Die Überschrift ist wirklich klasse... DAS BÖÖÖSE! X'D
Mir hat mal jemand als Kommentar zu einer Fanfiktion geschrieben, warum eine bestimmte "böse" Figur sich selbst als böse bezeichnet, wo die Bösen doch eigentlich immer aus ihrer Sicht gut handeln sollten?
Ich habe da länger drüber nachgedacht. Klar, realistischer wirkt es auf jeden Fall, wenn es keine bösen Wichte gibt sondern nur Antihelden, die in ihrer Überzeugung den Weg der Problemlösung eben auf eine andere Art suchen als der Held selbst. Aber es muss auch zum Genre passen, finde ich. Wenn in einer dunklen Geschichte, die für Erwachsene geschrieben wurde, nur Antihelden zu finden sind anstatt Bösewichte, finde ich das okay. Game of Thrones ist da so ein Beispiel. Außerdem kann man dem Zuschauer/Leser so auch die Möglichkeit lassen, sich selber ein Bild über "das Böse" zu machen. Show, don't tell. Es macht ja einen großen Unterschied, ob man sagt, "der ist jetzt böse, weil er so geboren wurde" oder ob man sagt, "des Bösen gutherzige Mutter wurde vom Gott des Lichts versehentlich zertrampelt und sein Vater hat Krebs und deswegen ist er nun ein kaltherziges, egoistisches A*** geworden".
Dabei finde ich es in anderen Genres, vorallem Kinderfilme und ähnliches, durchaus in Ordnung, wenn es auch Fieslinge gibt, die einfach nur ihre Macht missbrauchen - denn seien wir mal ehrlich, das ist mindestens genauso realistisch wie alles andere auch. Ob es sich nun um einen intriganten Politiker handelt, einen Ringe schmiedenden Dämon oder um Fritzchens diabolische Socke, durch solche einfachen Ideale können gerade Kinder sich mit dem Helden besser identifizieren. Wer hätte mit Pocahontas mitgefiebert und gedanklich mit den Indianern gekämpft, wenn man gesehen hätte, wie die Einwanderer an den Marterpfahl gebunden werden oder skalpiert... Wahrscheinlich könnte auch niemand Jack Sparrow leiden, wenn der pausenlos fröhlich umhersegelnde Zivillisten überfallen, berauben und ermorden würde. Ich glaube, es waren sogar einmal Prinzessin Zeldas Worte am Ende von TP, als sie meinte: "Es gibt immer zwei Seiten einer Medaille." Das stimmt, aber es kommt auch darauf an, wo und wie man die andere Seite zeigt, wenn überhaupt. Selektieren von Informationen kann eine ganz andere Wahrnehmung beim Betrachter erzeugen, wenn man nicht objektiv bleibt.
Deswegen bin ich auch immer noch ein Fan von Naruto; da hat fast jeder "böse Wicht" eine Hintergrundgeschichte, die ausführlich erzählt wird.
[SIZE=7]Manchmal zu ausführlich.[/SIZE]
Ich persönlich versuche meine "bösen" Figuren immer als eine Mischung aus beidem darzustellen. Wenn man eine tragische Vergangenheit hat, natürlich, das ist prägend, aber meistens hat man immer noch die Wahl, sich anders zu entscheiden. So versuche ich es auszudrücken. Immerhin kann man nach dem ersten Verbrechen auch Gefallen an weiteren finden, egal, was einen anfangs dazu getrieben hat.
Bei Antagonisten dagegen finde ich zudem noch durchaus spannend, wenn auch kulturelle Einflüsse den Ausschlag geben, ob und wie eine Figur ihr eigenes Handeln als moralisch richtig empfindet. Das wird leider häufig bei vielen Fantasyromanen übersehen... Wer sagt denn, dass es keine Orkfrauen gibt, die für ihre hungernden Orkkinder ein Zuhause brauchen und deswegen das Dorf des vermeintlichen Helden niederbrennen, dessen Volk die Orks jahrelang gezwungen hat, in kargen Felshöhlen zu leben, nur, weil sie diese hässlich und barbarisch fanden? Mal so als Gegenbeispiel.
Es gab da mal einen klasse Ratgeber auf Fanfiktion.de, kann ich jedem empfehlen, der sich näher mit Geschichtenschreiben und Figurenentwicklung generell auseinandersetzen möchte (Kapitel 4 zum Beispiel beschäftigt sich ausführlich mit Antagonisten):
Saku's "Wie man Fantasy schreibt"
Da werden auch viele offene Fragen gestellt, was Böse und deren Hintergründe angeht und wie man sowas selbst am besten aufbaut, falls das jemanden interessiert. =)
Achso, und ich finde Zusammenschlüsse immer cooler als einzelne Bösewichte/Antagonisten. Zum einen, weil es meistens besser wirkt, mehrer Leute gegen den Helden und seine Freunde antreten zu lassen als einen einzigen, übermächtigen Clown, zum anderen, weil sich die bösen dann (hoffentlich) durch verschiedene Charaktereigenschaften unterscheiden und man sich als Zuschauer seinen "Lieblingsbösewicht" selber aussuchen kann. Außerdem wäre es langweilig, würde der Held immer nur gegen ein und denselben bösen King in die Schlacht ziehen...
...wobei mich das beim RPG seltsamerweise gar nicht stört, meinetwegen kann Ganny noch bis in alle Ewigkeit Großmeister der Herzen bleiben. :evil:
Zitat
Original von GhostBride
Meine "Lieblinsgbösewichte" sind der Joker aus Batman (...)
Bei dem Joker war es ja so, dass er seiner Mutter helfen wollte, und ihm sein Vater mit einem Messer die Mundwinkel aufgeschlitzt hat, woraufhin er Rache schwor [?].
Allerdings bin auch ich kein Fan von solchen 08-15 Bösewichten (...)
Dabei ist doch gerade der Joker so ein typischer Fall von "manche Menschen wollen die Welt einfach nur brennen sehen". Vielleicht ist dir aufgefallen, dass er jedem seiner Opfer im Laufe des Films eine andere Geschichte erzählt, warum er so ist, wie er ist.
Aber der Joker ist gerade deshalb so toll, weil er das typische Klischee vom 08/15-Bösewicht ist - aber das auf eine ganz besondere Weise. Irre, wahnsinnig, unberechenbar, aber eigentlich weiß niemand, wieso. Bei Darth Vader hat man in drei Teilen mitgefiebert, hat Sympathien aufgebaut, die sich hinterher in Abneigung umwandelten; bem Joker ist das alles genau umgekehrt. Vielleicht ist das das Faszinierende an ihm. Das ist es auch, was ich meinte mit es muss zum Genre passen - dadurch, dass klar gesagt wird, dass niemand die Beweggründe des Jokers kennt, wird ein Geheimnis daraus gemacht. Hört sich einfach besser an, wenn man sagt, der sprengt gern Sachen in die Luft als wenn man ihn nur als "machthungrigen, bösen Typen mit Verlangen nach der Weltherrschaft" oder so betiteln würde, meiner Meinung nach.