Das mit den Charakteren ist ein bisschen schwierig.
Zuerst einmal zu den "Füllcharakteren". In The Elder Scrolls III: Morrowind z.B. hat jeder NPC n Namen und du kannst mit jedem reden - und 90% der Leute erzählen dir exakt den selben Quark. Weil es halt Füll-NPCs sind. Statisten. In Gothic wiederum haben nur wichtige Charaktere einen Namen, die anderen haben nur eine Bezeichnung (z.B. "Bürger" oder "Wache") und erzählen dir halt das, was dir irgendein Bürger oder irgendeine Wache nun mal erzählen würde. Letzteres finde ich deutlich besser. Ich würds auch überleben wenn man die Statisten gar nicht ansprechen kann. Solang da nur genug Trubel und Atmosphäre erzeugt wird, finde ich das voll und ganz in Ordnung - denn was ich an Zelda so toll finde, ist, dass es eben wichtige Personen gibt, die alle ne Geschichte, einen Charakter oder eine Bedeutung haben und nicht ganz, ganz viele Personen, die irgendwie oberflächlich sind. Jeder Händler und jeder Laden ist z.B. komplett was Besonderes, und das macht viel von den Charme von der Welt von Zelda für mich aus. Dafür sind die Statisten dann eben nicht ansprechbar und laufen halt nur durch die Gegend.
Zu Link und den anderen Charakteren: Link ist kein Charakter in dem Sinne, sondern eher ein Avatar - die Spielfigur des Spielers. Deshalb hat er eben keine bestimmten Charakterzüge und sagt auch nichts, damit man sich besser damit identifizieren kann.
Beispiel Metroid: In den Prime-Teilen lauft ihr aus der Ego-Perspektive durch die Gegend. Samus entscheidet oder sagt nichts, das macht alles ihr. Ich habe mich sehr gut damit identifizieren können, die Immersion hat ziemlich gut funktioniert - in Other M hat die Frau plötzlich ne Stimme und ne Meinung, und da hat's sich für mich nicht mehr angefühlt, als würde ich da durch die Levels latschen, sondern als würde ich eben wen anders steuern.
Und das ist der Punkt: Link ist eben so "charakterlos" damit der Spieler sich mit ihm identifizieren kann. Das ist so beabsichtigt und klappt meiner Ansicht nach auch recht gut. Ich weiß nicht, ob eine Änderung davon so toll wäre für das Zelda-Franchise.
Aber: Vom Ding her finde ich das gar nicht schlecht. Ich nenne mal 2 Spiele, die Sachen enthalten, die mir in Zelda fehlen: "Enslaved - Odyssey to the West" und "Beyond Good & Evil".
In beiden Spielen habt ihr eine Spielfigur mit Charakter und allem und habt andere Charaktere, mit denen ihr zusammen Abenteuer erlebt. Ich teil das jetzt mal der besseren Lesbarkeit halber etwas auf, damit das überhaupt noch wer liest.
1. Glaubhafte Charaktere
Die (Haupt-)charaktere von Enslaved und BGE sind meiner Ansicht nach ziemlich gut gemacht und auch als Personen glaubwürdig. Vor allem waren sie so gut gemacht, dass sie mir wichtig wurden - besonders in Sachen Mimik hat mich Enslaved echt weggehauen. In Zelda ist das nicht unbedingt schlecht gemacht, kann aber meines Erachtens besser werden - besonders, aber nicht nur, wenn Link doch als "ganzer" Charakter eingeführt wird.
2. Teamwork
Das stört mich an Zelda eigentlich am meisten: Link ist ein schwertkämpfender Bogenschütze, Bumerangprofi, Enterhakenheld, Sprengstoffexperte, Morgensternkrieger, Zwillensniper, Gleiterskater.... auch das hindert eine Charakterisierung. Link kann einfach alles völlig ohne Erklärung. Maro wundert sich in TP noch wieso Link plötzlich so verdammt gut mit dem Bogen umgehen kann obwohl er eigentlich bis vor kurzem nie einen hatte.
In den oben genannten Spielen können bestimmte Charaktere bestimmte Sachen, und zwar mit einer Begründung. Wer sein Leben lang durch den Dschungel gehüpft ist, kann super klettern, aber nicht hacken. Filigrane Hackerinnen wiederum können natürlich nicht so gut kämpfen wie Krieger mit nem Kreuz wie'n Tanker. Und: Die Charaktere arbeiten zusammen und verlassen sich aufeinander. So werden die Charaktere auch tiefer beschrieben und miteinander verknüpft.
In Twilight Princess und The Wind Waker wurden in der Richtung kleeeine Schritte gemacht - TP mit diesem "Abenteurerclub" und in WW mit den Weisen. WW hat das sogar noch ein bisschen besser gemacht, während TP die anderen NPCs eigentlich nur als Questhilfe oder Wegpunkt eingesetzt hat. "Oh, da drüben ist das Dungeon. Dann warte ich mal auf Link." Midna, andererseits, war natürlich eine ständige Begleiterin und war auch schon ein Schritt in die Richtung (sie hat ja auch deutlich mehr als Navi getan). Der Falke wiederum hätte VIEL mehr Potential haben können...
Ich fänds verständlich, wenn Link z.B. ganz toll reiten kann weil er seit Jahren schon Ziegencowboy (Goatboy?) ist und auch Ringen kann, weil er mit diesen Ziegen halt ringt (auch wenn ich bezweifle, dass das in echt so gut klappt). Vielleicht ist er auch ein ganz passabler Schwertkämpfer weil er immer mit einem Abenteurer aus dem Dorf trainiert. Und er schießt auch gerne mal mit der Zwille irgendwelches Geviechs ab. Aber das reicht dann auch - statt bergeweise Items mit sich mit zu schleppen, könnte er stattdessen in einem Wald/Dschungel einen guten Kletterer mit Bumerang treffen, oder in einem Schloss einen Ritter, der mit einem Morgenstern kämpft, etc., sodass sich ein glaubhaftes Teamplay entwickelt und die Dungeons so auch funktionieren (Wege für den Partner freimachen damit er wieder Wege freimacht / Schalter bedient / Gegenstände holt). Gerne natürlich auch n Co-Op Modus! Natürlich will ich nicht, dass Link da ne Armee mit sich führt, 2 Gefährten fände ich das Maximum (müsste man dann aber für die ganzen Schätze etc. schnell rufen können und nicht aufwändig irgendwo hinreiten und auswechseln).
3. Item- und Fähigkeitenentwicklung
In vielen Spielen findet man tonnenweise Kram - Rüstungen, die dann +2 Abwehr aber -3 auf Feuer bringen, Schwerter, die 10dps mehr machen etc. Nebenher steigt man Level auf und verteilt Skillpunkte. Diese Zahlenkasperei ist in Zelda zum GLÜCK nicht vorhanden - und das will ich auch nie da drin sehen! Link hat verschiedene Kleidungen, die ihm z.B. unter Wasser atmen lassen, und es gibt auch 1-2 stärkere Schwerter als das, was man am Anfang hat, aber das reicht. Und er lernt auch neue Techniken im Schwertkampf, aber er bekommt nicht "+3 auf Langschwerter und 30% mehr Dmg". Wenn ich einen Buchhalter für mein Inventar einstellen möchte, der mir auch gleich ausrechnet, welches Item nun wann am besten ist, würde ich irgendein MMORPG spielen. Nein. Danke.
Kombiniert mit dem 2. Punkt fänd ichs wunderbar, wenn es so bleibt, wie's is bzw. besser wird - die Helden bleiben auch nur Menschen (oder halt Zoras etc.) und können nicht alles, tun aber für das Königreich, ihr Überleben oder n Berg Gold was sie können und gehen große Risiken ein. Wenn innerhalb von zwei Wochen aus einem Bauernjungen ein Elitekrieger wird, finde ich das einfach albern und unglaubwürdig. Deshalb bin ich mit Zelda auch schon ein bisschen zufrieden in der Hinsicht, denn Links Charakter bleibt im ganzen Spiel über gleich, auch wenn er - absichtlich - nicht unbedingt tief ist.
(der Text sah auf meinem Bildschirm mit der ganzen Breite irgendwie kürzer aus... :D)