Ich muss an der Stelle noch erwähnen, dass ich die Diskussion ziemlich interessant finde. Obgleich sie zwar vollkommen vom Thema abweicht - vielleicht sollte man Threadtitel in: "1. Mai & Proteste von Links" oder sowas ändern. ^^
ZitatAlles anzeigenZur Qualität, da muss ich drauf bestehen, dass wir den Begriff klären. Ich zieh auch hier mal Wikipedia zur Rate und zitiere:
Zitat:
Qualität (lat.: qualitas = Beschaffenheit, Merkmal, Eigenschaft, Zustand) hat zwei Bedeutungen:
a) neutral: die Summe aller Eigenschaften eines Objektes, Systems oder Prozesses
b) bewertet: die Güte aller Eigenschaften eines Objektes, Systems oder Prozesses
In der Umgangssprache wird häufig die Bedeutung b) verwendet, in der Wissenschaft allerdings meistens die Bedeutung a), die ich auch verwende. Wenn ich also von Qualität der Gewalt rede, dann meint dies tatsächlich nur das Ausmaß, die Schwere der Gewalt. Von daher ist die Gewalt der Nazis de facto von höherer Qualität, auch wenn es selbst für mich schon komisch klingt, das zu schreiben.
Tatsächlich habe ich den Begriff bewertet interpretiert und kenne/kannte ihn auch nur so. Ich bin leider kein Politikstudent, sondern nur ein 08/15 Abiturient, weshalb ich glaube, dass da eine unmissverständlichere Umschreibung angebrachter gewesen wäre. Man kann in der Hinsicht leider nicht erwarten, dass das automatisch jeder weiß, weil b) einfach gebräuchlicher im gemeinen Volk ist. Du sagst ja selbst, höhere Qualität von Gewalt klingt komisch.
Ich kann die Aussage aber nach diesem Hintergrundwissen auch eher nachvollziehen. :)
ZitatWenn die Linken seit Jahren verzweifelt fordern, doch bitte endlich menschenwürdig mit Flüchtlingen umzugehen oder mit Hartz IVlern, dann interessiert das, zumindest auf Bundesebene, wenig. Was tut man also als Autonomer Flüchtlingshelfer in Berlin, wenn man merkt, dass seine Meinung völlig egal ist, wenn man miterleben muss, wie Menschen vom Staat misshandelt werden? Man wehrt sich.
Aber ganz wichtig hierbei ist mir, dass dies meine persönliche politische Einstellung ist. Ich kann nicht verlangen, dass du das verstehst, geschweige denn akzeptierst. Ich will dich auch nicht überzeugen, das Gewalt legitim ist. Ich will dir bloß zeigen, warum ich sie unter Umständen für legitim halte. Na klar, sind die Flüchtlinge nicht gerettet, aber sie erleben praktische Solidarität, das ist viel wert.
Sorry, falls das jetzt unproduktiv ist, aber ich hatte da gerade eine sehr witzige Vorstellung in meinem Kopf. xD
*Flüchtling kommt nach Deutschland, landet irgendwo in der Gosse, wird fast von Nazis verprügelt, dann von Linken gerettet, die ein paar Meter weiter die Scheiben einwerfen und Autos anzünden*
"Ja, ähm, hmm... warum bin ich nochmal aus dem Irak abgehauen? Ich glaube, ich geh wieder zurück..."
ZitatAber nicht die Verletzung ist das Ziel dieser Gewalt, sondern die Zerstörung der Güter dieses Systems.
Mjaaa... wenn ich meinem Nachbar die Scheibe einwerfe, dann muss aber entweder der sie zahlen oder ich und nicht der Staat.
Deutschland ist kein kommunistischer Staat, es gibt in diesem Staat noch das Privateigentum (was ich auch gut finde, ich bin der Meinung, dass ein Kommunismus nach marxistischen Vorbild in der Praxis nicht umsetzbar ist, dafür ist der Mensch an sich zu arschig), von dem her ist es dem Staat doch vollkommen Rille, das die Scheibe kaputt ist oder ein paar Meter weiter ein Auto brennt. Der Staat muss dafür nicht aufkommen. Das ist Eigentum von Individuen, die für den Schaden grade stehen müssen. Und wenns eine Bank ist, dann muss es der Geschäftsleiter zahlen, von den Einnahmen seines Betriebs, was dann aber wiederum nicht verstaatlicht ist, sondern dem Betrieb gehört. Und woher hat der Betrieb sein Geld? Von uns. Geht also wieder unser Geld für drauf. Aber wie gesagt, den Staat juckt das nicht. Und deshalb wird das Staat auch nichts daran ändern. Weshalb ich den Sinn dahinter nicht ganz verstehe, vielleicht bin ich dafür auch einfach zu kurzsichtig.
