Nachdem ich mir das Ende nun nochmal angesehen habe, kann ich euch zustimmen, dass das Ende für einen objektiven Betrachter nicht als übermäßig patriotisch/triumphal gesehen werden kann. Dennoch schockiert mich der Bericht, dass teilweise Kinosäle in Applaus und Jubelschreie ausbrichen...
Mereko, tut mir leid, auch wenn ich dem Rest deines Beitrags nur zustimmen kann finde ich den Absatz über die "Schadenfreude" nicht richtig. Du sagst es selbst, Schadenfreude ist menschlich - allerdings sollte die Schadenfreude bei für andere Personen ernsthaftem Schaden aufhören. Und wenn man sich über einen Knochenbruch, eine psychische Krankheit oder gar den Tod eines anderen Menschen freut, dann ist das in meinen Augen ein absolut unmoralisches Verhalten. Ganz ehrlich, klar, ich war auch irgendwie überrascht und von einem Gefühl der Erhabenheit ergriffen, als Osama (in der Realität jetzt ^^) schließlich weg war - aber zu keinem Moment habe ich mich darüber gefreut. Da schwang bei mir zumindest immer ein äußerst mulmiges Gefühl mit, weil mein Gewissen mir gesagt hat "Ja, er war der Kopf der Organisation, aber er war trotzdem ein Mensch und hätte ein Verfahren verdient". Würde mich insofern tatsächlich interessieren, was denn schlimmes passieren soll, wenn man sich nicht aufrichtig freut, wenn ein anderer Mensch (ungeachtet seiner Taten) getötet wird ;-)
Generell noch zum Diskussionsstil hier, ich fänd's schön, wenn mal aufgehört wird, anderen Leuten irgendwelche Charakterzüge zu unterstellen (Lacron: "typisch engstirndeutsch", Morrissey: "heuchlerisch", "braune Vollpfosten"). Damit schiebt ihr euren Diskussionspartnern Eigenschaften zu, die wahrscheinlich keiner hier zu seinem Namen lesen will, und sowas hat in einer Diskussion nichts zu suchen.
BACK TO TOPIC!
Ich halte alle diese "Geschichtsdramen" für nicht wirklich gut. Mag etwas konservativ klingen, aber Kino ist - wie ihr schon sagt - in erster Linie Unterhaltung. Wer über Geschichte berichten will, soll das durchweg sachlich machen und nicht noch versuchen, nebenher zu unterhalten durch dramatische Kameraeinstellungen oder pompöse musikalische Untermalung. Wenn Filme unterhalten wollen zu einem geschichtlich heißen Thema, dann sollen sie es doch bitte machen wie Inglorious Basterds. Berichterstatten kann man auch anders... zumal, warum muss überhaupt "unterhalten" werden bei einem Thema, das einfach absolut nicht "Unterhaltung" ist? Ich finde nichts glorreiches, nichts lustiges oder tatsächlich kinoreif dramatisches am Dritten Reich, wieso also sollte man das unterhaltend darstellen? Für das Publikum, das ein so fürchterliches Kapitel der Geschichte nicht tatsächlich realistisch sehen will und nicht sehen will, wie schrecklich die Dinge waren?
Ein hervorragendes Beispiel zu "unterhaltender Geschichte" ist der Film Waltz With Bashir. Das ist ein Zeichentrickfilm, der den Libanonkrieg von 1982 thematisiert. Zwischendurch gibt es poppige Musik, zum Spaßen aufgelegte Soldaten, die mit ihren Panzern munter durch die Gegend fahren - ja, es gibt komische Szenen. Die werden aber entweder direkt von der Realität unterbrochen (bspw. einem unerwarteten Angriff, der die Soldaten für ihre Lockerheit straft) oder vom Ende des Films "aufgewogen" werden. Der Film zeigt am Ende, nachdem er durchweg in Zeichentrick gehalten wurde, echte Kameraaufnahmen... und hinterlässt den Zuschauer mit einem einfach richtig miesen Gefühl. Als ich diesen Film im Kino gesehen habe, saß ich nach dem Ende noch einige Minuten da, ohne überhaupt zu denken, einfach weil dieser Film einen den Schrecken des Krieges tatsächlich nahegebracht hat. Wen's interessiert, hier das Ende. Zum Schluss dann ohne Ton, ohne "kinoreifes Material"...
Si'naru hat anklingen lassen, dass man einen Film ja ohnehin abhängig von der bereits bestehenden, eigenen Meinung aufnimmt - das ist sicherlich der Fall bei einem reifen Publikum, allerdings gibt es genauso die "jüngere Generation", die leider oft schnell dazu neigt, tatsächlich aus dem Film erst eine Meinung mitzunehmen. Wir waren beispielsweise mit der Schulklasse im Baader-Meinhof-Komplex. Tja, und nun ratet mal, hinterher fand man das Thema megaspannend... versteht mich nicht falsch, ich finde, das ist ein großartiger Film, aber ich finde einfach diese Prämisse grundsätzlich nicht gut...