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Original von Arez
Vorab möchte ich _Antiheld zustimmen und gratuliere ihm zu seinen fundierten Ausführungen.
Vielen Dank der Post hat mich sehr erheitert :)
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Original von Yliane
Adi:
Ja, ich weiß. Es ist Anti-Amerikanisch. Ich bin selber Anti-Anerikanisch[...]
Rein aus Interesse, was bedeutet denn für dich persönlich Anti-Amerikanisch zu sein und warum würdest du dich als Anti-Amerikanisch einstufen?
Zu dem zitierten Text:
Den geschichtlichen Hintergrund hat Tido wirklich sehr gut zusammengefasst, wenn du wirklich "erst" 15 bist hast du da meinen höchsten Respekt, dass du das mit dem Alter schon so fundiert außeinander genommen hast.
Wie schon gesagt werden Kriegsauffassungen und Geschichtsdeutungen vom Autor genannt, die heute nicht mehr Mainstream sind.
Der von Roberts zitierte Harry Elmer Barnes hat Quellen gefälscht um seine revisionistische Theorien als schlüssig darzustellen und sein politisches Weltbild zu propagieren. Daher kann man ihn nicht mehr seriös zitieren oder auch nur als Fundament seiner eigenen Argumentation nennen. Ich habe selbst ein ganzes Uni-Semester 1880 - 1914 durchgenommen und dort den Mentalitäts und Gesellschaftswandel in der Zeit in einer Vorlesung beleuchtet, dies geschah sehr stark angelehnt an den Thesen von Christopher Clark, einerseits sind diese auch zumindest grenzwertig, andererseits würde Clark selbst sich der Interpretation von Roberts bestimmt wehren.
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Original von Tido
Hier fühle ich mich beleidigt. Es sind immer noch die westlichen Länder, die in ihrer Schulbildung darauf ‚gedrillt‘ werden kritisch zu denken. Ich schreibe nächstes Jahr mein Abitur und ich bin schon der Meinung nicht ignorant und leichtgläubig zu sein, und ich bin teil der westlichen Völker. Natürlich werden wir durch Medien stark beeinflusst, aber eine komplette Verurteilung des Volkes würde ich mir niemals erlauben.Tido
Hier muss ich dir widersprechen. Als Lehramtstudent der dann auch noch Geschichte und Politik studiert, teilweise Philosophie belegt und vorher Soziologie studiert hat und sich privat auch sehr viel in den Bereichen bewegt weiß ich sehr gut von was ich da spreche.
Also erstmal zu den Nachrichten, in den letzten Jahrzehnten wurden immer mehr Medien so zusammengekauft, dass sie in den Händen ganz weniger Leute liegen ist auch hier so, auch wenn es hier nicht so offensichtlich wie zum Beispiel Italien ist. Hinzu kommen die ganzen Thinktanks und Stiftungen, in denen viele Wissenschaftler als auch Journalisten sitzen und somit unserer Publikationen schon sehr deutlich lenken (Video).
Da die "andere Seite" oftmals so reißerich und unseriös ist, wie dieser Roberts als Beispiel muss man um sich ausgewogen zu informieren, beide Seiten betrachten, ausländische Medien hinzuziehen und bestenfalls wissenschaftliche Publikationen von Historikern, Soziologen, Politikwissenschaftlern... zu Rate ziehen. Das ist aufgrund der Komplexität sowie des Zeitaufwandes für den Normalbürger kaum möglich, der schaut ja noch nichtmal eine politische Doku auf Arte. Beim Durchschnittsbürger kann man schon froh sein, wenn er wenigstens die halbwegs seriöse Tagesschau der BILD-Zeitung vorzieht.
