Für mich spielen die Lyrics in einem Song eine sekundäre Rolle. Wenn nicht sogar tertiär.
Ob ich mir einen Song anhöre oder nicht, hängt von der Melodie ab. Gefällt sie mir, dann höre ich es mir regelmässiger an. Gefällt sie mir nicht, dann kann der Songtext noch so gut sein, ich würde es so gut wie nie mir anhören.
Denn wenn ich Musik höre, dann nehme ich hauptsächlich die Melodie wahr. Dann können nervige Störfaktoren mir den Genuss verderben - wie z.B. seltsame Stimme, schlechte Tonqualität oder allzu grammatikalisch falsche, sich wiederholende Textstellen.
Da ich selten mich solange auf einen Song konzentriere, dass ich die Lyrics in ihrer Gesamtheit aufnehme und darüber reflektieren kann, können schlechte Lyrics mir auch selten die Lust am Song verderben.
(Vielleicht höre ich mir gerade deshalb so selten deutschsprachige Lieder an. Weil ich da wirklich so gut wie alles aufnehme, wird mir der Text zu dominant und damit die Wahrscheinlichkeit, dass die Lyrics zu einem Genuss-Störfaktor werden, zu gross.)
Klar, ich habe nicht selten einen Song mit faszinierender Melodie gefunden und mich gefragt, was da wohl gesungen wird (insb. wenn die Wortfetzen, die ich heraushöre, meine Neugier wecken). Und musste dann ernüchtert feststellen, dass der Songtext doch nicht so cool war, wie erhofft. Und diese Enttäuschung wurde dann wieder zu einem Genuss-Störfaktor, weil ich mich jedes Mal, wenn der Song lief, erneut an diese Enttäuschung erinnern musste.
Und das finde ich schade.
Tja. Man kann nicht alles haben, nicht wahr?^^
Hätte ich ein gutes Gedicht gewollt, hätte ich mich besser durch die Werke eines Dichters durchgearbeitet.
Hätte ich gute sozialkritische oder philosophische Ideen gewollt, hätte ich vielleicht besser Zeitungen aufgeschlagen und Essays sowie Kommentare durchgelesen.
Aber ich wollte ja Musik hören.