Machtmissbrauch durch Medien

  • Das soll kein Vorwurf oder sonst was sein, aber ich denke, wir haben nicht mal wirklich das Recht bei so einer Sache mitzureden. In unserer Generation (und auch ein paar davor) hatten wir in Europa bzw Deutschland, Österreich etc nie wirklich was großes und schlimmes erlebt. Klar an den Amoklauf zb erinnern wir uns alle und das wird weiterhin festsitzen, aber wir haben trotzdem nicht anähernd das verständniss von schlimmen Dingen wie eben es bei Amerika der fall war oder die vorfälle im nahen Osten. Ich mein, wenn man sowas wie in das World Trading Center reinfliegt, dann ist das schon schlimm und ich denke keiner von uns kann erahnen, wie sich sowas anfühlen würde, wenn sowas bei uns passiert.


    Auch wenn mich selbst ein paar Sachen stören an den Amis, wie zb das übermässige Gewalt mehr toleriert wird als Sexuelle Dinge, etc, so werde ich mich nicht dazu äußern oder gar die Amis kritisieren, wenn sie den Tod Osamas bejubeln oder einen Film zu seinen Tod machen. Der 11. Sep. hat damals die Grausamkeit der Terroristen gezeig...


    Ich finde es ehrlich gesagt etwas schlimmer, auf andere zu zeigen und sie zu kritisieren was sie tun. Für Dinge die wir nicht verstehen können, sollten wir oftmals mehr toleranz zeigen können und nicht immer gleich sich den Mund zuzureißen, weil Dinge gemacht werden die für uns unverständlich sind oder unmoralisch.


    Soviel dazu von mir...

  • Bezüglich historisch-basierter Filme:


    Ich denke, hier muss man etwas differenzieren, nämlich zwischen Filmen, die tatsächlich dokumentieren wollen, und denen, die eben unterhalten wollen. Midna, du sagst, dass du historische Themen einfach kein geeignetes Material für Unterhaltung findest. Aber ich denke, es wird vielleicht verständlicher, wenn man sich folgendes vor Augen hält:
    Dramen, die beispielsweise zur Zeit des Dritten Reiches spielen (Der Pianist, The Grey Zone, in weiterem Sinne auch Das Leben ist schön, etc.), welchen Inhalt, welchen roten Faden verfolgen sie? Ist ihr primäres Ziel, aufzuklären und über bestimmte geschichtliche Verhältnisse zu berichten, oder eher einfach eine spannende Geschichte zu erzählen? Ich persönlich würde sagen, dass diese Filme alle eher den zweiten Aspekt verfolgen. Es geht darum, eine Geschichte zu erzählen über das Leben der Hauptfiguren, der ganze historische Hintergrund ist dabei eher der Rahmen, der den roten Faden umfasst; er bildet eben die Basis für die Geschichte, ist aber in den meisten Fällen nicht das Hauptaugenmerk. Selbst in Filmen wie Der Untergang, wo man oberflächlich gesehen wirklich erstmal sagen kann "Hier stehen die historischen Begebenheiten um Hitler im Vordergrund", kann man das auf diese Art und Weise auseinandernehmen: Der Untergang ist auch nichts anderes als eine Geschichte um den Zusammenbruch eines Mannes unter dem Stress einer Kriegssituation. Dass dieser Mann nun Hitler war, eine historisch belegte Persönlichkeit, ist dann zweitrangig. (Beachte: zweitrangig heißt nicht gleich unwichtig)


    Von daher muss man glaube ich ALLE Spielfilme, die auf historischen Begebenheiten beruhen, erst einmal als Unterhaltungsfilme sehen, bei denen die geschichtlichen Aspekte eher für den Spannungsfaktor und ein Story-treibendes Mittel benutzt werden, anstatt tatsächlich als Informationsquelle zu wirklichen historischen Verhältnissen. Alle diese Filme könnten genau so gut in fiktiven Umgebungen spielen, aber Menschen können sich eben besser damit identifizieren und schneller dafür interessieren, wenn es auf Begebenheiten beruht, die tatsächlich in der Realität verankert sind.


    Von daher ist da glaube ich eine sehr starke Abgrenzung zwischen Dokus und historischen Spielfilmen zu sehen, die man auch nicht einfach wegwischen kann, selbst wenn der eine oder andere Spielfilm sich wie eine Doku aufspielt (oder auch andersherum ^^).

