Klau mir halt meine Facebook Links, pff. =3=
Zuerst einmal: Alleine schon die Tatsache, dass eine solche App ernsthaft ins Leben gerufen worden ist, zeugt von so viel Dummheit sowie Paranoia, dass es weh tut. Du weißt ja, dass ich mir die Fragen, obwohl es nur wenige sind, nicht einmal ganz durchgelesen habe, weil sich bereits nach der ersten die Wut in mir regte (und ich mir zu schade für eine solch negative Verschwendung meiner wertvollen Energie bin.)
Kann man das ernst nehmen? Nun, offenbar gibt es genug Menschen, die es durchaus ernst nehmen, sonst würde so etwas erst gar nicht entstehen. Lachen? Ohja, darüber lachen kann man durchaus, doch zumindest bei mir wäre das mehr ein verzweifeltes denn amüsiertes Lachen. Da kann man nur noch (traurig) den Kopf schütteln (und gegebenfalls heulen.)
Verknüpft mit dem Religionsthread, der mir irgendwo im Hinterkopf herumschwirrt, kann ich mir vorstellen, dass sich unter Gläubigen genug Leute finden, die derart verbissen an „Schwulsein ist Teufelswerk!“ festhalten, dass sie überzeugte Homophoben sind.
Das geht jetzt nicht (!) gegen alle Religiösen (ich habe selbst eine sehr gläubige Freundin, aber anstatt es zu verteufeln, kann man wunderbar mit ihr über ihre Ansicht diskutieren), aber die traurige Wahrheit ist, dass sich dort Menschen mit extrem homophober Einstellung finden werden, und das sicher nicht zu knapp.
Hinzu kommen Leute (vor allem Männer, würde ich meinen) deren Bild von einem „echten“ Mann keine Intimitäten mit Gleichgeschlechtlichen zulässt. Nicht wenige ekeln sich davor, was ich zwar verstehe, aber sehr darum bitten würde, dass nicht in Homophobie, verknüpft mit Hass, ausarten zu lassen. Wer's eklig oder sündig findet, soll's so haben, solange dadurch niemand zu Schaden kommt, leider sind bereits Worte, also Mobbing, ein Schaden, den die betroffene Person aufgrund ihrer „Andersartigkeit“ erfährt.
Aufgeklärte Generation? Hm... schwierig. Einerseits wirkt unsere heutige Gesellschaft tatsächlich sehr aufgeklärt und offen, andererseits sind solche angeblich „offenen“ Themen noch immer ein Tabu, wie man immer wieder merkt. Und damit meine ich jetzt nicht nur Homophobie, selbst harmlose Fetische wie die Vorliebe für Lack und Leder sind immer noch verschrien, obwohl viele so tun, als hätten sie kein Problem damit, darüber zu reden.
Da ich selbst nicht ganz hetero bin, umgebe ich mich scheinbar unterbewusst auch mit Gleichgesinnten. Zu meinem engeren Freundeskreis zählen Bisexuelle, Lesben, Bicuriouse, aber auch Heterosexuelle (meine beste Freundin z.B.) Und trotzdem kommen wir gut miteinander aus, weil wir uns gegenseitig in unseren Ansichten respektieren. Du machst dein Ding, ich mache mein Ding, nach dem Motto läuft es bei uns.
Mit meinem Vater habe ich noch nicht darüber gesprochen (ich glaube, er könnte gar nicht damit umgehen und würde mich nur wie ein Fisch auf dem Trockenen anstarren xD), aber meine Mutter weiß es und obwohl sie mir offen gesagt hat, dass für sie so etwas niemals in Frage käme, weil es sie ekelt, liebt sie mich immer noch und hat mich nicht verstoßen, nur weil ich Frauen auch mag.
Doch es ist leider nicht in allen Familien so. Ein befreundetes Frauenpärchen hat sich vor ein paar Jahren geoutet (auch wenn wir es alle schon geahnt hatten) und während die Familie der einen locker damit umgeht und um die Partnerschaft weiß, so muss die andere es ihrer verschweigen. Als ich sie nach den Gründen für die Heimlichtuerei fragte (die für die Betroffenen zudem eine Belastung darstellt), erzählte sie mir traurig und auch ein bisschen ängstlich, dass ihre Mutter sie sofort hochkant aus dem Haus werfen würde, wenn sie um die Beziehung wüsste.
Da frage ich mich auch: warum? Man lebt jahrelang mit seiner Tochter zusammen, sieht sie aufwachsen, baut eine Bindung zu dem Kind auf und liebt es (im Idealfall, immerhin sind nicht alle Familien so.) Und dann ändern sich diese Gefühle so einfach Schlag auf Schlag, nur weil die Person, die mein Kind glücklich macht, das gleiche Geschlecht hat? Bitte, man darf sich davor ekeln, man darf darüber denken, was auch immer man will, aber warum sich einmischen? Und das eigene Kind verstoßen? Das ist einfach das Letzte und diese Geschichte berührt mich auch heute immer wieder aufs Neue, vor allem wenn ich sehe, wie glücklich die beiden zusammen sind, aber wie schwer sie es gleichzeitig haben, weil eine von ihnen auf jede Berührung, jede Bewegung, jedes Wort achten muss, das sie in Beisammensein ihrer Familie von sich gibt.
