Dieser Thread soll dazu dienen, zu erzählen, wie man aktuelle Kinofilme, die man gesehen hat, fand und so anderen die Entscheidung zu erleichtern, ob sie sich ihn ansehen sollen oder nicht. Eins vorweg, es gibt ein paar Regeln:
1. Es geht hier nicht darum, einfach nur zu sagen, ob man einen Film toll fand oder nicht, es geht um Filmkritiken, die Beiträge sollten also halbwegs umfangreich und fundiert sein. Ich erwarte nicht, dass hier jemand Romane schreibt, aber man soll damit was anfangen können. Ich behalte mir vor, sinnlose Posts, Ein-Satz-Kritiken oder Spam zu löschen. Natürlich dürfen trotzdem Fragen gestellt werden, falls man sich noch nicht sicher ist und es darf auch auf Kritiken reagiert werden, solange das im Rahmen bleibt. Aber ein Post, der als Filmkritik gedacht ist, hat auch genau das zu sein und nicht bloß aus dem Satz "Der Film war toll, weil die Action gut und die Romantik auch super war" zu bestehen.
2. Spoiler sind zu vermeiden und falls es sich nicht vermeiden lässt, unbedingt den Spoiler-Hack benutzen. Das ist der Knopf in der Buttonleiste über dem Textfeld ganz rechts, neben dem Dollarzeichen. Oder ihr klammert den Spoiler einfach mit [SPOI.LER]Text[/SPOI.LER] ein, natürlich ohne die Punkte. Falls jemand nicht weiß, was ein Spoiler ist...ein Spoiler verrät wichtige Fakten aus der Story oder dem Verlauf eines Films oder Spiels und im schlimmsten Fall sogar das Ende...
Ich fang einfach mal mit der Kritik zum Kinofilm Max Payne an.
Zuvor allerdings eine kleine Bemerkung...ich muss die Kritik in zwei Teile aufteilen, ich weiß nicht, wie ich dem Film anders gegenüber treten soll. Der erste Teil befasst sich mit dem Film an sich, der zweite Teil mit der Umsetzung der Story des Spiels.
Gleich vorweg, der Film ist nicht schlecht. Er ist besser als die meisten anderen Actionfilme. Die Darsteller sind recht gut, auch wenn sie durchweg etwas hölzern wirken, gerade Mark Wahlberg schwankt zwischen sehr hölzern und extrem glaubwürdig. Visuell ist Max Payne ein Hit. Die Atmosphäre ist düster und saugt einen ein, die Kamerafahrten sind nicht unbedingt spektakulär, aber doch deutlich über dem Genredurchschnitt. Die Story ist gut und geht schnell voran, es gibt keine Längen in dem Film, was heutzutage schon einiges heißen will. Der Streifen beschränkt sich auf das Wesentliche. Dennoch hat die Story ein paar kleinere Schwächen und Fehler, die man aber durchaus verzeihen kann, denn sie ist trotzdem recht nachvollziehbar. Zumindest als Kenner des Originals...ich kann mir denken, dass für einen Nichteingeweihten einige Fragen offen bleiben, allerdings hält sich das in Grenzen. Die Actionsequenzen sind nicht so oft, wie der Trailer vermuten lässt, was dem Film aber nur gut tut, dafür können sich die wenigen Sequenzen mehr als sehen lassen. Es gibt auch eine kurze Bullet-Time-Sequenz, die eigentlich ganz schick ist, allerdings völlig falsch platziert. Max Payne kämpft nur selten gegen einen einzelnen Gegner und gerade wenn er es tut, besiegt er den in der Bullet Time...Passender wäre es gewesen, zumindest drei oder vier Gegner mit diesem Effekt in Szene zu setzen. Da wurde Potential verschenkt und die Szene wirkt etwas lächerlich...
Die deutsche Synchronisierung ist dagegen fast durchweg schlecht. Mark Wahlbergs Synchronstimme passt einfach überhaupt gar nicht auf einen Charakter wie Max Payne und auch bei vielen anderen stören die deutschen Stimmen die Atmosphäre.
Jetzt zur Umsetzung der Thematik...Max Payne.
Der Film basiert auf dem ersten Teil der beiden Spiele...zumindest spielt der zweite Teil keine Rolle, den wirklich auf den ersten Teil basieren tut der Film leider nicht.
