Beiträge von Kassie

    Mafia: Im Rhein- Ruhr- Megaplex hat die Gasperi- Familie das sagen, nicht zuletzt durch ihre Kontakte zum omnipräsenten Saeder- Krupp. Allerdings schwächt die offene Feindschaft zwischen Familienoberhaupt Don Lupo Gasperi und dessen Tochter Michaela Semenszato aktuell die Organisation. In Stuttgart sitzen die Cornettis unter Nicola Cornetti und treiben die Wurzeln ihrer illegalen Vereinigung tief ins Musikgeschäft der süddeutschen Metropole.


    Vory v Zakone: Gefährlichstes und größtes Vory- Syndikat ist die Gargari- Organizatsi, deren Haupteinflussgebiet sich fast über den gesamten Norden und Osten der ADL zieht, inklusive Berlin und Teilen von Franken. Organisierte Einbrüche, Prostitution, Markenfälschung, Schutzgelderpressung, Hehlerei, Waffen-, Drogen- und Menschenhandel – es gibt kaum einen Bereich, in dem die Organisation nicht ihre Finger hat. Größtes westliches Vory- Syndikat in Europa sind allerdings die Lobatchevski- Vory. Von ihrem Sitz in Skandinavien aus nehmen sie auch Einfluss auf den deutschen Untergrund, vor allem in Hamburg und Bremen.


    Yakuza: Während der Großteil des Rhein- Ruhr- Plexes in Mafia- Hand ist, sitzt in Düsseldorf der Makahashi- Gumi. Im Schatten der dort ansässigen Japanokons hält dieser Clan die Unterwelt fest in seiner Hand und betreibt nach guter alter Tradition Bordelle, illegale Glücksspielhöllen und Drogenhandel, vor allem für die japanischen Angestellten der Megakonzerne.


    Graue Wölfe: In einigen der größeren Plexe haben zudem die Wölfe, die türkische Maffiya, ihre Zelte aufgeschlagen. Unter den sonst eher kleinen Zellen der Organisationen ist die Münchner Familie Djorovic eine Ausnahme: Sie kontrolliert seit Jahrzehnten die Unterwelt der bayrischen Hauptstadt und hat sich vor allem auf die Produktion von BTLs spezialisiert. Konkurrenz bekommen sie in letzter Zeit aus Berlin- Kreuzberg, wo die Wölfin Semra „Asena“ Bulut eine Allianz verschiedener Gruppen forciert hat.

    O’Malley- Syndikat (Mafia): Dona Rowena O’Malley leitet alle Mafiangelegenheiten in Seattle und hat mittlerweile die Familien Finnigan, Gianelli und Ciarniello unter ihre Kontrolle gebracht. Ihre Position erlangte sie dank ihres organisatorischen Scharfsinns, ihrer ausgezeichneten Führungsqualitäten und ihrer tödlich kalten Rücksichtslosigkeit, die keine Gefangenen macht. Nachdem sie die Gianellis und Ciarniellos dazu gebracht hat, für sie statt gegen sie zu arbeiten, macht sie sich jetzt daran, ihr Territorium gegen alle abzuriegeln, die der Meinung sind, ihnen stünde ein Teil von Seattle zu.


    Shotozumi- Rengo (Yakuza): Dieser von Oyabun Hanzo Shotozumi aus Seattle geführte Rengo ist in den meisten größeren Städten Nordamerikas vertreten. Die meiste Zeit agieren die regionalen Gruppen unabhängig voneinander, aber sie alle suchen die Weisheit ihres Oyabun und hören auf das, was er zu sagen hat. Doch zunehmend werden Stimmen laut – na gut, eigentlich flüstern sie -, die Hanzos Fähigkeiten infrage stellen, dem Druck standzuhalten, dem er von so vielen Seiten ausgesetzt ist: einer neuen aggressiven Capa di capi in Seattle, stürmischen und umwälzenden Ereignissen um einen Großen Drachen und eine unbändige Invasionsmacht in Denver, und ungeduldigen, ehrgeizigen Untergebenen in seiner eigenen Organisation. Vor allem von Oyabun Honjowara in New Jersey heißt es, er baue sich gerade eine eigene Machtbasis auf, und Kenner der Szene rechnen damit, dass er in nicht allzu ferner Zukunft nach der Oberherrschaft des Rengos greifen wird.


    Großer- Kreis- Liga (Triade): Die Großer- Kreis- Liga in New York City mag vielleicht nicht so mächtig sein wie einige ihrer südostasiatischen Gegenstücke, aber sie ist einflussreicher, als den meisten klar ist. Unter Ausnutzung des Manhattan Development Consortiums gelang es ihr, viele Konzerne, vor allem Shiawase, zu infiltrieren. Die dabei gewonnenen Informationen werden als Druckmittel verwendet – nicht zu offensichtlich, sondern meist nur, um die Geschehnisse in diesem konzernbeherrschten Sprawl in eine Richtung zu lenken oder zu schubsen, die den Interessen der Liga dient. Gegenwärtig befindet sich die Großer- Kreis- Liga in einem mehr oder weniger offenen Krieg mit der örtlichen Mafia um die Kontrolle des Drogenhandels in der Stadt.


    Powryejhda (Vory): Der Seattler Zweig der Vory wird von Andrej Petschukow (Spitzname: Terminator) geführt und zählt viele russische Loyalisten und nicht gerade wenige Angehörige der Roten Armee zu seinen Mitgliedern. Auf einem großen Stück Land, das die Organisation in der Nähe von Puyallup gekauft hat, hat sie irgendetwas gebaut – oder hat vor, etwas zu bauen, je nachdem, mit wem man redet. Niemand weiß, was dieses Etwas ist, denn das Grundstück wurde mit einer hohen Mauer und einer ziemlich beeindruckenden astralen Barriere umgeben. Was dort drinnen vor sich geht, bleibt der Spekulation überlassen – und spekuliert wird fleißig.


    Der Äußere Kreis (Koshari): Die Anführer der Koshari- Kreise in Santa Fe, Phoenix, Denver und Las Vegas arbeiten zusammen und haben Territorien und Geschäfte untereinander aufgeteilt, um sich nicht gegenseitig auf die Füße zu treten. Außerdem reglementieren sie, wo und wie weit kleinere Gruppen expandieren dürfen. Momentan jedoch ist der Koshari- Kreis in Los Angeles sehr umtriebig: man glaubt dort, dass es an der Zeit sei, aus den Großen Vier des Äußeren Kreises die Großen Fünf zu machen.

