Ravensburg - Regungslos nahm der 15-jährige das Urteil des Landgerichts Ravensburg auf. Die Jugendkammer verurteilte ihn am Mittwoch wegen Mordes an seiner Mutter zu neun Jahren Jugenstrafe
Den Ablauf der Bluttat konnte das Gericht in der nicht öffentlichen Sitzung rekonstruieren, doch was im Kopf des minderjährigen Mörders vorging, war für den Vorsitzenden Richter Winfried Karitter schwer nachzuvollziehen.
"Die Tat ist kaum verständlich zu machen", sagte er bei der Irteilsverkündung, zu der die Presse zugelassen war.
Der 15-jährige hatte seine Mutter im Juli 2006 im Schlaf erstochen. Dazu sei es gekommen, nachdem die 41-jährige ihrem Sohn gegenüber gesagt habe, dass er sitzen bleibe, sagte Karitter. Zuvor hatte der Junge nach Angaben des Richters trotz schlechter Noten den Sprung in die nächste KLasse immer geschafft. Er hat laut Karitter die "unrealistische Hoffnung" gehabt, dass er das Klassenziel trotz "Fünfen" in den Hauptfächern auch diesmal irgendwie schaffe.
Karitter schilderte den Angeklagten als einen Jungen, der in einer Scheinwelt lebte. Auf Hilfsangebote der Mutter und Lehrern reagierte er nicht. Die schulischen Probleme und der Rückzug in seine Welt seien nicht erst kurz vor der Tat aufgertreten. Bereits 1998 habe die Mutter dem Jungen keine Vorwürfe, sondern versuchte, ihm Mut zu machen.
"Wir schaffen das schon zusammen", soll sie laut Karitter gesagt haben. Ein Fehler, wie sich herausstellte, denn ihr Sohn wollte keine Hilfe und nicht länger zur Schule gehen. Als er vor seiner Mutter stand, sei dem Jungen zum ersten Mal bewusst geworden, dass er sein "schlampertes Leben" so nciht weiterführen könne, obwohl er dies wolle.
"Drei weitere Jahre Schule bis zum Realschulabschluss und drei weitere Jahre die Hilfe seiner Mutter ertragen wollte er nicht." Da habe er sich entschlossen, seine allein erziehende Mutter umzubringen, die sich nach dem Gespräch zu einem Mittagsschlaf hingelegt hatte.
"Sie litt seit Jahren unter Depressionen uund Müdigkeit", so Karitter.
Bevor der Junge mit dem "riesigen Schlachtermesser" zustach, habe er sich zunächst neben ihr Bett gesetzt. Es waren zwar Gefühle im Spiel, die seien aber nicht in Wallung gewesen, sodass von einer Affekthandlung gesprochen werden könne.
"Mit einem konsequenten, durch Willen geführten Stich" durchbohrte er den Hals seiner Mutter.
Zum Schluss ermahnte Karitter den Jungen, er habe jetzt selbst in der Hand, was er mit seinem Leben anfange und ob er vorzeitig entlassen werde.
"Es müssen nciht neun Jahre bleiben."