ZitatOriginal von comander32
Meiner Meinung nach entstehen gute, langwierige Beziehung am Besten aus langen Freundschaften. Der Einsatz ist dann natürlich hoch, wenn dann doch die Beziehung zu Bruch geht, aber ich denke, dass so etwas eher passieren kann. Rein objektiv betrachtet mussten beste Freunde ja auch gute Partner sein, denn man kennt einander. Man weiß über vieles Bescheid und man konnte sich ja schon vorher Streiten und vertragen. Natürlich kommen Faktoren dazu, die man in einer freundschaftlichen Beziehung nicht hat. Das ist meine rein theoretische Meinung zu dem Thema.
Die Meinung respektiere ich, und kann auch gut nachvollziehen, woher sie kommt. Ich sage allerdings dazu auch, dass es genau das Gegenteil von meinen Erfahrungen darstellt.
Warum können meiner Meinung nach Beziehungen, die aus langen Freundschaften entstehen, nicht halten? Nun...
1.) Das Risiko.
Wie comander schon angemerkt hat, gibt es bei so etwas immer ein Risiko, eine wirklich gute Freundschaft kaputt zu machen. Häufig ist es der Fall, dass einer von beiden Freunden die Situation wie sie ist viel lieber mag als die Vorstellung, etwas festeres einzugehen. Das ist natürlich speziell dann kompliziert, wenn der jeweils andere Partner aber diesen Schritt weiter gehen will.
2.) Die fehlende Mystik.
Die allermeisten werden bestätigen können: einer der wichtigsten Aspekte der Liebe, ein Grundbaustein sogar, ist die Neugier. Man will mehr über den anderen herausfinden. Es umgibt ihn/sie eine gewisse Mystik, die man in sich aufsaugen möchte, dieses unbekannte Land, in das man sich begibt. Das treibt die Emotionen natürlich an. Mit langjährigen Freunden funktioniert das nicht mehr, je besser man sich kennt, desto weniger interessant ist der Partner für einen.
3.) Die Routine.
Man redet mit sehr vertrauten Personen vollkommen anders als mit neuen Bekanntschaften. Das ist in Beziehungen auch nicht anders, der Ton verändert sich einfach mit der Zeit, das ist vollkommen natürlich. Das führt auch dazu, dass ein Pärchen in der Anfangszeit der Beziehung (wenn sie nicht vollkommen im Kontrast zueinander stehen) weniger Streit haben als in der späteren Phase. Man kennt sich später schon besser, spricht noch eher seine Meinung aus, auch wenn es herb ist, und hat insgesamt einfach einen etwas weniger träumerischen Umgangston. Wenn eine Beziehung aus einer Freundschaft hervorgeht, die diesen Punkt bereits erreicht hat, führt das in den meisten Fällen dazu, dass auch in der Anfangszeit der Liebesbeziehung einfach die rosa Wölkchen fehlen. Man kennt sich schon, man muss sich nicht gegenseitig anhimmeln... Und obwohl eine Beziehung diese träumerische Phase auch nicht unbedingt brauch, um zu funktionieren, hilft sie einfach dabei, das ganze echt wirken zu lassen, als wäre es eben wirklich aus Liebe passiert, nicht aus Routine.
Ich habe meine Frau eines Oktobers vor vielen Jahren kennengelernt, den Februar darauf kamen wir zusammen. Alles dazwischen passierte zudem über ungefähr 600km Entfernung - wir haben uns also nicht jeden Tag gesehen, konnten keine Routine miteinander aufbauen... und das war auch gut, meiner Meinung nach! So blieb die Mystik erhalten, es gab noch genug für den Partner zu entdecken.
Dann wiederum hab ich in meinem Freundeskreis auch schon ab und an Beziehungen gesehen, die zwischen langjährigen Freunden entstanden. Die haben zumindest in den Fällen nie lange gehalten, da sie in den allermeisten Fällen einfach entstanden aus einem "Wieso eigentlich nicht?", was einfach keine gute Beziehungsgrundlage ist.
Das ist zumindest meine Erfahrung zu dem Thema. ^^