Zitat
Original von Konahrik
Persönlich denke ich, dass man kein Medium, ob Anime, Film oder Buch, objektiv bewerten kann.
Und das unterstreiche ich mal so. Animes bieten ein recht breites Spektrum an verschiedenen Inhalten, Settings, Genres, Stories... man kann eigentlich praktisch alles, was man sich irgendwie vorstellen, in Form eines Animes finden. Das geht von Ninjas in Naruto über Prügeleien mit Straßenschildern in Durarara!! bis hin zu Transformers, die aus der Stirn eines pubertierenden Jugendlichen springen, in FLCL.
Aber genau deswegen kann einem auch niemals alles gefallen, weil Geschmäcker verschiedenen sind. Manche Leute mögen keine Shounen-Animes, weil sie sich für diese Leute repetitiv anfühlen, mehr oder weniger alle das gleiche machen oder einfach keine Interessanten Inhalte oder Werte vermitteln. Andere Leute können keine Romance-Animes ab, weil sie für überzogen gehalten werden oder sie für Kitsch gehalten werden, was diesen Leuten mit der Zeit auf den Zeiger geht. Keiner mag alles, sollte wohl jedem klar sein. Jeder hat Preferenzen und No-Gos, die sich von Person zu Person unterscheiden und sich wahrscheinlich bei niemandem vollkommen überschneiden. Einen Anime vollkommen objektiv zu betrachten halte ich für schlichtweg unmöglich, ein objektives Gut oder Schlecht existiert ohnehin nicht. Den allgemeingültigen, perfekten Anime, den jeder auch als solchen betrachtet, kann es gar nicht geben, schon allein aus dem Grund, dass es der Natur des Menschen widerspricht, etwas Perfektes zu schaffen. Animes sind eine Kunstform und Kunst definiert sich nicht darüber, perfekt zu sein, sondern etwas auszudrücken.
Wie dieser Ausdruck allerdings bei anderen ankommt, haben die Macher nur bis zu einem gewissen Grad in der Hand - am Ende ist es die vollkommen subjektive Meinung der Menschen, die darüber urteilt ob ein Anime gut oder schlecht ist. Und gerade weil sie so subjektiv ist, ist es ein Thema, über das man wunderbar diskutieren kann und auch diskutieren sollte. Für mich geht es bei einer Diskussion darum neue Einsichten zu erlangen, etwas aus einem Neuen Winkel betrachten zu können - aber, wenn ich ganz ehrlich zu mir selbst bin, auch um Selbstprofilierung. Natürlich will ich auch Recht haben, natürlich will ich mein Gegenüber auch davon überzeugen, dass Fullmetal Alchemist besser ist als Guilty Crown oder Re:Zero schlechter als SAO. Und ich glaube, dass ist der Punkt, wo es kritisch wird.
Dreister Weise kralle ich mir auch grade mal Sword Art Online als Beispiel, weil ich bisher bei keinem anderen Anime bisher gemerkt habe, dass er so polarisiert hat und so verhätete Fronten gezeigt hat:
Ich habe es eine Zeit lang verfolgt und es gibt auf YouTube enorm viele SAO-Rant-Videos, sprich Videos in denen YouTuber diesen Anime zerlegen. Es sind sogar mittlerweile so viele Videos, dass ich von einem regelrechten Trend sprechen möchte, ich glaube, dass jeder größere Anime-YouTuber zumindest einmal ein Video über diesen Anime gemacht hat und ich kann mich nicht erinnern, dass war wirklich viele davon positiv waren. Sowas schlägt sich auch in der publiken Meinung über einen Anime oder (allgemeiner formuliert) ein Werk im Allgemeinen nieder. Sieht man auch sehr schön in dem Video von The Padentic Romantic, der diesen Trend mal analysiert hat: Sword Art Online - How Digibro killed an Anime
Ich persönlich fand es sehr interessant anzuschauen, wie die Meinung von wenigen die Meinung von vielen beeinflussen können. Allerdings ist das auch nur eine Quelle von tausenden and I could be wrong as well, I guess.
The Padentic Romantic spricht auch noch einen anderen wichtigen Punkt an und das ist, wie wir mit unser Meinung umgehen. Es ist ein Unterschied ob man fast schon militarisch versuchen, unsere Meinung anderen aufzudrängen oder selbst wenn wir ein Werk nicht mögen, damit umgehen können, dass es jemand anderes mag. Im Sinne der Anklage bekenne ich mich auch schuldig - ja, ich finde SAO auch schrecklich. Und ich habe diese Attitüde eines militarischen Anime-Haters selbst an den Tag gelegt. Aber dann bin ich in mich gegangen, habe darüber nachgedacht, reflektiert, philosophiert und bin dann zu dem Entschluss gekommen: Ich finde SAO immer noch schlecht. xD Aber da draußen gibt es irgendwen, der liebt diesen Anime, der hat in diesem Anime mehr als nur ein Unterhaltungsmedium gesehen und den spricht dieser Anime auf einer ganz anderen Ebene an. Ist es wirklich fair demjenigen den Anime schlecht zu reden, nur weil man den Anime selbst nicht mag? Eigentlich nicht. Und am Ende "ist es eben doch nur seine Meinung", ob er etwas mag oder nicht. Die Frage ist: Wie geht man damit um?
Ganz einfach: Man sollte sich nicht vor anderen Meinungen verschließen. Wie bereits eingehends erwähnt sind Anime eine Kunstform und Kunst ist dafür da um darüber diskutieren zu können. Was gefällt mir an diesem Anime? Was gefällt dir nicht daran? Warum? Warum gefällt es mir doch? Vielleicht kann ich dich davon überzeugen, dass der Anime nicht ganz so schlecht ist, wie du zu Beginn dachtest oder andersherum. Dann profitieren wir beide davon. Aber das sollte nicht das Hauptziel sein.
Wichtig ist: Seid offen für neue Standpunkte, hinterfragt diese aber auch. Eine wirklich gute Diskussion hat man nur dann, wenn beide Parteien am Ende neue Erkenntnisse daraus ziehen konnten und am Ende nicht unglücklicher sind als vorher, weil das kaputt gemacht wurde, was man selbst mochte.
Abschließend also:
"Ist doch nur meine Meinung"?! - Ja, definitiv. Es ist deine Meinung und ich bin dankbar, dass du deine Meinung hast. Und ja, deine Meinung ist nur eine Meinung von vielen - aber bitte teile sie mit mir und sei bereit, auch meine Meinung zu akzeptieren. Denn ich hoffe auch von deiner Meinung etwas lernen zu können.
Adi out!
Edit: Jaffar und ich haben unsere Beiträge wohl zeitgleich geschrieben, aber witzig, dass viele Punkte ähnlich aufgeführt wurden. x)