Ja Lehrer, Professoren etc. wollen den mündigen Bürger der kritisch ist, die Didaktik wird daraus auch ausgelegt. Aber einerseits sieht man schon, an Sachen wie G8 oder dem Bachelor-Abschluss, dass sowohl die Wirtschaft als auch wichtige Stellen der Politik lieber einen 22 jährigen "Fachidioten" in die Berufswelt schicken als einen 28 jährigen kritischen Bürger mit einer ausführlichen Bildung und einem differentierten Weltbild. Und das sind "die Eliten", wir haben eine Abiturquote von ca. 45% eine Studienanfängerquote von 38% und eine Studienabsolventenquote von 26%, der Durchschnittsbürger hat noch eine weitaus geringere Bildung, als die sowieso schon immer mehr verblödeten "Bildungseliten". Andererseits kuck dich doch einfach mal links und rechts in deinem Klassenraum um: Ich weiß ja nicht auf welcher Schule du bist, aber bei bestimmt 3/4 der Abiturienten, die ich in meiner eigenen Schullaufbahn, in meiner Zeit als Nachhilelehrer, und in meinen Praktika etc. an Schulen in meiner Zeit als Lehramtsstudenten kennen gelernt habe, bin ich echt fassungslos über deren poltitische, gesellschaftliche und soziale Unkenntnis, denn diese Leute haben später einmal führende Positionen. Bei vieler meiner Mitstudenten ist es kaum besser und wie gesagt ich studiere Politik, Wirtschaft und Geschichte und auch da haben immer noch viele wirklich 0 Plan. Wenn man sich etwas mit der Soziologie befasst, sieht man schnell, dass meine Einschätzung Mainstream soziologischer Erkenntnisse ist.
Heutzutage wird einem oft eingetrichtert, dass Politik zu kompliziert ist und gleichzeitig wird man medial von allen Seiten zugeschissen, sodass Politik für die überwältigende Mehrheit der Menschen langweilig ist.
Jetzt habe ich einem Nebenthema viel Zeit gewidmet, aber das ist halt etwas was mich privat sehr interessiert, daher gebe ich zu solchen Themen immer besonders viel Senf ab.
Nun jetzt zum eigentlichen Thema der aktuellen Lage:
Vorab ich bin kein Putinversteher, geopolitisch gibt es kein schwarz und weiß, sondern nur verschiedene Stufen von grau. Da "unsere" bzw. die amerikanische Position in den Medien sehr erhellt und die von Putin verdunkelt wird, versuche ich das mit meinem Statement etwas gerade zu rücken, das heißt aber keineswegs, dass ich irgendwelche Sympathien für Putin habe.
Um die aktuelle Lage in der Ukraine zu verstehen, muss man das Ende des kalten Kriegs beleuchten. Damals hatte Gorbatschow, der damalige Staatspräsident der Sowjetunion, einem Beitritt der DDR zu Deutschland zustimmen müssen. Er hat dies auch getan, jedoch mit der Bedingung, dass die Westmächte die NATO nicht weiter ausweitern und die NATO-Grenze mit der Grenze der DDR somit fest ist. Der damalige US-Präsident hat dem auch zugestimmt und somit konnte sich Deutschland friedlich wieder vereinigen.
Seit dem Ende des kalten Kriegs wurde Russland wirtschaftlich vor allem unter Jelzin sehr stark ausgeraubt und geschwächt. Parallel ist die NATO entgegen der Abmachung immer weiter nach Osten fortgeschritten. Dann kam Putin an die Macht. Ich bin selbst kritisch, gegenüber Putins Auffassungen von Meinungsfreiheit, Minderheitenrechte, Menschenrechte allgemein und und und.
Rein wirtschaftlich jedoch hat er Russland mehr oder weniger vor dem totalen Untergang gerettet. Dies gelang zum Großteil, dass er dafür gesorgt hat, dass Russlands Energiequellen nicht mehr an amerikanische Konzerne verkauft sondern verstaatlicht werden. Das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen von Russland ist drei mal so hoch wie das in der Ukraine obwohl beide nach dem Zerfall der Sowjetunion mit den gleichen Zahlen gestartet sind. Das macht ihn in Russland sehr beliebt, in den USA jedoch nicht, denn das ist Geld, welches die Energiekonzerne für sich wollten.
