Well, hab hier 'ne Weile nur stumme Mitleserin gespielt. Mal sehen...
Erstmal @Alterssache (in gewisser Weise also Sönke):
Erst einmal sag ich dir, dass ich deinen Standpunkt in der Sache durchaus nachvollziehen kann und auch einleuchtend finde. Ich würde dich trotzdem bitten, nicht sooo sehr auf diese recht fixe Zahl namens Alter zu achten. In der Öffentlichkeit und im Rechtswesen tendiert man dazu starre Altersgrenzen zu setzen wie strafmündig ab 14 oder wahlberechtigt ab 16 / 18. Natürlich ist es ein recht weit verbreiteter Indikator, um vorauszusehen, wie viel Lebenserfahrung oder "Weisheit" eine Person hat. Aber die Grenzen sind in der Realität doch sehr fließend. Ich hätte gerne auch schon bei der Bundeskanzler- oder EU-Parlamentswahl mitgemacht, durfte aber nicht weil ich noch nicht 18 war.
Das sollte jetzt in KEINSTER Weise ein Vorwurf sein, nur eine kleine Bitte, weil ich persönlich der Meinung bin, dass "Alter" ein viel zu starres System ist, um individuelle und natürliche Unterschiede vollständig zu bewerten. Ansonsten stimme ich dir im Großen und Ganzen auch zu. :D
Aber mal zum Eigentlichen...
@topic
Ich bekomme irgendwie das Gefühl, dass sich die Fronten verhärten, obwohl sich doch viele zumindest in der Hinsicht einig sind, dass Feminismus vom Grundgedanken (Gleichberechtigung von Mann und Frau, Ausderweltschaffen von Rollenbildern in beiderlei Hinsicht) hier zumindest doch nicht falsch ist. Das setzt schließlich das entsprechende Weltbild voraus und das haben hier wohl so ziemlich alle Beteiligten zugrunde. Es geht doch momentan nur noch um Formalia (Name, Ausführung, etc.) und um die Frage "Braucht man das heute noch?" (auf die Lohn und Versicherungsbeitrag Debatte kann ich leider nicht einsteigen, dafür kenne ich mich zu wenig mit der Materie aus).
Auch das mit den Femnazis wäre ja wohl geklärt. Es gibt schließlich in so ziemlich jeder Religion, Bewegung oder Strömung (sehr) grob gesagt drei Arten von Leuten - Mitläufer, Überzeugte und Ultras. Über Mitläufer brauchen wir nicht reden. Bei Überzeugten sieht das schon anders aus, denn jeder hat ja andere Gründe, warum er "überzeugt" ist. Manchmal sind es Leute, die einfach nur frustriert oder verblendet sind und die werfen genauso wie Ultras immer ein schlechtes Licht auf die gesamte Bewegung. Kein Wunder, denn wer am lautesten schreit, wird am besten gehört. Doch es gibt - und ich würde mir sogar anmaßen zu sagen, dass das ein Großteil ist, jenseits von Bloggerinnen, TV-Persönlichkeiten und anderen Rampenlichtgenerierern - immer Leute, die von ihrer Sache in der Hinsicht überzeugt sind, dass sie sich mit beiden Seiten beschäftigt haben, offen sind zu allen Seiten hin und trotzdem ihrem Weg folgen, ohne stur geradeaus zu gucken. Es wäre unfair diese mit in einen Topf zu werfen.
Über die Formalia lässt sich debattieren, sicherlich - aber kein Grund ein Fass auf zu machen. Aus historischer Sicht würde ich mal sagen, das der Name Feminismus schon berechtigt ist. Schließlich hieß es zum Anfang erstmal die Frauen, die auf der unteren Stufe der Gesellschaft standen, auf die gleiche zu holen wie Männer, um eine Gleichberechtigung zu schaffen. Und es waren auch Frauen, die das Rad in der Hinsicht ins Rollen gebracht haben. Heute lässt sich aber durchaus darüber streiten. Denn das "Fem" gibt anscheinend einigen einen Anlass über das Ziel hinaus zu schießen und wirkt im ersten Moment abschreckend für das männliche Geschlecht (lese ich jetzt aus den Beiträgen hier heraus - korrigiert mich, wenn ich falsch liege). Doch das sollte es nicht, denn wer sagt, dass Männer nicht genauso Feministen sein können? ;-) Eine Umbenennung im Sinne der Sache wäre zumindest nicht unbegründet, auch wenn es im ersten Moment zu Verwirrungen führen dürfte.
Und nun zum Thema "Braucht man das heute noch": Ja, vor dem Gesetz sind wir alle gleich und ja, es gibt viele, die keinen Feminismus mehr nötig haben, weil für sie bereits Männer und Frauen gleichberechtigt sind - gut so. Aber ich sage auch, ja, es gibt nach wie vor Leute, für die das nicht so ist, weshalb sie Feminismus nötig haben, auch hier (obgleich in anderen Ländern mehr - das ist immer eine Relationsfrage). Dazu zählen evtl. dann auch Arbeitgeber, die Frauen für gleiche Arbeit weniger zahlen oder sie nicht einstellen, weil sie schwanger werden könnten; lassen wir dabei mal außer Acht, ob es das wirklich gibt oder das wenn dann nur Einzelfälle sind. Es ist jetzt eine Frage der Einschätzung, ob wir das als veränderungswürdig sehen oder als "First-World-Problem", das es nicht so dringlich hat.
Erstmal muss man sagen, dass man so sehr auf Wände hämmern kann, wie man will, es wird immer Leute geben, die es nicht einsehen wollen. Aber, was viel wichtiger ist, man sollte sich, wie ich finde, über diese Fragen gar nicht so viele Gedanken machen. :3 Wenn man in einer Gesellschaft imzuge einer Bewegung irgendwann zu einem Punkt kommt, wo nur noch einige wenige, denen es man nicht recht machen kann, unzufrieden sind (man kann ja nie alle zufriedenstellen), dann löst sich diese Bewegung eh auf.
Sönke war es, der, wenn ich mich recht entsinne, Feminismus als "Extrem" bezeichnet hatte. Das will ich weder anfechten, noch anderweitig zur Dikussion stellen, ich möchte es nur für eine kleine Veranschaulichung verwenden: Man kann sich das etwa als eine Kugel vorstellen, die stillsteht. Diese Kugel liegt an einer in irgendeiner Weise unpraktischen Punkt, aber sie kommt ohne Bewegung halt nicht von da weg. Es braucht in diesem Falle eben einen heftigen Schubser - ein "Extrem" - in die "richtige" Richtung. Manchmal reicht dieser Schubser, manchmal muss die Bewegung die Kugel begleiten und hin und wieder weiterschubsen. Aber in beiden Fällen muss sie nie wieder so extrem sein wie zum Anfang. Und wenn die Kugel irgendwann am gewünschten Punkt angekommen ist, verschwindet die Bewegung (wieder in die Wirklichkeit übertragen, lässt sie natürlich wieder ein paar Ultras und Überzeugte über), weil es sie nicht mehr braucht. Ende.
Die Frage ist halt, ist die Kugel bei uns schon angekommen oder nicht und ich würde sagen, das merkt man dann, wenn sie angekommen ist. ^^
[size=7]So, jetzt muss ich aber wirklich Chemie Hausaufgaben machen...![/size]