Die Grundpfeiler der Story sind vorhanden, die Aesir Corp., die Droge Valkyr, Max' Frau und Kind und so weiter. Allerdings fehlen große Teile der Originalstory oder sind einfach nur völlig falsch umgesetzt. Das fängt mit der Kleinigkeit an, dass Payne im Film einen Sohn hatte und keine Tochter...und zieht sich durch den ganzen Film wie ein roter Faden. Nicole Horne, die Vorsitzende von Aesir tritt nur in einer Nebenrolle und das obwohl sie im Spiel eine der wichtigsten Rollen überhaupt spielt. Ersetzt wurde sie von einem Mann namens B.B., der im Film in ihrer Firma arbeitet.
Desweiteren fehlt Vladimir Lem, der neben Max Payne und Mona Sax eigentlich die dritte Hauptrolle in den beiden Spielen ist, auch wenn das erst im zweiten Teil wirklich deutlich wird. Aber wenn er im ersten Teil nicht vorkäme, hätte er im zweiten auch keine Bedeutung. Vinnie Gognitti, der Gegenspieler Lems kommt im Film nur als Straßenschild vor.
Stattdessen wurden andere eingesetzt, ein schwarzer Gangboss namens Lincoln zum Beispiel. Natürlich besteht immer eine gewisse künstlerische Freiheit...aber wichtige Personen durch unwichtige neue Personen zu ersetzen, schadet sowohl Story als auch Atmosphäre ungemein.
Dazu kommt, dass andere bekannte Charaktere, die im Film vorkommen, völlig falsch besetzt sind. Jim Bravura ist im Film ein Schwarzer, der dazu charakteristisch eine völlig andere Person ist. Im Endeffekt wurde eine neue Person geschaffen und ein alter Name genutzt. Ebenso Mona Sax und ihre Schwester, die im Film plötzlich russisch sind und auch gar nichts mit den Originalen zu tun haben.
Der schlimmste Fehlgriff ist allerdings Jack Lupino...zugegebenermaßen ist der Charakter gut gespielt...aber es ist nicht Jack Lupino. Im Film ist er quasi eine Mischung zwischen Walkyre und Kriegsgott, im Spiel ist er an den Wolf der nordischen Sage, Fenris Lupin angelehnt.
Generell sind diese ganzen Sache aus der nordischen Mythologie irgendwie missverstanden worden und einfach weggelassen worden. Das ist natürlich deshalb fatal, dass der größte Teil der Story im ersten Max Payne mit der nordischen Mythologie zusammenhängt.
Was ich dagegen schön fand, war die Idee mit den Walkyren, die den Drogensüchtigen erscheinen und einen roten Faden bilden. Es ist quasi eine Art der Visualisierung der Idee hinter der Droge Valkyr und sehr gut gelungen. Auch die Locations waren durchweg gut, das Max Payne Gefühl ist immer da, alles ist irgendwie dreckig und kaputt, es schneit die ganze Zeit und es sind einige Originallocations dabei, etwa der Aesir-Tower oder das Ragnarock. Die U-Bahn ist ebenfalls vorhanden, allerdings in einem anderen Zusammenhang und daher eigentlich keine Originallocation.
Fazit...der Film ist gutes Kino, besser als der normale Blockbusterdurchschnitt, das steht außer Frage. Aber es ist im Endeffekt keine Max Payne Verfilmung, denn außer den Namen der Charaktere und ein, zwei Eckdaten wurde fast nichts übernommen. Und Mark Wahlberg ist nicht unbedingt schlecht besetzt, allerdings auch nicht wirklich gut...Er ist kein Max Payne, aber soll er ja auch nicht sein, er trägt nur den Namen und hat eine ähnliche Geschichte.
Für mich ist das schade, denn die beiden Max Payne Teile haben die wohl beste Story in der Spielegeschichte und ich hätte das gern entsprechend auf der Leinwand umgesetzt gesehen. Ich hoffe beim zweiten Teil machen sie das besser, denn der ist der wichtigste Teil der Story und da könnte man sich solche Fehler nicht erlauben...
Allerdings hoffe ich auf eine andere, wirkliche Verfilmung beider Teile, vielleicht mit Clive Owen als Max, aber definitv mit mehr als nur den Namen und Schauplätzen aus dem Spiel, sondern wirklich mit der Story.