Titel: Picknick am Wegesrand (russ.: Piknik na obotschinje)
Autoren: Arkadi Strugatzki (*1925; †1991); Boris Strugatzki (*1933)
Die beiden russischen Brüder gehören zu den wichtigsten Vertretern der russischen Phantastik. Zu ihren bedeutendsten Werken gehört unter anderem die "Maxim Kammerer"- Reihe und "Das Experiment".
Publikations-Datum: 1971
Um was es geht:
Die Bewohner der unscheinbaren Stadt Harmont wurden Zeugen eines von 6 „Besuchen“. Irgendetwas ist dort „eingeschlagen“ und hat die so genannte „Zone“ entstehen lassen. Während viele Menschen starben, erblindeten und an anderen nicht erklärbaren Ursachen Schaden erlitten, hatte es die Wissenschaft nun mit vielerlei Fragezeichen zu tun. Der Nobelpreisträger Valentin Pillman, Entdecker des Pillman- Radianten fand folgendes heraus: „Beim Pillman-Radianten handelt es sich um ein überaus einfaches Phänomen. Stellen Sie sich vor, Sie brächten einen großen Globus zum Drehen und feuerten aus einem Revolver Schüsse auf ihn ab. Die Löcher auf dem Globus werden eine Art fließende Kurve bilden. Das ist durch diesen simplen Vergleich erklärbar. Alle sechs Besuchszonen auf unserem Planeten nämlich sind so angeordnet, als hätte jemand sechs Pistolenschüsse auf die Erde abgegeben, und zwar von einem beliebigen Standort auf der Linie Erde-Deneb aus. Deneb, das wissen Sie, ist der Hauptstern des Sternbildes Schwan. Jener Punkt am Firmament nun, von dem aus sozusagen geschossen wurde, wird als Pillman-Radiant bezeichnet.“ Das ist aber eine von sehr wenigen brauchbaren Schlüssen, die die Wissenschaft aus dem Geschehenen bisher ziehen konnte. Denn es hat im Prinzip noch keiner eine Ahnung was die Zone überhaupt ist geschweige denn warum solch sonderbare Dinge wie die „Hexensülze“ oder „Nullen“ dort zu finden sind. Manche halten sie für die Hölle und wieder andere für den Besuch von außerirdischen Wesen. Die Aliens hatten quasi ein Picknick auf der Erde und ließen dabei einen Haufen Sachen zurück. Wie wenn Menschen ein Picknick im Wald halten und nach dem Abreisen die Insekten und Kleinstwesen mit unbekannten Dingen wie ausgeschüttetem Cola oder Kunststoffen konfrontiert sind.
In einem sind sich die Menschen, oder zumindest die Regierung klar: „Die Zone ist gefährlich“. Darum wird sie abgesperrt und den Forschern allein vorbehalten. Überall wo ein Verbot ist, gibt es jedoch auch jene die sie gerne brechen würden. Und in diesem Fall haben sie sogar auch guten Grund: Denn so gefährlich die Zone mit ihren Fallen auch sein mag, gibt es auch wertvolle Schätze, die der Inhalt vieler Gerüchte sind. Ein „Schatzgräber“ macht es sich zum Beruf unerlaubt in die Zone einzudringen und dabei möglichst viele dieser Schätze zu bergen – oft auch mit dem Leben als Preis – um sie im Nachhinein auf dem Schwarzmarkt verscherbeln zu können.
Nach 4 Jahren ist das Städtchen keineswegs mehr das Unscheinbare, was es einmal gewesen ist. Viele Menschen sind geflüchtet und viele andere gekommen. Die Leute haben gelernt mit der Zone und ihren Schätzen zu leben. Das Buch „Picknick am Wegesrand“ zeigt das Leben dieser Menschen (meist) aus der Sicht des Schatzgräbers Suchard und schildert dessen Abenteuer in und außerhalb der Zone.
Kommentar:
„In 'Picknick am Wegesrand' ist der kosmische Besuch nicht eine Seltsamkeit um der Seltsamkeit willen, sondern er legt die Ausgangsbedingungen für ein Gedankenexperiment auf dem Gebiet der 'experimentellen Geschichtsforschung' fest, und gerade das macht den Wert dieses Buches aus.“ (Aus dem Nachwort von Stanislaw Lem)
Ich denke Stanislaw Lem hat es ziemlich auf den Punkt gebracht. Die Strugatzkis haben sich ein Ereignis ausgedacht und überlegt was der Mensch damit wohl anstellen würde. Und das haben sie wirklich umfassend beschrieben. Es ist faszinierend zu lesen, wie die Bewohner von Harmont sich in Parteien spalten und sich mit der Zeit an ein Leben mit der Zone anpassen.
Wobei ich dem Herrn Lem, der nebenbei auch ein lesenswerter Autor ist, hier auch widersprechen muss. Nicht nur das macht den Wert des Buches aus. Es ist vor allem auch sehr spannend, witzig und inspirierend geschrieben…
„Picknick am Wegesrand“ steckt voller Phantasie und neuartiger Einfälle. Man braucht nur die mit Anführungsstrichen gekennzeichneten Begriffe zählen um einen kleinen Teil dieser Neuartigkeit zu erkennen. Was mir besonders gefallen hat war die Darstellung der Außerirdischen, sofern es nun welche waren. Sie sind nicht als irgendwelche unbehaarte grüne Männchen dargestellt, sondern wirklich als etwas den Menschenverstand übersteigendes. Und nicht zu letzt ist es philosophisch sehr ansprechend, wie es die meisten Strugatzki- Bücher sind - vor allem gegen Ende des Romans. Es regt zum Denken an und hat mich persönlich in meiner Philosophie sehr geprägt.
Bewertung:
Mein absolutes Lieblingsbuch. Einfach, interessant, spannend, witzig, phantasievoll und philosophisch ansprechend. 10 Punke bekommt es nur nicht, um mir, falls denn so ein Buch existieren sollte, einen Platz 1 freizuhalten.
Meine Bewertung: 9+/ 10 Punkten