Ach ja ... dieses Thema macht gerade auf allen Social Media Kanälen die Artists strubbelig.
Vorwort 1: Ich finde es trotz aller Vorbehalte auf technischer Ebene beachtlich und mitunter auch ästhetisch erstaunlich und ansprechend, was diese KIs rauskloppen. Für mich es ist es aber weniger Kunst als ein lustiges Spielzeug und ich glaube auch nicht, dass es echte "Künstler" langfristig ersetzen wird oder kann.
(Hierzu habe ich einen lustiger Post mit Grafikdesigner-Humor gefunden, der basically sagt, dass man sich keine Sorgen machen müsste, dass KIs die Industrie übernehmen könnten, weil die Klienten dafür ja in der Lage sein müssten, akurrat beschreiben zu können, was sie überhaupt wollen, )
Vorwort 2: Ich sage es hin und wieder mal, aber ich bezeichne mich ungern als Künstler, weil es meiner eigenen Definition von Kunst widersprechen würde, sagen wir aber mal es geht um Malerei, um Design, um Illustration, dann rede ich unabhängig der Definition immer von einem Handwerk, das wir jetzt mal "künstlerisches Handwerk" nennen.
Das führt auch gleich zu meiner Haupthaltung dazu: Ob man es Kunst nennen will, oder nicht, darüber lässt sicher streiten, aber der Aspekt des künstlerischen Handwerks geht hier fast vollständig verloren. Natürlich kann ich einer KI sagen: Gib mir diesen Stil, diese Mood, diese Farben, diese Formen, diese Elemente, diese Persektive und es kommt was passables dabei heraus, weil die Welt nunmal aus bestimmten Dingen bestimmt, die bestimmte Eigenschaften haben, die man zusammen puzzeln kann. Trotzdem ist meines Erachtens weder eine eigene künstlerische noch handwerkliche Leistung wirklich vorhanden. Die einzige "Mühe", die sich der Nutzer machen muss, ist zu überlgen, was er will, und die KI damit quasi zu "kommissionieren". Hier übernimmt also eine künstliche Intelligenz/Rechner für dich die Arbeit und dein eigener schöpferischer Anteil ist so verschwindend gering, dass ich nur schwerlich akzeptieren kann, das als eigene Schöpfungshöhe (wie es nach deutschem Recht ja heißt) anzuerkennen.
Wenn du einem Taschenrechner eine komplizierte Rechnung eingiebst und er dir binnen Sekunden das Ergebnis ausspuckt, bist du nicht der Mathematiker, bzw. der, der die Arbeit macht.
Wenn du einem Tischler sagst, dass er dir einen Schrank im Barockstil bauen soll, bist du allgemein weder der Konstrukteur, noch der Handwerker, noch hast du den barocken Stil entworfen.
Alles, was wir hier sehen, alles, was diese KI ausspuckt, bedient sich auf noch so mikroskopischer oder vager Ebene der kreativen Schöpfung anderer. So ansehnlich die Ergebnisse dann auch erscheinen - was daraus kommt, mag ein ästhetischer Anblick sein, aber es ist keine eigene künstlerische, schöpferische Leistung. Meine Meinung. xD
Zum Thema Verwendung von Fremdmaterial: Wie oben schon erwäht, kommt es rechtlich und definitionstechnisch oft auf den Anteil der eigenen Schöpfungshöhe an. Jedes Fanart ist eine Weiterverarbeitung bzw. Intepretation einer Schöpfung eines Dritten. Jede Fanficition genauso. Können sie trotzdem bis zu einem gewissen Grad immer auch eigene Kreationen, Schöpfungen sein? Aber ja. Doch der eigene Anteil muss sichtbar sein und das Ursprüngliche ebenso sichtbar verdrängen, oder - auch nach rechtlicher Definition - sich "genügend aneignen."
Eine Aneignung passiert natürlich bei den KIs auch auf gewisse Weise - aber auch hier liegt die Leistung nicht bei dem, der da ein paar Sätze in eine KI eingiebt, denn die Schöpfungshöhe ist auch immer stark an den handwerklichen Eigenanteil der einzelnen Person, sprich - des Menschen - geknüpft.
Ich möchte an der Stelle gerne ein persönliches Beispiel anbringen, wie man sowas "legal" und "richtig" machen kann, denn zufällig habe ich vorletztes Semester an einem digitalen Poster Projekt gearbeitet, in dem es genau um das Thema Neuschöpfung/Aneignung/Collagen von bestehenden Werken ging - hierbei war es meine Absicht, die orignalen Werke (hauptsächlich nicht urheberrechtlich geschützte Fotografien von Skulpturen und historischen Assets) so weit zu entfremden und anzueignen, dass etwas neues daraus entsteht, dass dann (rechtlich) auch als eigene Kunst/Illustration/Schöpfung bezeichnet werden kann. Auch hier ist aber die ehrliche Abgrenzung notwendig: Die Collage und die Neuinterpretation bestehnder Werke ist natürlich "meine Arbeit/Schöpfungshöhe", doch ganz gewiss behaupte ich nicht, die Skulpturen geformt oder die Bilder aufgenommen zu haben. Sowas muss dann auch entsprechend genannt werden ehrlicherweise, zumal ich auch bewusst nur "freies" Material verwenden wollte. Und da liegt der Hase im Pfeffer.
Selbst solche Werke bedürfen - wie bereits erwähnt - nicht nur einer persönlichen Vision sondern auch eines eigenen schöpferischen Anteils sowie dem schon mehrmals genannten handwerklichen Eigenanteils.
Link zur Posterserie zur Veranschaulichung: https://www.behance.net/gallery/135766267/MODERN-SINS