Zentralabitur

  • Ich bin definitiv dafür, dass... 0

    1. das ganze Sozial- und Bildungssystem reformiert wird. (0) 0%
    2. das Abitur wenigstens in den einzelnen Bundesländern zentral geregelt sein sollte. (0) 0%
    3. der Bund die Bildung in die Hand nimmt und ein bundesweit gültiges Abitur einführt. (0) 0%
    4. jede Schule ihr eigenes Abitur machen darf. (0) 0%

    Aus gegebenem Anlass eröffne ich hier mal einen kleinen Diskutier- und Umfragethread bezüglich des Themas des Zentralabiturs. Viele sind gegen ein Zentralabitur, andere sind zufrieden so wie es ist und manche fordern sogar ein bundesweites Zentralabi. Lasst es raus, am besten, wenn ihr direkt davon betroffen seid, also grade Abi macht, oder vor kurzem gemacht habt.
    P.S.: Sagt doch noch kurz dazu, aus welchem Bundesland ihr kommt, und wie es bei euch mit dem Abi geregelt ist.



    Für den Anfang: Meine Wenigkeit ist Baden-Würtemberger und befindet sich momentan mitten in den Abiturprüfungen. Des weiteren sei dazu gesagt, dass das BW-Abitur gemeinhin als eines der schwersten und anspruchvollsten Abiturs Deutschlands gilt.
    Ich bin dafür, dass die Bildung reformiert wird: Bildung sollte Sache des Bundes sein und nicht die der Ländern. Mit einem bundesweiten Abitur, wäre es erstmals wirklich möglich, die Leistung der Abiturienten zu vergleichen. Natürlich geht das nur, wenn der gesamte Unterricht, alle Schulbücher, etc, etc überall die gleichen sind und nicht, wie zur Zeit manchmal, schon Unterschiede zwischen zwei Jahrgängen der selben Schule existieren. Wo ist die Gerechtigkeit, wenn das Abitur in einem Bundesland vom Kultusministerium gestellt wird, und in einem anderen Bundesland vom klasseneigenen Lehrer? Wie soll man Abiturienten vergleichen, die in ihrer Schulzeit unter gänzlich verschiedenen Ansprüchen und Lehrplänen unterrichtet worden sind? Es geht nicht und um diesen Missstand zu klären, ist es, meiner Meinung nach, ganz klar nötig, dass der Bund sich um die Bildung kümmert und somit auch der Wirtschaft auf die Sprünge hilft.

  • Nun wenn man nach einem Zentralabitur schreit, dann muss man auch nach einem einheitlichen Bildungssystem schreien. Es bringt, wie du schon sagst, gar nichts, wenn das Abitur zentral geregelt wird, die Bildung aber immer noch Sache der Länder ist. Mag sein, dass irgendwelche Chefs bei Anwärtern aus Bayern und BW den Schnitt hochrechnen, weil sie meinen, die wären besser, aber das ist immer noch die bessere Alternative. Denn wenn ein Zentralabitur kommt ohne einheitliches Bildungssystem, dann sind so Länder wie Sachsen-Anhalt, Brandenburg oder gerade Berlin aufgeschmissen.


    Generell sollte unser Bildungssystem dringend reformiert werden. Dieses Hickhack zwischen 13 und 12 Jahren Abitur hat meinem Jahrgang (2007 Sachsen-Anhalt) zum Beispiel die Oberstufenzeit zur Hölle gemacht, weil wir den Stoff extrem komprimieren mussten, das kann nicht Sinn der Sache sein. Die DDR hatte das Schulssystem, das jetzt zum Beispiel Finnland hat, und Finnland ist in der vielzitierten PISA-Studie eines der besten Länder. Aber was aus der DDR kam, musste ja erstmal grundsätzlich abgeschafft werden und kommt jetzt so langsam wieder. Es ist eine Farce.


    Und wo wir schon dabei sind. Was nutzt das beste Bildungssystem, wenn die Jugend keine Perspektive hat? Die Hörsäle an den Unis sind restlos überfüllt, es werden mehr BWLer ausgebildet als dieses Land überhaupt braucht. Wozu also Mathe und BWL pauken und die Zeit an der Uni quasi vergeuden, nur um dann hinterher zu merken, dass man doch keine Arbeit findet.


    Die Betriebe wollen am besten Arbeitnehmer, die schon alles können, 20 Jahre alt und schon 10 Jahre Berufserfahrung. Die jungen Leute werden nicht genommen, weil sie keine Erfahrung haben, die alten nicht, weil sie eben zu alt sind. Die Betriebe stellen kaum Lehrlinge ein, weil man sie nicht belohnt, wenn sie ausbilden, wie es eigentlich sein sollte, wenn man die Arbeitslosigkeit wieder senken will, sondern werden bestraft, indem sie neue Steuersätze zahlen müssen, wenn sie Praktikanten oder Lehrlinge einstellen und ausbilden. Und beim Arbeitsamt wird Jugendlichen allen Ernsten ein Job im Callcenter empfohlen.


    Das ganze Sozialsystem müsste reformiert werden. Hartz IV ist Gift für den Sozialstaat. Zwei Beispiele. Ein Kind von Hartz-IV-Empfängern will sich sein Taschengeld aufbessern und macht in den Schulferien einen Aushilfsjob. Sowohl Kind als auch Eltern werden bestraft, denn der Erwerb, den er macht, wird vom Hartz IV der Eltern abgezogen.
    Zweites Beispiel: Ein älteres Ehepaar, hat das ganze Leben geschuftet und lebt seit Jahren von Arbeitslosengeld und Hartz IV. Jetzt ist die Frau so alt, dass sie Rentnerin ist, das Problem ist, dass der Mann jetzt in Frührente gehen muss, damit sie überhaupt noch Geld bekommen, denn das bisschen Rente, das die Frau bekommt, wird ihm vom Hartz IV abgezogen. Es ist eine Schande.


    Unverheiratete zusammenlebende Paare sind eine Zweckgemeinschaft und werden beim Arbeitsamt auch so behandelt. Was sollen sie machen? Sich trennen? Und was ist das, dass man als sich liebendes Paar als Zweckgemeinschaft bezeichnet wird. Du bist Deutschland am Arsch.


    Du siehst, es reicht nicht, nur einen Aspekt zu betrachten, das ganze Sozialsystem ist miteinander verwoben und muss dringend reformiert werden. Aber das wird nicht passieren. Es ist wahrscheinlich, dass einfach nur ein Zentralabi eingeführt wird, aber noch lange keine einheitliche Bildung. Bayern und BW sind fein raus, aber ein großer Rest ist am Arsch und der Osten wird endgültig zu Grunde gehen.


    Deshalb Zentralabitur ja, aber mit allen anderen Reformen, die in der Konsequenz dazu stehen. Nur Zentralabi, definitiv Nein!

  • Eigentlich ist Zentralität gar nicht mal so übel. Deutschland ist jedoch kein Land mit zentraler Tradition - eher im gegenteil. Wenn ich an Zeiten vor und selbst nach Napoleon denke, konnte jedes einzelne Land seine eigene Suppe kochen.


    Und das wird auch ins Schulsystem übernommen. Generell mag ich nicht das Problem soweit ausweiten, wie es mein Vorposter vor nen Jahr gemacht hat. Denn die Bildung hat nur Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt, aber keine Lenkungsfunktion. Und das sollte auch nicht so sein.


    Dennoch bin ich der Meinung, dass ein Zentralabitur in dieser Form unausgereift ist. Denn es geht nicht weit genug geht. Es ist eine unschöne Sache, dass jedes Bundesland sein eigenes Ding macht. Wie soll man da die Leistungen vergleichen?


    Es sollte viel weiter gehen. Eine komplette Bildungsreform muss her - deutschlandweit. Doch was wäre das Ergebnis? Nur Zank und Streiterei, und dennoch bin ich der Meinung, dass es irgendwann sein muss. Und dann kann auch ein Zentralabitur seine Wirkung zeigen.


    Um das Gespräch auszuweiten: Auch dieses Trara mit den 12 und 13 Jahren Schule finde ich schlimm. Was bringen die 12 Jahre? Kürzere Zeit in der immer mehr Stoff reingestopft wird um das Pensum zu erreichen. So wird meine Nichte mit HA überhauft (1.Klasse) um das ganze schon aufzuholen. Und den Schüler die Kindheit nimmt - Das ist auch nicht der Sinn der Sache.

  • Wofür gibt es denn die Bundesländer, wenn alles der Bund in die Hand nehmen soll?
    Natürliche Vielfalt und Konkurrenz sind doch viel wichtiger! Bundesländer orienterien sich an anderen Bundesländern, nehmen sich ein Beispiel oder sehen, was nicht funktioniert. Ist doch viel besser! Diese ganze Verallgemeinerung, auch die Idee der Gesamtschule... das ist mir alles zu links irgendwie.

  • ICh denke nicht das das mit links zu tun hat. Es hat was mit Gleichberechtigung zu tun. Wo ist es bitte gleichberechtigt, wenn man lesen kann "Ein Abitur aus Bayern oder ein gleichwertiger Abschluss"? Das nenne ich eigentlich betrug und Diskriminierung. Im Endeffekt kann man mit 16 verschiedenen System nichts anfangen, weil halt keiner aus den fehlern lernen will.


    Im übrigen denke ich nicht, dass man das den Bundesländern wegnehmen sollte, sie können ja auch zusammenarbeiten. Aber dazu sind sie ja nicht in der Lage, weil jeder sein eigenes Ding kochen will.


    Und die Sache mit dem links und rechts.... Auch wenn dies eventuell gar nicht hierher gehört, bin ich der Meinung, dass nicht alles was diese Seiten propagandieren schlecht ist, sowenig wie alles gut. Und im übrigen sind früher, zu den Zeiten, wo solche Begriffe geprägt wurden, auch von rechts Forderungen gekommen, einzelne Bereiche zu komunalisieren (ich denke mal an die NSDAP die die Geschäfte komunalisieren wollten...). Das ist nicht nur ein linker Gedanke...


    Föderalismus ist nur soweit von Vorteil wie es auch funktioniert, und das tutes im Bildungssystem nicht, weil viele Leute Nachteile, auch für das spätere Leben, daraus ziehen.

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