Achja, zu deiner Ansicht über die Vererbung dieser „Neigung“: früher dachte ich genauso, aber mittlerweile bin ich mir nicht mehr so sicher. Zwar denke ich noch immer, dass der Großteil der Menschen sich nicht frei entscheiden kann und es in den Genen stecken hat, betrachte ich aber meinen Lebensweg (den du nur allzu genau kennst, ich weiß *hust*), komme ich zu der Überzeugung, dass ich es mir durchaus freiwillig ausgesucht habe. (Natürlich kann das eine Lüge sein und ich bekam es vererbt, aber meine Ansicht bleibt bestehen.)
In unserer heutigen pseudo-aufgeklärten Welt wird außerdem viel ausprobiert, sich selbst als bi- oder gleich homosexuell zu bezeichnen, ist leichter denn je. Viele Menschen glauben, dass sie nach einem Kuss mit einem Gleichgeschlechtlichen gleich bisexuell sind, solchen Menschen möchte ich immer ins Gesicht schlagen. Man sehe sich nur mal die vielen jungen Frauen und Mädchen an, die nur befreundet sind, sich aber bei jedem Wiedersehen sofort abschlecken müssen (ja, das klingt vielleicht ein wenig abfällig, aber ich werde nie so ganz dahinter steigen. Ich umarme meine weiblichen Freunde immer nur, warum muss ich ihnen gleich meine Bakterien aufdrücken? o.ô) Die sind ja auch nicht automatisch lesbisch.
Die Grenze verschwimmt hier also ziemlich.
… und ich merke, dass ich einmal mehr voll vom eigentlichen Thema abgekommen bin, cool. :XD:
Zu deinem abschließenden Absatz: ach, es ist süß, wie unschuldig du rüberkommst. Aber ja, es gibt tatsächlich noch immer mehr als genug Leute, die derart verbissen homophob sind und diese absolut hirnlose App, die sich an genauso hirnlosen Klischees orientiert, ist der beste Beweis dafür.
Um doch noch auf einige der Fragen einzugehen (durch die ich mich soeben unter Schnauben gequält habe):
Zitat
Does he spend a long time in the bathroom?
(Braucht er lange im Bad?)
Does he take a long time to do his hair?
(Braucht er lange für sein Haar?)
Does he like to dress well: is he very careful when choosing his outfits and selecting brands?
(Mag er es, sich gut anzuziehen: Gibt er sich sehr viel Mühe bei der Auswahl seiner Kleidung und Marken?)
Hier möchte ich auf den rasanten Wandel unserer Gesellschaft hindeuten. Vor ein paar Jahren hätte noch niemand gewusst, was ein „Metrosexueller“ ist. (Für alle noch-Unwissenden: als metrosexuell werden Männer bezeichnet, die zwar von der Orientierung her heterosexuell sind, sich aber derart viel Mühe beim Styling geben, dass sie (hallo Klischees!) leicht als schwul gelten könnten. Geprägt hat diese „Modeerscheinung“ (ich nenne es jetzt mal so) David Beckham.)
Mittlerweile gibt es aber so viele Männer, die sich Mühe beim Aussehen geben, dass wahrscheinlich ein riesen Prozentsatz der männlichen Erdbevölkerung den Stempel „homosexuell“ aufgedrückt bekommen müsste.
Zitat
Does he piercings in his tongue, nose or ears?
(Trägt er Piercings in Zunge, Nase oder Ohr?)
Ich verweise erneut auf den Wandel. Piercings (und Tattoos) werden salonfähig, zwar langsam, aber man merkt's. Klar, auch hier gibt’s noch genügend Menschen, die auch das verschreien, aber die wird’s eh immer und überall geben.
Da zwei meiner bisexuellen/bicuriousen Freundinnen Piercings haben... oh natürlich, daran hätte man ja schon lange erkennen können, dass sie nicht ganz hetero sind, gell?
Zitat
Has he ever introduced you to a girlfriend?
(Hat er Ihnen jemals eine Freundin vorgestellt?)
Ja, ich greife hier auf ein Klischee zurück, aber auf eines, das sich auch bewahrheitet hat. Mittlerweile gibt es so viele sogenannte „Nerds“ (die man auch einfach als introvertierte und schüchterne Menschen bezeichnen könnte), die Probleme damit haben, soziale Kontakte zu knüpfen, dass auch diese Frage absoluter Bockmist ist (naja, was sonst.) Ich hatte in meinem ganzen Leben auch nur einen einzigen Freund und das zu einer Zeit, in der man mich locker noch als „Kind“ bezeichnen konnte. Also bin ich automatisch lesbisch, klar.
Witzig übrigens, dass die Fragen der App nur auf homosexuelle Männer ausgerichtet sind. Wo bleibt unsere Gleichberechtigung! *Faust schwenk* :XD: