Zitat
Original von Mereko
Wie gesagt ich kann ihm nur zustimmen, besonders beim Punkt "Scharia". Man stelle sich Deutschland mit dem 3. Buch Mose - "Levitikus" als maßgebendes Gesetzeswerk vor. Religionstexte stammen meist aus grauer Vorzeit und haben meiner Meinung nach im 21. Jahrhundert nichts in der Gesetzgebung zu suchen.
Wie kommst du dazu anderen vorzuschreiben, dass deren Lebensweise nicht mehr zeitgemäß ist und du, bzw. die (gottlose) Kultur der Mammonanbeter, die einzige Wahrheit kennen und wissen, was für die ganze Menschheit gut ist? Wenn in anderen Ländern, mit einer ganz eigenen Geschichte und Traditionen eine Theokratie überdauert hat, dürfte das seine Gründe haben und es steht dir und keinem von uns an, das mir nichts dir nichts in Frage zu stellen. Das hat auch nichts mit Zeitgeist, oder ähnlicher Hybris zu tun.
Beschäftige dich lieber erst einmal intensiver mit den Problemen hier und auch in anderen Ländern, ehe du derart zu verurteilen wagst.
Auch unsere heutigen Gesetze basieren letztlich auf Traditionen, welche einst dank Religion das Leben unserer Vorfahren geordnet und zivilisiert haben. Was meinst, du woher der Gedanke kam, dass einen anderen zu töten, eine Freveltat ist? Diebstahl eine Sünde und geahndet werden sollte und vieles mehr. Im Übrigen selbst in der säkularen westlichen Welt üben religiös motivierte Parteien sehr großen Einfluss aus, oder was meinst du wofür das C in einer der größten "Volksparteien" steht?
So ganz frei sind also auch wir nicht und der Wertekanon unserer heutigen Gesellschaft hat sich mit und in Reibung an Religionen und deren Idealen gebildet.
In anderen Ländern und Kulturkreisen ist man vielleicht nur noch nicht so weit, oder hat es aus für diese durchaus nachvollziehbaren Gründen, als falsch erachtet, so ganz stark auf eine Trennung von Staat und religiöser Ordnung zu verzichten. Wer bist du da, dass du das als fehlgeleitete Gesellschaft ansiehst?
Was ist da eigentlich an zu viel Säkularität besser? Unser Modell führt auch nicht dazu Armut zu beseitigen und Ungleichheit abzuschaffen, im Gegenteil. Unser Modell führt zu Egoismus und Ressourcenverschwendung, wie es sie nie zuvor in der Geschichte gab und die durch Ausbeutung und notfalls mit Gewalt und Unterdrückung anderer Kulturen gesichert werden muss. Wir sind es doch, die Regime, wie das saudische Königshaus schufen und stützen, um für unsere "Demokratie" und "Freie Marktwirtschaft" den Treibstoff zu sichern, auch sind wir es, welche die Emirate schützen und ebenso Pakhistan, es war unsere Seite, die Mubarak und Co. hofierte und auch jetzt gern die Militärs und andere Unterdrücker unterstützt. Es ist unsere Kultur, welche im Nahen Osten die Fäden zieht und Diktaturen oder Theokratien, wie jene in Isreal unterstützt, weil es unserer Wirtschaft und unseren Interessen nützt. Also tragen wir ach so von religiösem Eifer freien Menschen mit der Wahl unserer "Volksvertreter" und ihrer Lakaien doch dazu bei, dass es keine Weiterentwicklung in den bösen Religionseiferländern gibt.
Wenn du also mit dem Finger auf diese ganzen Problemzonen zeigen willst, solltest du vorher erst einmal hier bei uns den Hof kehren und dafür sorgen, dass wir nicht mehr Diktaturen und Eiferer in der Welt unterstützen, die Religionen als ein Mittel persönlicher Bereicherung und Machtsicherung in deren und unserem Interesse nutzen.
Gleiches gilt für die Aussagen zur Scharia. Auch da sollte man mal aufpassen und es differenzierter sehen. Wir sind vielleicht nur medial gezeichnet und jeder meint zu wissen, dass das was unmenschliches ist, Beschneidung von Frauen und deren Unterdrückung vorschreibt und an sich alle Menschen rechtlos macht. Dabei gilt sie doch in vielen Ländern nebenher und einige sind wirtschaftlich erfolgreich und erwecken in vielen Teilen nicht unbedingt den Eindruck rückständiger Theokratien mit Fundamentalislamisten. Gerade in Asien ist sie verbreitet. Auch ist die Scharia keine einheitliche Sache, sondern von Land zu Land, Auslegung zu Auslegung durchaus unterschiedlich. Ich wäre da vorsichtig, dem System perse Nutzlosigkeit und böse Absichten zu unterstellen. Es ist einfach eine ganz andere und für uns fremde Tradition und wie so oft sehen wir nur das Schlechte und blenden die anderen Sachen gern aus. Dabei helfen uns natürlich so "objektive" westliche Massenmedien, für die nur schlechte Nachrichten gute Nachrichten sind. ;)