen, werden gnadenlos dargestellt. Halt ebenso gnadenlos wie der Rest des Films.


    Leider wurde für meinen Geschmack zum Leidwesen der Story etwas zus ehr das Augenmerk auf surreale Elemente und AvantGarde gelegt. Allerdings liegt das eventuell auch daran, dass ich den Film erst einmal gesehen habe. Was ich auf jeden Fall anmerken möchte: Selten wurden die Folgen einer gescheiterten Liebe authentischer rübergebracht als hier. Ich kann mich auch nicht erinnern, eine derartig krasse Zerrissenheit in Einklang mit völligem Unverständnis und vor allem extrem gnadenloser (!) Direktheit untergekommen ist. Man merkt sicherlich schon, ich bin auch am nächsten Tag noch etwas geflasht. Ein schwer verdaubarer Film, dessen Inhalt man sich nicht durchlesen sollte.Und auch auf keinen Fall ein Film, den man mal so nebenbei schauen kann. Denn dieser Film fließt nicht von A nach B, sondern von P nach Q. Ein Kunstwerk.
    9/10

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