Zum Eingemachten ... hier gibt es keine gravierenden Spoiler, aber doch ein paar Inhalte, die ich ansprechen möchte. Lesen also auf eigene Gefahr.
- Was mir nicht gefallen hat - und was, wie ich im Nachhinein erfahren habe, wohl auch viele Kritiker so empfunden haben - war, dass die Serie zu "sauber" und "trendy" für mich war, was die Darstellung anging. Man hat irgendwie versucht den Zeitgeist von damals einzufangen, allerdings hatte ich eher das Gefühl, H&M hätte eine besonders fashionable Modekollektion mit 70er Flair extra für die Serie entworfen. Kurzum: Die Figuren sahen oft zu cool aus, um echt zu wirken. Ebenso daneben fand ich die Darstellung von rauschhaften Zuständen oder auch den Folgen davon. Das war irgendwie alles super-mystisch und sphärisch, und wenn überhaupt, hat irgendein Charakter am nächsten Tag ein bisschen verpennt ausgeschaut und wenn es hoch kam, mal ein bisschen geschwitzt oder gekotzt. Das ist leider ziemlich weit weg von der Realität und verfehlte in meinen Augen daher auch ein bisschen den Zweck die "Problematik" der Umstände in das richtige Licht zu rücken.
- Alter der Figuren: Auch hier hab ich es als komisch empfunden. Man muss sich vor Augen führen, dass Christiane F und die Figuren um sie herum damals rund 13 waren, als sie mit dem ganzen Mist angefangen haben, ob es Drogenkonsum oder auch Prostitution betraf. Diese Minderjährigkeit, die fast kindliche Hilflosigkeit und der Kontrast zwischen dem Bild eines Kindes, das man sich eigentlich gesund und behütet und nicht zerüttet von so einem Milleu vorstellen möchte, war für mich immer auch der größte Weckruf an der ganzen Geschichte. Die Darsteller sehen aber alle so aus, als während sie mindestens Anfang Mitte Zwanzig und nehmen dem Ganzen so etwas von einer Schärfe, die es m.M.n. dringend gebraucht hätte.
-Einzele Plots der Figuren:
Kurzum: Quasi jeder wird irgendwie vergewaltigt oder missbraucht. Ist das unrealistisch? Nein. Gerade in solchen Milleus spielen schwierige soziale Umfelder, Familiensituationen, Missbrauch in jeder Form oft eine ausschlaggebende Rolle. Ich finde es richtig, dass man in dieser Hinsicht nicht verharmlost oder es seichter darstellt ... am Ende hat es sich aber doch seltsam und verharmlost angefühlt, was aber eher an dem Umgang der Figuren damit liegt. Gefühlt jeder männlicher Charakter in der Serie ist auf seine Weise ein perverses oder grausames Arschloch aller ekeligster Klasse, es gibt nur ganz wenige Ausnahmen, und wenn es die gibt, halten die nicht lang. Wirkte trotz eines potenziellen Realitätsgehalts irgendwie eindimensional.
Schlimme Situationen für die Figuren werden durchaus realistisch und belastend dargestellt und oftmals wird ihnen nicht geholfen oder sie schaffen es selbst nicht, Hilfe zu finden (was auch nicht unrealistisch ist) - aber es ist trotzdem bitter mitanzusehen, dass keiner seinem Teufelskreis entkommt, oder es gefühlt ernsthaft versucht. Wenn der Charakter, der vergewaltigt wird und sich dann auch noch unfreiweillig weiter prostituiert, um zu überleben, am Ende selbst zur Puffmutter wird und junge Mädchen vermittelt, dann zeigt das zwar eine möglicherweise realistische Verrohung, die so eine Existenz mit sich führt, aber als Zuschauer fragt man sich doch, welche Message die Geschichte einem vermitteln will.
Ich sag nicht, dass ich Happy Ends will. Ehrlich gesagt freue ich mich, wenn auch mal wirkliche menschliche Abgründe ungeschönt beleuchtet werden, ohne sie einfach nur als Drama-Element zu verwenden, aber hier frage ich mich trotzdem, welche Aussage die Serie treffen will, denn am Ende waren es gerade diese Dinge, die irgendwie stiefmütterlich behandelt wurden. Der Drogenkonsum wirkt eher wie ein happy Goa Trip, alle sehen immer Fancy aus - aber niemand so schäbig, wie es ihm geht. Gleichzeitg hat man nicht das Gefühl, dass die Serie ein soziales Dilemma beleuchten will, sondern allerhöchstens sagt: "Joah, so isses halt jetzt. Aber guck mal, immerhin hat sie ne schicke Jacke an und kann drüber lachen."
Es will irgendwie eine sozialkritische coming-of-age Geschichte sein, aber die Kritik wird durch zu viel Glanz übertüncht, und so richtig "wachsen" tut auch kaum einer - ohne dass man dadurch als Zuschauer das Gefühl kriegt, dass das jetzt was wirklich Schlimmes ist und man drüber nachdenken sollte :/