    Die meisten Shadowrunner werden euch sagen, dass der einzige Unterschied zwischen dem, was wir tun, und dem, was kriminelle Organisationen tun, in dem Teil mit der „Organisation“ liegt. Da ist was dran. Hin und wieder haben Shadowrunner feste Organisationen gegründet, wie etwa die legendären Assets, Inc., aber im Allgemeinen machen wir so etwas nicht. Leute wie wir sind keine guten Befehlsempfänger. Wir teilen nicht gerne mit Leuten außerhalb unseres Teams (und manchmal nicht einmal mit denen in unserem Team), ganz zu schweigen davon, dass wir Reglementierungen, Hierarchien und diesen ganzen Gleichschrittkram für gewöhnlich meiden wie die Pest. Kriminelle Organisationen andererseits basieren genau darauf. Sie befassen sich mit Dingen, für die man eine größere Zahl an Leuten braucht: Drogenhandel, Schutzgelderpressung, Glücksspiel – so ziemlich alles, wofür man eine Armee braucht und was Profit abwirft. Und deshalb ist die organisierte Kriminalität häufig eng mit legalen, respektablen Unternehmen verbandelt. Oft ist es schwer zu sagen, wo die Kriminalität aufhört und die Legalität anfängt.


    Trotz ihres gewalttätigen Rufes meiden kriminelle Organisationen die Pyrotechnik, wo es eben geht. Schießereien rufen die Polizei auf den Plan und können leicht dazu führen, dass wichtige eigene Leute getötet werden oder längere Zeit indisponiert sind. Im Allgemeinen läuft das, was die Organisationen tun, am besten, wenn niemand hinsieht, deshalb geben sie sich große Mühe, sich bedeckt zu halten und nicht aufzufallen. Aber lasst euch nicht täuschen – und seid nicht dumm. Nur weil sie es bevorzugen, die Waffen stecken zu lassen und den Geldfluss nicht zu stören, dürft ihr keine Sekunde lang glauben, dass sie nicht auch brutal und blutig sein können, wenn sie müssen.


    Die Mafia hat eine weitreichende und tief verwurzelte Präsenz in jeder größeren nordamerikanischen Stadt, den meisten europäischen Städten und vielen anderen Städten weltweit. Die Mafia mag Städte. Sie arbeitet nicht eng mit den Megakonzernen zusammen, weil, seien wir ehrlich, sie selbst praktisch ein Megakonzern ist. Der Hauptunterschied zwischen den anerkannten Konzernen und der Mafia besteht darin, dass man bei den internen Machtkämpfen zwischen Mafiaabteilungen mit etwas höheren Verlustzahlen rechnen muss.


    Die Yakuza dagegen hat ihr Schicksal eng mit Mitsuhama Computer Technologies verknüpft. Das soll jetzt nicht heißen, dass jeder Yakuza- Rengo Verbindungen zu Mitsuhama hat – haben sie nicht, und tatsächlich kämpfen manche Rengos mit Klauen und Zähnen gegen diejenigen, die solche Verbindungen haben. Aber die Yakuza und MCT sind untrennbar miteinander verbunden – vier der höchsten Yakuzabosse besitzen fast 45 Prozent des Megakonzerns. Mitsuhama lässt seine Schmutzarbeit von Yakuzasoldaten erledigen, während die Yakuza MCT als die größte Geldwäscherei benutzt, die die Welt je gesehen hat. Die Konzernverbindung verleiht der Yakuza eine unbarmherzige Effizienz: wer mit ihr zu tun hat, achtet auf seine Manieren.


    Die Triaden haben ihren Ursprung in dem, was früher einmal China war, und sie unterscheiden sich von den anderen großen kriminellen Netzwerken darin, dass sie dezentralisiert sind – es gibt keine zentrale Führung, keinen obersten Befehlshaber oder „Hohen Rat“ und keine Schlichtungskommission. Das bedeutet, dass oft ganz neue Regeln gelten, wenn man sich vom Territorium einer Triade auf das einer anderen begibt; was einen am einen Ort rettet, kann einen am anderen das Leben kosten. Das Fehlen einer zentralen Führung führt oft dazu, dass Konflikte nur auf sehr blutige und brutale Weise gelöst werden – obwohl Triaden auch zu überraschender Subtilität und Zurückhaltung fähig sind, wenn es die Situation erfordert. Andererseits sind die Triaden gerade wegen der fehlenden zentralen Führung sehr flexibel, wenn es um die Anpassung an neue Territorien oder deren Übernahme geht. Wenn es ihnen jetzt noch gelänge, ihre kulturell verwurzelten Vorurteile gegen Frauen in Führungspositionen und nichtmenschliche Metatypen im Allgemeinen zu überwinden,, könnten die Triaden ein viel größeres Stück vom Kuchen abbekommen. Die Triaden betreiben natürlich die üblichen Glücksspiel-, Drogen-, und Prostitutionsgeschäfte, aber ihre Spezialität sind Erwachte Drogen. Aus irgendeinem Grund gibt es bei den Triaden überdurchschnittlich viele Magiebegabte, und dadurch sind sie sehr effektiv im finden, Erproben und Herstellen von Drogen, die den besten Straßenpreis erzielen.


    Erinnert ihr euch, dass ich gesagt habe, kriminelle Organisationen hielten sich gerne bedeckt, meiden das Rampenlicht und kümmerten sich vor allem um sich selbst? Da habe ich nicht über die russischen Vory v Zakone geredet. Die Vory können, was Geld und Personal angeht, nicht mit den anderen großen Syndikaten mithalten, deshalb ist ihr wichtigstes Werkzeug der Öffentlichkeitsarbeit die Einschüchterung. Ihre Verhandlungstaktik ist stumpfe Brutalität; das erste Indiz dafür, dass die Vory sich auf ein neues Territorium ausgebreitet haben, sind für gewöhnlich die Leichen der Kriminellen, die die Gegend für ihr Gebiet gehalten hatten. Die Vory mischen auf, sie gehen mit vollem Einsatz in jede Konfrontation, laut und unübersehbar. Das funktioniert nicht immer, aber eins könnt ihr mir glauben: Niemand sieht diese Typen gerne auf sich zukommen.


