Das Phantom der Oper (in der Bearbeitung von Andrew Lloyd Webber) ... unbeschreiblich. Gänsehaut pur. Es gab Momente, in denen ich am ganzen Körper gezittert habe und mich zusammenreißen musste, vor lauter Begeisterung nicht hemmungslos loszuheulen, sondern nur lautlos zu schluchzen. Ich kann nicht sagen, wie oft ich in der Vorstellung gefühlt gestorben bin. Bei Tanz der Vampire war es ähnlich, wobei weitaus schwächer, und damals habe ich es darauf geschoben, dass mich schlicht die Erfahrung meines ersten Besuchs in einem Musical ergriffen hat; Das Phantom der Oper hat mich jetzt viel, viel stärker überwältigt und mir tausend mal besser gefallen (was nicht heißt, dass Tanz der Vampire schlecht gewesen ist, im Gegenteil).
Es ist eine gelungene Mischung aus Musical und Oper, mit unglaublich mitreißenden Melodien, herrlicher Kulisse, tollen Effekten, natürlich einer wundervollen Geschichte, die mal spannend und ernst, mal humorvoll und lustig ist; überhaupt habe ich es als rundum perfekt empfunden. Unsere Plätze sind relativ mittig im Saal und hinsichtlich der Sicht und Akustik ideal gewesen. Meine Mutter und ich spielen bereits mit dem Gedanken, im Spätsommer oder Herbst nochmals eine Vorstellung zu besuchen.
Kritisch betrachtet ist diese Fassung vermutlich nicht die beste, die man sich ansehen kann, unter anderem ist das Orchester beinahe um die Hälfte reduziert und die Darsteller sind nicht unbedingt optimal gewählt. Allerdings fehlt mir ein Vergleich und obwohl ich zuvor einige schlechte Bewertungen gelesen habe, habe ich zumindest mich voll und ganz darauf einlassen und überzeugen lassen können. Ich bin Fan des Musicals geworden. Wenngleich die deutsche Fassung, in der Peter Hofmann das Phantom gesungen hat, zweifellos unübertroffen ist ...
Kleine Unterschiede zur Buchvorlage
Meine Lieblingsszene im Buch ist die, in der die zwei neuen Direktoren der Pariser Oper das Phantom zu überlisten versuchen, indem sie den Umschlag mit dem monatlichen Gehalt von 20000 Franc in einer Hosentasche tragen, sich in ihrem Büro einschließen - trotzdem verschwindet der Umschlag und die beiden verlieren völlig die Fassung. Die Szene hat im Musical gefehlt, was jedoch nicht weiter tragisch war. Auch der Perser und seine Rolle sind gestrichen; beziehungsweise ist seine Aufgabe am Ende an Madame Giry übergegangen, die, nebenbei bemerkt, großartig gespielt worden ist.
Dafür finde ich die Darstellung vom Phantom (den Namen Erik erfährt man im Musical übrigens nicht - oder ich habe nicht gut genug aufgepasst) richtig klasse und stellenweise sogar eindrucksvoller als im Buch. Denn während im Roman zum Schluss hin seine unheimliche, faszinierende Aura schwindet, bleibt sein Auftreten im Musical vom Anfang bis zum Ende mysteriös und stimmig.
Allgemein ist die Geschichte von Gaston Leroux auf jeden Fall sehr, sehr gut umgesetzt.
Die Bilder bleiben einfach im Gedächtnis: Wenn auf der Auktion der Kronleuchter an der Reihe ist, beleuchtet und hochgezogen wird; wenn das Phantom Christine in sein Kellergewölbe holt und mit ihr im Boot über den See fährt; wenn das Phantom die Aufführung von "Il Muto" sabotiert und der Kronleuchter fällt; wenn das Phantom als Roter Tod den Maskenball aufmischt ... <3
Zitat
Original von Der Udo
Jemals das Buch gelesen, auf dem das Musical basiert? Ich kann's dir nicht empfehlen, ist der langweiligste Käse; aber in eben dieser Buchvorlage wird auch ewig lang um den heißen Brei herum geschwafelt, ganz fürchterlich...
Langweiligster Käse? Um den heißen Brei herumgeschwafelt? Entweder sprechen wir hier nicht von derselben Buchvorlage oder Geschmäcker können tatsächlich sehr verschieden sein. Ich für meinen Teil mag das Buch sehr gerne und kann mich nicht erinnern, dass es sich irgendwann in diesem Ausmaß gezogen hat. :D
Zitat
Original von Tido
Also zusammenfassend: Bevor man gleich sagt, man möge Musicals oder Opern gar nicht, sollte man sich vielleicht ein bisschen mehr ansehen als nur 5-minütige Ausschnitte ;)
Das sehe ich genauso! Ich denke, es ist schwierig, so etwas "von außen" zu beurteilen, wenn man sich bisher nicht intensiver damit auseinandergesetzt hat. Im Vorfeld hätte ich es selbst nicht für möglich gehalten, welche Wirkung Musicals auf mich haben ...