  • Mit Filmen, die das Leben einer privaten Person im Kontext geschichtlicher Ereignisse thematisieren, hab ich auch weniger ein Problem als mit Filmen, die historische Persönlichkeiten selbst in den Mittelpunkt stellen. So stellen für mich der Untergang, Baader-Meinhof-Komplex und Zero Dark Thirty Möchtegern-historische Filme dar, die geschichtliche Geschehnisse als Vorwand zum Profit nehmen.


    Es ist eine Sache, das Geschehen eines Filmes in ein bestimmtes Setting zu integrieren - Setting ist im Übrigen ein wichtiger Stichpunkt zu dem Thema - aber es ist meiner Meinung nach nicht lobenswert, ein SETTING als Grundlage für den Film zu nehmen (wenn das jetzt irgendwie verständlich ist :xugly: ). Also: Erlebnisse eines Subjekts während einer historischen Epoche = Yay! Scheinheilig-objektive Darstellung einer Gesellschaft oder Gruppe in einer historischen Epoche = Nay!
    Die Erzählperspektive spielt hier auch eine zentrale Rolle in meinen Augen. Geht es um die Perspektive eines einzelnen (bspw. Waltz with bashir, Der Pianist, das Leben ist schön), ist das ein ganz normaler Film in geschichtlich relevantem Setting. Versucht der Film dagegen historisch umfassend zu sein und gleichzeitig aber unterhaltend (Untergang, Zero Dark Thirty), indem er dem Zuschauer Dinge zeigt, die er von der Perspektive der Hauptperson nicht miterleben konnte, ist das in meinen Augen pure Geldmache und nicht kinoreif... Es reißt für mich die Geschehnisse in eine seltsame Möchtegern-Dokumentation, so als würde in einem Buch der personale Erzähler plötzlich ein auktorialer werden und Nachrichtenerstattung betreiben, wo er doch gerade noch mit den Problemen in seiner eigenen kleinen Welt beschäftigt war.
    Ich hoffe, es wird klar, worauf ich hinauswill... im Übrigen, nur zur Klarstellung, ist das auch nur meine persönliche Meinung bzw mein persönlicher Geschmack - den wird man mir nicht ausreden können, aber darüber austauschen tu ich mich natürlich gern ;-)

  • Wobei doch aber - von dem, was ich bisher mitbekommen habe - Zero Dark Thirty eher zur ersten Kategorie gehört, oder? Also Filme, die Geschehnisse von Privatpersonen in einen historischen Kontext rücken. Die Hauptfigur scheint doch diese... CIA-Agentin (?) zu sein, bzw. die Soldaten, die in den Einsatz verwickelt sind. Obwohl's diese Leute zwar sicherlich auch im richtigen Leben gibt, sind diese Figuren definitiv fiktiv, schon allein aufgrund der Tatsache, dass die Geheimhaltungsstufe zu dem Attentat auf Bin Laden erst in vielen vielen Jahren vom CIA aufgehoben wird. Bis dahin hat man keine Ahnung, wer die Leute waren, die von der US-Regierung da geschickt wurden, von daher MUSS der Film auf fiktiven Figuren basieren. ^^


    Ich verstehe also durchaus, was du meinst, würde aber in dieser Einteilung den Film, um den es hier gehen soll, eher in die von dir erstgenannte Sparte stecken.

  • Das ist dann wohl Auffassungssache, für mich zählt ZDT definitiv zu einer Kategorie, die ich so nicht mag. Beim Zugriff auf Bin Laden ist diese "Hauptperson" nicht anwesend, es werden laufend andere Charaktere im Mittelpunkt gezeigt (mal Perspektive des Generals, mal ein Soldat, dann wieder die Hauptstelle der CIA), es ist nicht subjektiv, sondern eher auktorial und versucht in meinen Augen, einen umfassenden Überblick über die Situation zu diesem Zeitpunkt zu geben...

  • Zitat

    Original von Midna
    Wer über Geschichte berichten will, soll das durchweg sachlich machen und nicht noch versuchen, nebenher zu unterhalten durch dramatische Kameraeinstellungen oder pompöse musikalische Untermalung.


    Das schafft aber noch nicht einmal die seriöseste Dokumentation. Ich zumindest kenne keine Doku, die absolut objektiv ist (auch hinsichtlich der Komplettheit der Fakten), denn das könnte lediglich die wissenschaftliche Geschichtsschreibung schaffen. Aber selbst da gibt es genügend Punkte, um Kritik anzubringen. Absolute Sachlichkeit in Dokumentarfilmen ist meiner Ansicht nach unmöglich. Oder kennt da jemand ein Gegenbeispiel?