ZitatGeht der Gesellschaft etwas verloren, wenn ein Mensch stirbt? Ja. Geht der Gesellschaft etwas verloren, wenn eine Scheibe splittert? Nicht unbedingt.
Ich unterscheide da zwischen Gesellschaft mit der Gesamtheit unseres Systems inkl. Staat und der Gesellschaft als das Volk. Wie bereits gesagt, den Staat juckt die Scheibe ja nicht. Demjenigen, der die Scheibe aber gehört hat und dem's jetzt kalt in die Bude zieht aber wohl schon eher. Oder die Leute, die in Bank XY arbeiten, dessen Scheibe auch kaputt ist, auch. Tatsächlich geht der Gesellschaft ein Objekt verloren, was einen Zweck erfüllt hat und ersetzt werden muss. Und erreicht wurde damit aber auch nicht wirklich was, abgesehen davon, dass sich die Leute, die das Fenster jetzt neu kaufen müssen, denken "Diese blöden Punks..."
Zitatch hoffe, ihr könnt das so als meine Ansicht hinnehmen, auch ohne das gut zu finden und haltet mich jetzt nicht für den übelsten Aggrospinner, der "Bullenklatschen" geht (und wenn doch, tja...dann tut's mir leid).
Wenn jemand in der Lage ist, darüber normal zu diskutieren, dann halte ich den schon mal nicht für einen Aggrospinner. :)
ZitatJetzt gibt es noch eine kleine Aufgabe für euch: Und zwar reden wir ja hier die ganze Zeit von physischer Gewalt. Aber Gewalt kann ja auch etwas ganz anderes sein. Jemanden mental fertig zu machen und dazu zu bringen, für ein paar Cent die Stunde die unwürdigsten Arbeiten zu erledigen oder aber zu verhungern, das ist doch auch Gewalt oder? Und übt nicht der Staat jeden Tag Gewalt auf seine Bürger aus? Warum ist diese Gewalt legitimer als andere? Viel Spaß damit großes Grinsen
Ich kann mich nicht erinnern jemals gesagt zu haben, dass es andersrum legitim ist. Es ging bisher auch nur um den Unterschied zwischen linker und rechter Gewalt und den Hintergründen. Und genauso wenig kann mich erinnern gesagt zu haben, dass das System, in dem wir leben, so wie es ist super ist und ihr Linken doch alle einen an der Klatsche habt und gar nicht wisst, was wir daran haben. Neee, weit gefehlt. Ich bin selbst keiner, der den Kapitalismus gut heißt oder so okay findet, wie er grade ist. Aber der Punkt ist, dass ich momentan keine vertretbare Alternative sehe. Kommunismus ist in meinen Augen Bullshit, in der Theorie vielleicht ganz niedlich, aber nach meinem Menschenbild, dass den Menschen als vollkommenen Egoisten sieht, dem es nur darum geht, sich selbst zu bereichern (und das muss nicht mal unbedingt physisch sein) und für den alles andere zweitrangig ist, nicht umsetzbar. Anarchie... find ich auch nicht gut, zumal das nur in noch mehr Gewalt mündet und wir Menschen uns dann langsam wieder auf derselben Ebene mit Tieren bewegen. Aber auf Dauer ist auch der Kapitalismus keine Alternative, weil es eben auch eine Form von Gewalt ist, nämlich der psychischen. Ich glaube, das System an sich abzuschaffen ist keine Lösung. Eher müsste man es ändern und zwar so, dass die breite Menschenmasse an Bedeutung verliert und das Individuum wichtiger wird. Ich für meinen Teil glaube in der Hinsicht eher an friedliche Demonstrationen, als an gewalttätige Ausschreitungen. Unproduktivität gegen Kontraproduktivität... hmm...