In den letzten 20 Jahren haben sich die USA nach und nach wichtige Ölquellen in den nahöstlichen Staaten unter den Nagel gerissen. Bei Syrien hat Russland so stark eingelenkt, da Russland dort eigene Interessen vertritt. Russland unterhält dort den Marinehafen Tartus, der für Russlands Militär von wichtigem Interesse ist. Ohne die Militärhäfen in Tartus und Sevastopol (Krim) ist Russlands Marine und somit Handel und Militär extremst geschwächt.
Nun kommen wir zur Ukraine. Als Land zwischen der EU (Rumänien, Polen) und Russland haben sowohl die EU (und somit auch die USA) als auch Russland Interessen das Land für sich zu gewinnen. Obwohl die Ukraine die Auflagen der EU nicht erfüllt will die EU, dass die Ukraine sowohl der EU als auch der Nato beitritt. Russland will, dass die Ukraine der geplanten Eurasischen Union beitritt. Da der letzte ukrainische Präsident sich mehr Vorteile (ob für sein Land oder für sich ist mir selbst auch unklar) von der Eurasischen Union versprochen hat, hat sich das Land mehr nach Osten gewendet.
Auf einmal war der Präsident undemokratisch und das Land autoritär (autoritär war es vorher schon, da war uns das aber egal und hinzu kommt, dass die Regierung demokratisch legitimiert war). Der Westen hat die Opposition kräftig unterstützt und es kam ein Putsch. Nun wird das Land von Faschisten regiert, undemokratisch und richtig autoritär und dazu noch gegen das Völkerrecht. Jedoch sind diese Faschisten antirussisch und somit Verbündete des Westens.
Nun kommen wir zur Lage der Krim. Die Krim gehörte ursprünglich Russland. In den 50ern war der Ukrainer Nikita Cruschtschow Regierungsschäf der Sowjetunion. 1954 hat er die Krim der Ukraine zugesprochen, innerhalb der Sowjetunion hatte das eine nicht so große Bedeutung, ich würde sagen um sich bei seinem eigenen Volk beliebt zu machen, jedoch um alle Gründe dafür zu erörtern, kenne ich mich in dem Thema nicht genau aus. Als die Sowjetunion nun zerbrochen ist Stand Russland ohne die Krim da, jedoch brauchten sie den bereits erwähnten Militärhafen in Sewastopol. Daher hat Russland den Hafen gemietet und das bis 2048, mit einem Vertrag, der einseitig nicht gekündigt werden kann. Daher sind die russischen Truppen auf der Krim nicht einmarschiert, denn die sind sowieso schon immer da, genau wie die Amerikaner bei uns in Ramstein und anderen Städten.
Da die Ukraine jetzt von undemokratischen Russlandfeinden regiert wird, hat Russland wohl Sorge bekommen, dass der Vertrag wohl nicht mehr lange bestehen wird und somit die russische Verteidigung und die russische Wirtschaft in Gefahr ist.
Nun hat Russland gehandelt. Die Krim hat abgestimmt zu wem sie gehören möchte. Zur Erinnerung: Die Krim gehörte früher zu Russland, wird zu fast 90% von Russen bewohnt und Russland ist um einiges reicher als es die Ukraine ist. Daher war im vorhinein schon klar, wie die Abstimmung ausgehen wird. Die Krimbevölkerung wollte heim ins Reich und das am besten auch noch reich (den musste ich loslassen :P ).
Nachdem die Krim sich selbst dazu entschieden hat nicht mehr zur Ukraine zu gehören, hat Russland gesagt, dass es die Krim mit seinen Soldaten die sowieso schon da (und somit nicht einmarschiert) sind schützen wird.