    Zitat


    Wenn Filme unterhalten wollen zu einem geschichtlich heißen Thema, dann sollen sie es doch bitte machen wie Inglorious Basterds. Berichterstatten kann man auch anders... zumal, warum muss überhaupt "unterhalten" werden bei einem Thema, das einfach absolut nicht "Unterhaltung" ist? Ich finde nichts glorreiches, nichts lustiges oder tatsächlich kinoreif dramatisches am Dritten Reich, wieso also sollte man das unterhaltend darstellen?


    Widersprichst du dir da nicht selbst?
    Inglorious Basterds war großartiges Kino, einer meiner absoluten Lieblingsfilme, aber eben nur das Ergebnis von Tarantinos Film-Nerdismus. Einen geschichtlichen Aspekt kreativ und künstlerisch umzudeuten und umzugestalten ist doch nicht verwerflich. Und ja, auch über das Dritte Reich kann man lachen. Oder vielmehr: sollte man lachen dürfen. Denn Humor ist ein wichtiges Mittel der Gesellschaft, um bestimmte Dinge verarbeiten zu können. Wenn man mir sagen würde, ich dürfe mich nicht an einem Film oder einem Videospiel erfreuen, der/das den zweiten Weltkrieg als Szenario nutzt, würde ich das als faschistisch bezeichnen.


    Zitat


    Ein hervorragendes Beispiel zu "unterhaltender Geschichte" ist der Film Waltz With Bashir. [...] Als ich diesen Film im Kino gesehen habe, saß ich nach dem Ende noch einige Minuten da, ohne überhaupt zu denken, einfach weil dieser Film einen den Schrecken des Krieges tatsächlich nahegebracht hat.


    Finde den Film auch großartig, aber auch Waltz with Bashir ist keineswegs sachlich oder objektiv. Der Film hat bei dir (und auch bei mir) eine Wirkung erzielt, die mit deinen Einstellungen vereinbar war. Eine löbliche Botschaft, die er verbreitet, aber es wäre unrealistisch zu sagen, dass er diesen Konflikt in seiner ganzen Komplexität zeigt.


    Das Problem bei Filmen, die auf geschichtlichen Ereignissen beruhen, und auch Dokumentarfilmen ist doch, dass historische Vorgänge sehr, sehr, sehr komplex und/oder kompliziert sind. Und das ist unvereinbar sowohl mit der Laufzeit eines solchen Films, als auch damit, dass der Regisseur eine interessante Geschichte erzählen möchte, also den Zuschauer fesseln möchte. Aber das ist eben auch eine der Aufgaben von Medien: Komplexitätsreduktion. Man kann von niemandem verlangen, in die örtliche Bibliothek zu gehen und sich in Gänze über die menschliche Geschichte zu belesen. Dazu reicht meine Lebenszeit gar nicht aus. Wenn mir solche Filme aber eine geschichtliche Bühne bieten und ich mir selbst ein Urteil bilden kann, ist mir das sehr recht. Und wenn das dafür sorgt, dass ich mich erstmals für das behandelte Thema interssiere, dann ist mir das ebenso recht. (Ich war beispielsweise begeistert von den ersten beiden Call of Duty Spielen, was dazu geführt hat, dass ich mir ein äußerst umfangreiches Buch über den genauen Verlauf des 2. Weltkrieges durchgelesen habe.)
    Denn letztendlich sind wir alle ja keine hohlen Fleischklumpen, sondern Menschen, denen durch ihr soziales Umfeld Vorstellungen und Werte vermittelt wurden und werden. Und innerhalb dieser Vorstellungen bewerten wir Filme ebenso wie die menschliche Geschichte.

  • Mich wundert irgendwie, dass heir noch keiner was zum Film "3096 Tage" gesagt hat. Es handelt sich dabei um die Verfilmung der Entführungsgeschichte um Natalie Kampusch. Nachdem sie erst ein Buch herraus gebracht hat, nun auch noch ein Film.
    Ich muss ehrlich sagen, ich gehöre zu denen, die es ihr übel nehmen, dass sie das ganze so Aufbauscht und dann auch noch Kapital daraus schlägt. Irgendwie empfinde ich es nicht als richtig, auch wenn man andererseits sagen könnte, dass es doch gut ist, dass ein Opfer endlich mal den Mund aufmacht. Für mich spricht einfach die Intensität dagegen. Es ist gut, wenn Opfer ihren Täter anklagen, aber das... einfach zu viel.

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