Okay, vorweg. Ich bin nicht unbedingt Feind von dem Boys' Love Genre, aber wenn man behaupten würde, dass ich solche Mangas und Fanfics geschickt meide, hat man nicht Unrecht. Ich hasse nicht das eigentliche Genre, sondern den Großteil der Geschichten, die dieses Genre hervorbringt. Ich glaube nämlich definitiv, dass es gute Geschichten geben könnte... leider stören mich einige Aspekte dessen, was ich bisher gesehen habe.
Was meinen Körper förmlich jedes Mal zum frösteln bringt, wenn der seltene Fall eintritt, dass eine solche Geschichte vor meine Augen fällt, ist die schrecklich flache Charakterdarstellung. Wirklich. Dass man die Personen in "Seme" und "Uke" unterteilen kann, ist eine der dümmsten Einschränkungen, die für die Individualität der Charaktere zutragen kommt. Ich denke, es gibt Ausnahmen, doch die meisten Gesichten bestehen nur aus "aktiv" und "passiv", dadurch passen sie sofort und ohne irgendwelche anderen Eigenschaften perfekt zusammen. Wo ist das besondere? Wo sind die einzigartigen Persönlichkeiten, die nicht auf Klischeevorstellungen basieren? Natürlich wird jede Geschichte mit ihrer eigenen Form von Melodrama ausgestattet [was ich übrigens auch nicht mag], doch so ziemlich wirken auf mich alle Geschichten praktisch gleich.
Zweiter Kritikpunkt ist, passend zu "aktiv" und "passiv", die Unlogik, die dieses Genre immer wieder hervorhebt. Wenn man denn schon zwei Jungs in einer Liebesbeziehung darstellen möchte, so soll man das auch möglichst realistisch gestalten. Es kann nicht angehen, dass dann immer ein ernst guckender stereotypisch männlicher Typ mit einer stereotypischen weiblichen Heulsuse gekoppelt wird. Ich mein: Wo zum Teufel ist dann der Unterschied zu einem traditionellen Pairing bis auf das Geschlechtsteil der passiven Person?
Und man soll mir jetzt nicht ankommen mit: "Aber Heath, die Liebe ist nicht akzeptiert... blah blah... sie müssen sich so vielen Hindernissen stellen... blah blah... nur um glücklich zu sein."
Worauf ich antworte: "Ja, scheiße. Jede Romantikgeschichte ist auf dieser Basis geschaffen. Jeder Bollywood-Film basiert auf diesem Konzept. Nur Yaoi nimmt die verschiedenen Geschlechter als unmögliche Liebe. Jedes. Verdammte. Mal."
Wo liegt dann der Sinn in einer solchen Geschichte außer dem stumpfen Vergnügen am Fanservice (meiner Meinung nach das einzige Vergnügen, was die Fans daraus ziehen, wobei ich mich auch hier wieder frage, wieso Mr. Passiv aussieht wie eine Frau ohne Vorbau xD)
Als ich sagte, es könnte Ausnahmen geben, meine ich damit solche Geschichten, die sich
1. nicht wie Haifische auf melodramatische Konflikte stürzen
2. die Beziehung realistisch darstellen
3. die Charaktere realistisch darstellen [auch das Aussehen... bitte]
4. die Geschichte möglichst zu auszubauen, dass sich nicht alles um diese verdammte Turtelei dreht >_>
Solche Yaoi-Geschichten gibt es nicht...
So kommen wir nun zu dem wichtigsten und absolut schmerzhaftesten Thema: Yaoi-Fans!
Ich weiß ich werde mich gerade in feurige Pfade begeben, nachdem dieser Satz endgültig im Post eingebrannt wurde.
Mir geht es hier aber nicht darum zu sagen "Ey, ich mag das nicht; euer Geschmack ist furchtbar"... Nein. Ich bin der Meinung jedem das Seine.
ABER! Was ich überhaupt nicht leiden kann, ist wenn diese Yaoi-Fans dann auf einmal aus ihrer Fantasie-Welt tauchen und förmlich alles homosexuelle als Yaoi bezeichnen und tatsächlich noch solche Rollenerwartungen wie Seme und Uke auf die reale Welt projizieren. Ernsthaft!
Zwei Jungs laufen Hand in Hand durch die Straße? Yaoi!
Zwei Typen in einem Film sind verliebt in einander? Yaoi!
Er hat den Typen gerade kennengelernt, hasst ihn jetzt schon und kann nicht aufhören zu erwähnen, wie sehr er auf weibliche Hinterteile steht? Definitiv Yaoi!
Yuck!
Und als jemand der die Individualität eines jeden Menschen schätzt, finde ich das abartig, wie solche Charakterisierungen auf echte Menschen übertragen werden. Noch dazu wird der Autor eines jeden Werkes beleidigt, wenn seine Figuren auf lächerliche Art und Weise in diese Rollenschubladen gesteckt wurden, selbst bei der feinsten Auserarbeitung ihrer innersten Persönlichkeiten. Und das schlimmste ist, dass diese Charaktere eine Out-of-Character Persönlichkeit annimmt, nur damit die Beziehung klappt...
Ich meine... Link und Ganondorf? Ernsthaft?
Das ist meine fast vollständige Meinung zu Yaoi. Und ich musste mich noch stark eingrenzen, damit das nicht zu viel wird und nicht zu provokant wirkt. [Es soll aber provokant wirken, keine Sorge xD]
Kurz um. Für mich sind Boys' Love Geschichten einfach nur eine überflüssige Zusammensetzung aus Zeichen, die mir eine lange Nacht an Stirnrunzeln und Facepalms verschaffen.
MfG
Heath