    In der Hopi- Folklore ist Koshare der Geist der Übertreibung – gefräßig, ausfallend, respektlos, das universelle abschreckende Beispiel. Koshare tut alles, was Menschen nicht tun sollten, und veranschaulicht, warum sie es nicht tun sollten. Deshalb nennt sich das Netzwerk der indianischen organisierten Kriminalität Koshari. Die Koshari beschäftigen sich mit allem, was man von einer kriminellen Organisation erwarten würde, aber ihre Spezialität ist der Talisschmuggel, der illegale Handel mit magischen Reagenzien und Telesma. Wenn ihr ein T- Bird- Pilot im Westen Nordamerikas seid, werdet ihr- je nach dem Eindruck, den ihr auf die Koshari macht – entweder rekrutiert, von ihrem Territorium verbannt oder abgeschossen.

    Die meisten eurer Runs werden Jobs sein, die euch mitten in finstere Konzernmachenschaften hineinziehen, also fangen wir hier an. Das soll jetzt nicht heißen, dass jeder Megakonzern seine Finger bei jedem Shadowrun im Spiel hat oder dass jeder Kon, der einen Run finanziert, einer von den Allmächtigen mit unendlich tiefen Taschen ist. Es gibt solche Konzerne und solche. Die kleinen Konzerne sind so klein, dass sie von den großen Fischen im Teich kaum wahrgenommen werden. Aber der Knackpunkt bei den Kleinen ist, na ja, dass sie eben nicht groß sind. Das bedeutet, dass sie mit allen Mitteln versuchen, ihre aktuellen Unternehmungen und Projekte zu schützen. Wenn ihr gegen einen kleinen Konzern ins Feld zieht, dann trefft ihr vielleicht nicht auf die Armeen, die die Megakonzerne gegen euch aufbieten können, aber ihr werdet es mit einer anderen Waffe zu tun bekommen, die genauso gefährlich sein kann wie Kugeln und Zaubersprüche: Verzweiflung.


    Die großen Konzerne mit der AAA- Einstufung sind beim Shadowrunning der große Wurf. Meistens hat man es nur mit Tochtergesellschaften zu tun, mit Außenposten oder offiziell gar nicht zum Konzern gehörenden Einrichtungen außerhalb des eigentlichen Konzernterritoriums: aber hin und wieder findet man sich auch auf einem Run wieder, der direkt gegen einen der Großen Zehn geht.


    Eins müsst ihr wissen: Ihr seid den Megas egal. Wenn ihr euch irgendwo aufhaltet, wo ihr nicht sein solltet, dann werden sie versuchen, euch umzulegen. Sie werden Blei auf euch niederregnen lassen, Geister, Zaubersprüche, IC und was immer sie sonst noch gerade zur Hand haben. Und das ist noch die freundliche Version. Sie sind zu allem bereit, und sie sind absolut entschlossen, mehr auszuteilen als einzustecken.


    Wie dieser tote Chinese schon sagte: Kenne deinen Feind!
    Wenn ihr die Großen Zehn also noch nicht kennt, dann gestattet mir, sie euch vorzustellen.



    Die großen Zehn


    Es gibt zehn Megakonzerne, die vom Konzerngerichtshof eine AAA- Klassifizierung erhalten haben (okay, immerhin sind sie der Konzerngerichtshof). Ihnen gehört das ganze Geld, also machen sie die Regeln, und ihr solltet zumindest in Grundzügen über sie Bescheid wissen, um überhaupt eine Chance zu haben, in den Schatten etwas zu werden.


    Ares Macrotechnology



    Die meisten Shadowrunner kennen Ares durch den Konzernzweig Ares Arms, und das aus gutem Grund: Die Ares Predator ist die Handfeuerwaffe der Wahl für den anspruchsvollen Runner. Der von dem reichen Playboy Damien Knight geführte Konzern besitzt den Ruf eines sehr "amerikanischen" Unternehmens: draufgängerisch, militärisch, patriotisch, individualistisch - Mutti und Apfelkuchen, anders ausgedrückt. Aber lasst euch davon nicht täuschen - sicher, Ares ist einer der angenehmeren Konzerne, für die man in den Schatten arbeiten kann, aber trotzdem solltet ihr immer die Augen offenhalten, denn die Jungs können genauso hinterlistig sein wie der Rest. Ares ist spezialisiert auf Polizeidienstleistungen, militärische Hardware und Waffen, Raumfahrt (der Konzern betreibt fünf orbitale Habitate), Freizeit und Unterhaltung sowie Kraftfahrzeuge (das frühere General Motors gehört zur Ares Familie). Dazu kommen noch kleinere Zweige in vielen anderen Bereichen.



    Aztechnology



    Wenn ihr in letzter Zeit irgendwelche Konsumgüter gekauft habt, dann stehen die Chancen ganz gut, dass ihr zu Aztechnologys Umsätzen beigetragen habt. 60 Prozent der Waren, die ihr in eurem Stuffer Shack um die Ecke findet, kommen von Aztechnology (90 Prozent, wenn ihr den Stuffer Shack selbst mitzählt). Sie produzieren alles, von Chemikalien über Trideospiel- Software bis hin zu militärischen Gütern und Magiezubehör. Sie haben ihre Finger in mehr Honigtöpfen als alle anderen Megas, und ihre Öffentlichkeitsarbeit ist unübertroffen. Was auch ganz gut ist, denn nebenbei beschäftigen sie sich auch noch enthusiastisch mit Blutmagie und bösartigen Verschwörungen, Angeblich. Aber sagt so etwas bloß nicht in Hörweite der streitlustigen Rechtsabteilung von Big A.



    Evo Corporation



    "EVOlution" ist ein Wortspiel, das sie in vielen ihrer Werbeanzeigen benutzen. Und um fair zu sein, ist Evo ein Megakonzern, der seinen Blick auf die Zukunft richtet. Der CEO ist ein Ork, Hauptaktionär ein Freier Geist. Der Konzern konzentriert sich auf eine Vielzahl transhumanistischer Projekte, die von Bioware- Technologie über Anti- Alterungs- Experimente bis hin zu noch abgefahreneren Projekten reichen, die der Metamenschheit den nächsten Schritt der Evolution erleichtern sollen. Darüber hinaus ist Evo der erste Megakon, der erfolgreich eine Marsbasis errichtet hat. Evo ist der führende Produzent von Waren und Dienstleistungen, die speziell auf Orks, Trolle, Elfe, Zwerge, Wechselbälger und andere nichtmenschliche Bevölkerungsteile zugeschnitten sind. In der Konzernkultur setzt man ganz auf Schmusekurs, aber lasst euch davon nicht täuschen - Evo kann genauso kalt und berechnend sein wie jeder andere Mega auch.



    Horizon Group



    Horizon, das mitten im Medienwunderland Los Angeles sitzt, konnte sich viele Exklusivverträge auf dem kalifornischen Immobilienmarkt sichern. Mit dem charismatischen Ex- Simstar Gary Cline am Ruder hat sich Horizon auf alles spezialisiert, womit sich Meinungen manipulieren lassen (Medien, Werbung, Unterhaltung, soziale Netzwerke usw.), aber auch auf Konsumgüter und Dienstleistungen, Immobilien und Erschließung sowie Pharmazeutika. Die Konzernkultur ist sehr mitarbeiterorientiert, die Angestellten werden gut versorgt und immer wieder ermutigt, ihre Begabungen weiterzuentwickeln und auch während der Arbeitszeit ihren eigenen Interessen nachzugehen - solange der Konzern dadurch Profite einstreicht. Horizon galt lange als technomancerfreundlich, doch eine Reihe von Begebenheiten, die in einem Massaker in Las Vegas gipfelten, haben dem Rest der Welt gezeigt, dass auch der netteste Megakonzern schon mal die Kontrolle über sich verlieren kann.



    Mitsuhama Computer Technologies



    Bei diesem Japanokon dreht sich alles um Computer, Robotik, Schwerindustrie, all diese Dinge - aber weniger bekannt ist, dass MCT auch der weltweit größte Produzent magischer Güter ist. Es halten sich hartnäckige Gerüchte, dass der Konzern mit der Yakuza ins Bett geht (ach was, ich will euch nichts vormachen: Sie treiben es hemmungslos miteinander). Auf jeden Fall haben sie in den letzten Jahren auch in Nordamerika solide Fuß gefasst. Der Konzern zahlt gut für erfolgreiche Shadowruns, aber wenn ihr versagt, dann sind sie ... unzufrieden. Und seid besonders vorsichtig, wenn ihr einen Run gegen den Konzern unternehmt, denn dank seiner "Nullzonen- Philosophie (erst schießen, dann nochmal schießen) erleben gescheiterte Runner selten den nächsten Sonnenaufgang.



    NeoNET



    NeoNET ist die Hauptmacht hinter der Grid Overwatch Division (einer Art Matrixpolizei), und es hat praktisch die WiFi- Matrix erfunden. Wie man sich deshalb denken kann, investiert der Konzern hauptsächlich in Matrixinfrastruktur, aber auch in Cyberware, Elektronik, Software, Biotech, Luftfahrt, Handfeuerwaffen und vieles mehr. Für einen Megakonzern ist NeoNET ziemlich zersplittert. Es gibt drei Hauptfraktionen, die von einem berüchtigten Finanzhai, einem einsiedlerischen Zwerg und dem Großen Drache Celedyr geleitet werden. Runs für oder gegen NeoNET sind immer ein bisschen der Griff in die Wundertüte. Es kann ganz lustig sein, wenn man nicht weiß, was man herausholen wird, bis man in die tüte greift und einen Skorpion erwischt.



    Renraku Computer Systems



    Renraku kontrolliert das größte Datenarchiv der Welt und besitzt fast alle lokalen Gitter in Asien. Und wenn niemand weiß, was für nützliche (oder belastende) Informationen man in seinen Datenspeichern versteckt hält, dann überlegen die anderen es sich schon gründlich, bevor sie sich mit einem anlegen. Renraku hält die traditionelle japanische Kultur hoch, und seine Militäreinheiten, die Roten Samurai, werden allgemein gefürchtet. Nicht respektiert, gefürchtet.



    Seader- Krupp Heavy Industries



    Diesen Konzern kann man mit einem einzigen Wort zusammenfassen: Lofwyr. Der Große Drache besitzt fast 100 Prozent dieses in Deutschland ansässigen Megakonzerns, und er regiert ihn mit einer Detailbesessenheit, wie man sie nur bei jemanden seiner Spezies findet. Es ist nicht unmöglich, Lofwyr auszutricksen, aber es ist sehr schwer - und meistens tödlich. Der Drache hat nicht viel für Dummköpfe übrig, und Shadowrunner, die gegen ihn arbeiten (oder bei einem Job für ihn versagen), können sich schnell auf seiner schwarzen Liste wiederfinden - die, wie allgemein angenommen wird, mit seiner Speisekarte identisch ist. S-K hat seine Finger hauptsächlich in der Schwerindustrie, der Chemie, im Finanzwesen und der Luftfahrt, aber auch in vielen anderen Bereichen, was ja auch so ziemlich das ist, was man vom größten Konzern der Welt erwarten würde.



    Shiawase Corporation



    Shiawase, der älteste der Megakonzerne, war der erste Konzern, dem die Exterritorialität gewährt wurde. Dieser klassische japanische Zaibatsu wird im traditionellen "Familien"- Stil geführt: die meisten Angestellten unterzeichnen lebenslange Verträge und heiraten sogar innerhalb des Konzerns, Aber wie in jeder guten Familie gibt es auch immer wieder Streitigkeiten, und diese Streitigkeiten haben schon vielen Runnern gutes Geld eingebracht. Und was die Geschäftsinteressen des Konzerns angeht: Was interessiert ihn nicht? Shiawase hat, direkt oder über Tochtergesellschaften, die Finger in der Kernkraft, in Umwelttechnologie, Biotech, Schwerindustrie, Wartungstechnik, Mineralien, Konsumgüter und vielem mehr.



    Wuxing Incorporated



    Wuxing, der einzige Mitspieler auf der Megakonzernbühne aus Hongkong, besitzt einen beträchtlichen Teil der pazifischen Küstenregionen. Der Konzern ist ruhig und konservativ und der unauffälligste der Großen Zehn. Seine Belegschaft ist tief in der chinesischen Kultur verwurzelt, selbst diejenigen, die noch nie im Leben auch nur in der Nähe Asiens waren. Traditionell konzentriert sich Wuxing auf Finanzen und Schifffahrt, hat sich aber auch auf magische Dienstleistungen und Güter spezialisiert und arbeitet hart daran, in diesem Bereich zum umsatzstärksten Megakon zu werden. Auch in andere Märkte drängt Wuxing mit Nachdruck, vor allem in die Landwirtschaft, den Maschinenbau, die Konsumgüter- und die Chemiebranche.

    Wir haben schon über die Leute geredet, die man kennen sollte, weil sie hilfreich sein können. Jetzt werfen wir einen Blick auf die andere Seite des Spielfeldes. Einige von den Leuten dort werden euch anheuern, einige werden gegen euch arbeiten, aber lasst euch nicht täuschen: Sie alle sind die Gegenseite. Sie haben Ressourcen, die ihr haben wollt, sie leben das Leben, nach dem ihr strebt, oder sie konkurrieren auf eine andere Weise um was auch immer mit euch. Ihr werdet ihnen auf jeden Fall über den Weg laufen, und je mehr ihr über sie wisst, desto größer ist die Chance, dass ihr Erfolg habt. Oder - wenn ihr gerade erst am Anfang steht - die Chance, dass ihr überlebt.

    Unterschiedliche Shadowruns gibt es beinahe so viele, wie es Shadowrunner gibt. Aber wenn wir unseren Grips ein bisschen anstrengen, können wir die Arten von Jobs, für die man euch anheuern wird, in folgende Grundtypen einteilen:


    Datenklau: Ob es die Blaupausen für eine neue Schallwaffe sind, die Informationen über das Privatleben eines Konzernmanagers oder Einzelheiten über die für nächstes Jahr geplanten Trideoproduktionen von Pathfinder Multimedia – fast immer bedeuten Daten Macht. Deshalb werden Shadowrunner oft ausgeschickt, um Daten zu klauen. Wir nennen sie Paydata – Daten, für die jemand bereit ist, etwas zu zahlen.


    Einbruch: Manchmal sind es Informationen, die gestohlen werden müssen, manchmal auch handfestere Dinge. Das kann der Prototyp eines Rennmotorrads sein (ruft mich an, wenn euch jemand diesen Job anbietet – ich bin dabei!), ein Artefakt in einem Museumsarchiv, der linke Schuh oder das linke Auge eines Konzernmagiers oder irgendwas wirklich Abgefahrenes. Was es auch ist, es ist nicht leicht zu beschaffen, deshalb ist ja auch jemand bereit, euch dafür zu bezahlen, dass ihr es ihm beschafft. Manchmal ist dabei Feingefühl und Heimlichkeit gefragt, Irreführung, Raffinesse, minutiöse Planung und detaillierte Feinabstimmung. Und manchmal stürmt ihr einfach rein, schnappt euch die Sachen und macht, dass ihr wegkommt.


    Zerstörung: Manchmal muss man einem Medienschnüffler den Wagen demolieren, um ihn daran zu erinnern, was für ihn auf dem Spiel steht, wenn er weiter so eine Welle macht. Manchmal muss man das Haus einer Politikerin niederbrennen, um sie dazu anzuregen, sich aus dem öffentlichen Leben zurückzuziehen und ihre Karrierewahl zu überdenken. Und manchmal muss man einem übermäßig ehrgeizigen Manager Teile seines Körpers brechen, zum Beispiel den Schädel (das nennen wir dann „Wetwork“), um ihn zu mehr Teamwork und weniger unabhängigem Unternehmertum zu ermutigen. Zerstörung und Verwüstung, in all ihren glorreichen Ausprägungen, sind ganz normale Bestandteile vieler Shadowruns. Ihr müsst nur selbst entscheiden, mit wie viel Zerstörung ihr leben könnt.


    Extraktion: Früher einmal haben Unternehmen regelrechte Bieterkriege ausgetragen, um das Recht zu erwerben, die besten Talente aus allen Branchen einstellen zu dürfen, ob es nun Ingenieure, Wissenschaftler, Schauspieler oder Topmanager waren. Das war, bevor die Konzerne den Einfluss hatten, den sie heute besitzen. Heutzutage haben die Megakonzerne riesige Rechtsabteilungen und Sicherheitsmannschaften, deren einzige Aufgabe es ist, dafür zu sorgen, dass die Leute an ihrem Platz bleiben und für den Rest ihres Lebens für den gleichen Boss arbeiten. Deshalb kann man heute nicht mehr einfach mit einem Bündel Geldscheinen winken, wenn man auf einen bestimmten Mitarbeiter scharf ist – und deshalb müssen Shadowrunner sie aus ihrem alten Beschäftigungsverhältnis herausholen. Extraktionen wertvoller Arbeitskräfte und der sichere Transport dieser Leute in ihre neue Konzernheimat sind ein wichtiger Bestandteil des Shadowrunner- Business.


    Transport: Hure ist vielleicht der älteste Beruf der Welt, aber der Botenjunge dürfte gleich danach kommen. Irgendwann nach der Keule und vor dem Feuer erfand di Menschheit Punkt A und Punkt B und brauchte jemanden, der ihren Kram vom einen zum anderen brachte. Und so ist es bis heute. Natürlich werden Shadowrunner nicht angeheuert, um Soykaf au lait und Croissants zur morgendlichen Betriebskonferenz zu liefern. Bei unseren Jobs geht es eher darum, eine Ampulle Drachenblut dem richtigen Magier zukommen zu lassen oder eine Probe einer neuen synthetischen Droge in die Labore der Mafia zu bringen, wo sie chemisch analysiert werden soll, oder – immer wieder sehr beliebt – ein Ding, von dem sie euch nicht verraten wollen, was es ist, an eine Person zu liefern, deren Identität si euch auch nicht verraten wollen. Wie ihr euch denken könnt, geht es dabei um ein bisschen mehr als nur eine kleine Reise. Fast immer wird es Leute geben, die das haben wollen, was ihr transportiert – oder es zurück haben wollen -, und die Chancen stehen nicht schlecht, dass sie euch auf die Pelle rücken, während ihr unterwegs seid. Haltet die Augen offen, beeilt euch und lasst nichts Wichtiges fallen. Oh, und sorgt dafür, dass eure Papiere in Ordnung sind, denn „Transport“ bedeutet meistens „Schmuggel“, und das bedeutet Lieferpapiere mit den richtigen Stempeln und Unterschriften, die echt genug aussehen, um euch über die Grenzen zu bringen.


    Sicherheit: Genauso, wie Runner angeheuert werden, um Daten und Dinge zu klauen, Sachen kaputtzumachen und Leute zu extrahieren, werden auch Runner angeheuert, um andere Runner vom Klauen, Kaputtmachen und Extrahieren abzuhalten. Manchmal ist der Auftraggeber der Meinung, dass Runner die beste Verteidigung gegen Runner sind; manchmal braucht er auch einfach Leute, die entbehrlich sind und deren Bekanntschaft er plausibel abstreiten kann. Ein Sicherheitsjob kann Personenschutz sein, bewaffnete Verteidigung, Überprüfung eines Geländes auf Fallen und Hinterhalte oder das Ausfindig machen und Neutralisieren von Gefahren. Das Wichtigste dabei ist, dass ihr auch wirklich so gut seid, wie ihr zu sein behauptet.


    Idealismus: Die Welt mag sich alle Mühe geben, ihn aus uns herauszuprügeln, aber manche Runner haben sich noch eine Spur Idealismus bewahrt. Sie bevorzugen Jobs, die den Reichen und Mächtigen schaden und allen anderen nutzen. Das kann so einfach sein, wie Geld oder wertvolle Güter zu stehlen und umzuverteilen, es kann aber auch weitaus raffinierter sein. Erinnert mich irgendwann mal daran, euch von den Typen zu erzählen, die in ein Forschungslabor von Mitsuhama einbrachen und dafür sorgten, dass die Lizenzgebühren für ein neues technisches Wunderding für alle Zeiten an die Obdachloseklinik in der 178. Straße gehen.


    Ablenkung: Damals, bevor die Magie zurück in die Welt kam, gab es Leute, die sich „Zauberer“ nannte, aber natürlich keine richtigen Zauberer waren. Sie waren so eine Art Trickbetrüger, die eine Show daraus machten, ihr Publikum für eine Weile hinters Licht zu führen. Ihre Hilfsmittel waren Mechanismen oder Konstruktionen, die mehr verbargen als zeigten, Taschenspielertricks und die Kunst, das Publikum dazu zu bringen, die falschen Dinge zu beobachten. Der „Zauberer“ vollführte mit der einen Hand großartige, auffällige Gesten, während er die andere, die den eigentlichen Trick ausführte, scheinbar gar nicht bewegte. Oder er ließ seine wunderschöne Assistentin herumstolzieren und mit dem Hintern wackeln, und während alle Augen auf sie gerichtet waren, machte er heimlich, still und leise sein Ding. Bei Ablenkungs- Runs seid ihr die gestikulierende Hand oder die tanzende Assistentin und lenkt die Aufmerksamkeit der Gesetzeshüter oder anderer Runnerteams von den wirklich wichtigen Geschehnissen ab und auf euch. Natürlich dürfte diese Aufmerksamkeit selten von der bewundernden Sorte sein, und die Abgelenkten werden wohl kaum euer Bestes im Sinn haben, deshalb rechnet damit, kreativ und schnell sein zu müssen.

    Wenn Mr. Johnson nicht gerade ein kompletter Vollidiot ist, wird er euch nicht das gesamte Honorar im Voraus gezahlt haben. Also setzt euch mit ihm wie abgesprochen in Verbindung, liefert die abgesprochenen Waren oder Vollzugsnachweise ab und den Rest der Bezahlung ein. Und einen Bonus, falls ihr einen herausschlagen könnt.

    Manche Leute sagen, die erfolgreichsten Missionen seien die, bei denen man reingeht und wieder rausgeht, ohne einen einzigen Schuss abzufeuern. Andere sagen, man sollte es in großem Stil und mit einer Menge Krach erledigen und immer möglichst viel Eindruck schinden. Ihr seht, es gibt eine große Bandbreite von Optionen. Ihr müsst es nicht auf eine bestimmte Weise tun, aber tun müsst ihr es. Legt los, führt euren Plan aus, räumt die unvermeidlichen unerwarteten Komplikationen aus dem Weg, und dann schauen wir mal, wer am Ende noch steht.

    Ich kannte ein paar Runner, die es liebten, zu improvisieren – sich in die Action zu stürzen, alles aus dem Stehgreif zu erledigen und sich mit den nächsten Schritten erst zu befassen, wenn es so weit war. Einmal im Jahr besuche ich ihre Grabsteine.


    Sicher, es gibt immer Raum für Kreativität bei einem Run, vor allem, wenn Dinge geschehen, mit denen man nicht rechnen konnte, aber wenn der Run losgeht, wissen gute Runner, was sie zu tun haben. Also macht einen Plan. Legt fest, wer was zu tun hat und wann er es zu tun hat. Und wer es tut, falls der Runner, der es eigentlich tun sollte, den Löffel abgibt. Sorgt dafür, dass ihr eine Alternativoption für jeden wichtigen Einzelschritt habt. Erstellt einen idiotensicheren Kommunikationsplan. Erstellt einen Ersatz- Kommunikationsplan für den idiotensicheren Kommunikationsplan. Verabredet einen Treffpunkt für den Fall, dass die Sache in die Hose geht. Überlegt euch, wie ihr die Begräbniskosten aufbringen wollt, wenn es nötig werden sollte.

    Ob ihr nun einen Manager aus einem bewachten Büro entführen, einen vermissten Konzernsprössling aus einem Yakuza- Gebäude herausholen oder auf der Suche nach geheimen Paydata in einem Matrixhost eindringen wollt – das Erste was ihr braucht, sind Informationen über die Örtlichkeit, wie immer sie auch geartet sein mag. Seht euch Gebäudepläne genau an, informiert euch über die Einzelheiten der Sicherheitsmaßnahmen, lernt die täglichen Routineabläufe der beteiligten Personen kennen, findet heraus, wie die Netzwerke und das IC aussehen, schnüffelt die Gegend auf der Astralebene aus und hört euch bei den Leuten, die Bescheid wissen, um, ob noch andere an dieser Sache interessiert sind und ob es Dinge gibt, die ihr wissen solltet und die Mr. Johnson entweder nicht wusste oder nicht für nötig gehalten hat, euch mitzuteilen. In diesem Stadium des Runs werden normalerweise keine Kugeln abgefeuert, niemandem wird die Fresse poliert, und manchmal, man glaubt es kaum, werden auch keine Gesetze gebrochen, aber täuscht euch nicht: hier wird oft über Erfolg und Fehlschlag des Runs entschieden. Je mehr ihr wisst, desto mehr ihr könnt ihr vorhersehen und desto eher bleibt ihr einen Schritt voraus. Wem voraus? Jedem. So überleben Runner.

    Nichts wird geschehen, bevor ihr nicht wisst, was man von euch erwartet, und ihr werdet keinen Finger rühren – hoffentlich -, bevor ihr nicht wisst, wie die Bezahlung aussieht. Beim Treffen mit Mr. Johnson geht es genau um diese grundlegenden Dinge. Achtet während des Treffens auf jedes Detail, denn jede Einzelheit, kann euch etwas verraten. Trifft sich Mr. Johnson persönlich mit euch oder in der Matrix? Leuchtet er im Astralen vor lauter aufrechterhaltenen Zaubern? Hat er das Treffen in einem schicken Restaurant angesetzt, in einem schmuddeligen Nachtclub oder in einer Spelunke in den Barrens? Ist er der Umgebung entsprechend gekleidet, oder sieht er aus, als wäre er fehl am Platze? Und, vielleicht das Wichtigste: Geht das, was ihr während des Treffens esst und trinkt, auf seine Rechnung?


    Beobachtet gründlich, hört gut zu und nutzt jede Kleinigkeit, die ihr beim Treffen aufschnappt, als Information für euren Job. Und holt den letzten Nuyen aus Mr. Johnson heraus. Ihr werdet nicht allzu viele weitere Gelegenheit bekommen, mit ihm zu feilschen, also nutzt diese umso besser.


    Okay. Das ganze Umhören und Freundschaftenschließen hat sich ausgezahlt – euer Schieber hat einen Job für euch. Was jetzt? Es gibt kein Standardmuster für den Ablauf eines Shadowruns. Jeder ist einzigartig. Jeder fängt anders an, jeder endet anders, und es git unzählige verschlungene Wege, die jeweils von A nach Z führen. Trotzdem gibt es ein paar grundlegende Schritte, die man in fast jedem Run findet. Sie zu kennen, verringert schon deutlich die Wahrscheinlichkeit, dass man euch für die unwissenden Neulinge hält, die ihr am Anfang eurer Karriere natürlich seid.

    Wenn ihr als Shadowrunner erfolgreich sein wollt, dann müsst ihr vier Arten von Leuten kennen. Als Erstes sind da andere Runner. Klar, ihr seid großartig – Ihr habt das Talent, ihr kennt euch aus, ihr gehört auf eurem Gebiet zu den Besten -, aber ihr könnt nicht alles allein erledigen. Ihr habt vielleicht hammermäßig Matrixfähigkeiten, braucht aber ein bisschen magische Überwachung, die euch den Rücken freihält. Oder ihr seid ein absolutes Scharfschützen- Ass, könntet aber einen Profischläger gebrauchen, der im Nahkampf so richtig derben Schaden anrichtet. Kurz gesagt: Um wirklich effektiv zu sein, braucht ihr ein Team. Hört euch um, macht ein paar Proberuns und findet Leute, denen ihr vertrauen könnt. Immer wieder wird euer Team das Einzige sein, das zwischen euch und dem Tod steht, also müsst ihr euch auf jeden Einzelnen eurer Kollegen verlassen können. Das muss nicht bedeuten, dass sie unbedingt normal, sympathisch oder geistig völlig gesund sein müssen. Sie müssen nur da sein, wenn es darauf ankommt.


    Die zweite Gruppe Leute sind Connections. Wir haben Verständnis dafür, wenn ihr nicht besonders gesellig seid – für viele von uns wäre die Bezeichnung „asozialer Psychopath“ noch schmeichelhaft. Aber manchen Leuten läuft man automatisch über den Weg. Da ist die Bedienung in der Eckkneipe, die mit dem Zapfhahn genauso gut umgehen kann wie mit einer Schrotflinte; der Waffenschieber, der euch immer zuerst anruft, wenn eine neue Lieferung auf dem Schwarzmarkt auftaucht; dieser eulenäugige Typ, dem der Ramschladen gehört und der manchmal pulverisiertes Schnee- Elch- Horn hat, das in der Alchemie sehr nützlich ist; der Lone- Star- Lieutenant, der euch einmal den misslungenen Taschendiebstahl durchgehen ließ, weil ihm euer Gesicht gefiel. Sie alle und noch etliche weitere haben zwei wichtige Vorteile: Erstens schießen sie nicht sofort auf euch, wenn sie euch sehen, und zweitens befinden sie sich in einer Position, in der sie nützliche Informationen aufschnappen können. Ob es nun darum geht, wer wen für was anheuert, wo jemand untergetaucht sein mag, wann und wo welche Sicherheitsleute gesehen wurden, oder um andere Informationen, von denen ihr gar nicht wusstet, das ihr sie wissen müsst – das, was eure Connections euch zu berichten haben, ist ein unverzichtbarer Teil eures Lebens.
    Also behandelt sie gut.


    Wenn ihr nun also eure erste Connection gefunden habt und noch kein Job in Sicht ist, dann ist das Erste, wonach ihr euch erkundigen solltet, ein Schieber. Schieber sind diejenigen, die wissen, wer in den Schatten unterwegs ist, welche Jobs zu vergeben sind und wie man beides miteinander kombiniert, damit die richtigen Leute die richtigen Dinge tun. Die meisten Schieber haben sich spezialisiert – der eine ist eine unerschöpfliche Quelle von Konzernjobs, der andere hat Beziehungen zur Mafia und weiß, was es dort für Jobs zu holen gibt, und so weiter. Also hört euch um, bis ihr einen Schieber findet, der auf die Art von Arbeit spezialisiert ist, die euch am meisten liegt. Und der euch nicht mit jemandem zusammenbringt, den ihr gerade übers Ohr gehauen habt.


    Aber übt euch in Geduld. Wenn ihr neu in den Schatten seid und noch keine Erfolgsbilanz vorzuweisen habt, dann könnt ihr natürlich nicht erwarten, dass euer Schieber euch die Sahnestücke zuschustert. Vergesst es also, die Tochter eines CEO beim Shoppen im Einkaufszentrum als Bodyguard begleiten zu wollen – dahin müsst ihr euch erst hocharbeiten. Aber es gibt noch genug andere Arbeit für euch: in blutigen Bandenkriegen mitmischen, Konzernprototypen stehlen, reiche Kiddies aufspüren, die sich in der Wildnis der Großstadt verlaufen haben, und vieles mehr. Bewährt euch im ersten Job, den euer Schieber euch vermittelt, und ihr könnt sicher sein, dass bald mehr kommt.


    Das bringt uns zu vierten Person, die ihr kennen müsst, der Person, die euch sagt, was ihr tun sollt und wie viel ihr dafür bekommt. Wir nennen die Person Mr. Johnson, denn so nennt er sich auch selbst. Gut, in Japan nennt er sich manchmal Mr. Tanaka, in der Allianz Deutscher Länder kennt man ihn als Herrn Schmidt, und in Hongkong stellt er sich vielleicht als Mr. Wu vor, aber das müsst ihr euch nicht allesmerken. Ihr müsst euch nur merken, dass sein richtiger Name euch nicht zu interessieren hat, dass er derjenige ist, der euch die Details eurer Mission mitteilt, und dass eine recht gute Chance besteht, dass er euch auf die eine oder andere Weise übers Ohr haut.


    Mit den unzähligen Möglichkeiten, von Mr. Johnson übers Ohr gehauen zu werden, könnte man mehrbändige Monographien füllen. Der einfachste und häufigste Fall ist der, dass er euch nicht alles sagt, was ihr wissen müsst. Schließlich ist Mr. Johnson in irgendwelchen geheimen Machenschaften unterwegs, also wird er auch immer etwas zu verbergen haben. Aber er kann euch auch vorsätzlich bescheißen – euch in eine Falle laufen lassen, euch nach etwas jagen lassen, das in Wirklichkeit gar nicht existiert, und was der Dinge mehr sind. Mr. Johnson ist erfinderisch. Was sagen die Diplomaten immer? „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.“ Und ein Journalist, dem seine Mutter sagt, dass sie ihn liebt, wird es sich erst von drei glaubwürdigen Quellen bestätigen lassen, bevor er ihr glaubt. Shadowrunner halten beide Berufsgruppen für hoffnungslos naiv – sie kennen Mr. Johnson.

    So, jetzt habt ihr eine ungefähre Vorstellung davon, wie ihr euch selbst stark und schnell und eventuell auch schlau genug machen könnt, um das zu tun, was ihr tun müsst oder wollt, und ihr habt einen kleinen Blick auf ein paar Gegenden geworfen, in denen ihr es vielleicht tun wollt. Reden wir jetzt darüber, was für euch wirklich wichtig ist: euer Leben in der Sechsten Welt. Fangen wir an mit den Leuten, auf dir ihr treffen werdet, vor allem mit denen, deren Bekanntschaft ihr suchen solltet.

    In der Australischen Republik, die schon immer für ihr einzigartiges und außergewöhnliches Tier- und Pflanzenleben bekannt war, wurde es nach dem Erwachen noch interessanter. Das Outback wird regelmäßig von Manastürmen heimgesucht, die eine Durchquerung des Hinterlandes gefährlicher denn je machen. Trotzdem gehen immer wieder Parazoologen dieses Wagnis ein, da sie wissen, dass dort draußen Critter zu finden sind, die noch nirgendwo katalogisiert wurden. Derweil scheint die Insel Tasmanien zu einer Art großem, lebendem Organismus geworden zu sein, der mittels seines Pflanzenwachstum und Tierlebens alles schnellstmöglich wieder zerstört, was Metamenschen errichten.


    Der momentan vielleicht heißeste Schauplatz in der Region ist Neuguinea. 2064 versuchte Australien, es zu annektieren, und traf auf erbitterten Widerstand des Premierministers – der daraufhin spurlos verschwand. Seither gilt die Insel als zu Australien gehörig, allerdings hat in den letzten Jahren der Widerstand gegen die Fremdherrschaft beträchtlich zugenommen, daher gibt es dort jede Menge politisch motivierte Shadowruns.

    In Nordafrika ist Ägypten nach Westen und Süden expandiert, wird zurzeit allerdings noch von Algerien, Tunesien, Saba und den Äthiomalischen Gebieten in Schach gehalten. In den Königreichen von Nigeria streiten sich mehrere verfeindete Stämme um die Vorherrschaft, um möglichst viel von den Öleinkünften abzuschöpfen, die in das Land fließen. Das Ghul- Königreich Asamando in Westafrika ist eines der umstrittensten Länder der Welt: die einen betrachten es als Vorkämpfer für Ghulrechte, während andere Anstoß daran nehmen, dass die infizierte Bevölkerung regelmäßig und absichtlich mit Metamenschen gefüttert wird. Der Sprawl Nairobi in Kenia ist Standort des Kilimandscharo- Massebeschleunigers, der in der Raumfahrt eine immer wichtigere Rolle spielt. Die Azanische Konföderation hat sich über einen großen Teil des südlichen Kontinents ausgebreitet, und auch wenn kulturelle Spannungen das Land zu zerreißen drohen, könnten die Einkünfte durch die hohen Industrieexporte möglicherweise ausreichen, um es auszuhalten.

    Die Allianz Deutscher Länder (ADL), genauer gesagt die Stadt Essen, ist die Heimat des größten Megakonzerns der Welt: Saeder- Krupp. In der ADL fanden auch einige der größten ökologischen Katastrophen des letzten Jahrhunderts statt, aber das kann natürlich nur Zufall sein. Die Umweltverschmutzung und andere Konzernvergehen haben die ADL im Allgemeinen und Berlin im Speziellen zu einer Hochburg neo- anarchistischer Aktivitäten und anderer Widerstandsbestrebungen gegen die Megakonzerne gemacht.



    Frankreich, Spanien, Portugal, das Vereinigte Königreich, Polen und andere europäische Nationen machen das, was sie immer gemacht haben, während der Balkan weiter ein brodelnder Kessel aus Chaos und Verwirrung ist, ihr wisst schon, plus ca change