Ja die Volksabstimmung war gegen das Völkerrecht, jedoch war es der Putsch in der Ukraine auch. Russland beschützt die Krim nur aus eigenen Interessen, nicht aus Menschenfreundlichkeit. Jedoch kann man hier meines Erachtens nicht von einer brutalen Ausweitung Russlands sprechen. Man merkt hier, dass die EU als Teil der NATO genau die gegenteiligen Interessen vertritt, daher wird diesbezüglich sehr stark gelogen.
Nun gibt es diesbezüglich eine Menge Spannung, denn nach fast zwei Jahrzehnten, hat sich Russland nicht mehr gefallen lassen, dass es von allen Seiten eingeengt wird. Wie das ganze ausgeht weiß ich nicht. Jedoch war die Kriegsgefahr für uns Europäer seit dem Fall der Mauer wohl noch nie so hoch.
Ich bin kein Militärexperte, jedoch halte ich die Einschätzung Tidos da für sehr voreilig. Wenn Russland so machtlos wäre, dann wären sie nicht in der Lage gewesen eine schützende Hand über Syrien zu halten. Gleichzeitig sieht man wie Russland mit der Eurasischen Union sehr wohl wieder Bestrebungen zur Großmacht hat, die auch nicht ganz unerfolgreich sind. Es ist verbündet mit anderen Atommächten wie China oder Nordkorea und auch anderen militarisch hochgerüsteten Staaten wie dem Iran.
Ich denke auch nicht, dass Russland selbst mit seinen Verbündeten eine reale Chance gegen die USA und die NATO hat. Jedoch ist es auch leichtsinnig zu glauben, dass ein Land sich von der Nato erledigen lassen würde, ohne seine Atombomben dann doch zu nutzen. Dass sowohl Syrien und der Iran noch nicht von der USA bekriegt wurden, liegt nur an der Schutzmacht von China und Russland. Daher haben die USA und die NATO wohl so viel Respekt vor der militärischen Macht Russlands und auch Chinas, dass sie Dritte Länder nicht angreifen und das ist wohl nicht ohne Grund so. Wenn es zu einem Krieg kommen würde, könnten sich beide Seiten vernichten.
Nachdem kalten Krieg ist die USA stetig nach Osten vorgedrungen und jetzt bildet sich geopolitisch erneut Widerstand und der Block Russland/Eurasische Union, China, Iran, Nordkorea, Syrien formiert sich als Gegenmacht. Ich habe keine Angst, dass morgen der Atomkrieg anfängt, jedoch sind es beunruhigende Zeiten.
Den Autor kann ich trotzdem nicht ernst nehmen. Im Schatten der berechtigten USA und NATO-Kritik versuchen auch viele Rattenfänger ihr Glück. Nazis/Geschichtsrevitionisten, Ultrakonservative, Amerikafeinde, Rechte Esotheriker und und und. Der Argumentationston, das Argumentationsmuster und auch die Leute auf die sich Roberts beruht deuten darauf hin, dass Roberts aus dieser Ecke stammt oder in diese abdriftet.
Da das Thema Korea angesprochen wurde. Ich kann die Doku "Korea - Für immer geteilt?" nur sehr empfehlen (momentan gibt es sie noch auf Youtube, aber solche Dokus werden ja auch oftmal aus Copyright Gründen gelöscht). Dort sieht man Am Ende des zweiten Teils, dass die USA nach dem 11. September 2001 die Annäherung der beiden Koreas um Jahrzente zürck geworfen hat.
Ich bin absolut kein Freund des nordkoreanischen Systems. Aber es ist nicht möglich von heute auf morgen da die Demokratie einzuführen, dann würden die jetzigen Führer alle ihre Strafe bekommen, das wäre zwar gerecht, aber warum sollte Kim Jong Un dies tun? Würde ich an seiner Stelle auch nicht, selbst wenn ich für Demokratie im eigenen Land wäre. Wenn man für Frieden und Menschenrechte in Nordkorea ist muss man die kulturelle und wirtschaftliche Annäherung der beiden Koreas unterstützen, das würde den Menschen in Nordkorea helfen, doch die USA hat das schwerwiegend torpediert.