Tut mir leid, dass ich einfach so hier reinplatze, aber da ich gerade im "Death Note-"Thread unterwegs war, musste ich hier mal kurz vorbeischneien. ^^
AllShallPerish:
Vorstellen kann man sich so gut wie alles, es kommt auf jeden selbst an, wie gut er sich in soetwas hineinversetzen kann.
Wenn man sowas real erlebt, ist das natürlich nochmal eine ganz andere Sache, aber ich schätze, dass die hier aufgeführten "Stell dir mal vor..."'s dienten nur dazu, Beispiele zu verdeutlichen. :)
Zum eigentlichen Thema:
Ich denke, dass Gäfgen einfach Glück gehabt hat. Glück in der Beziehung, dass die Polizei einfach den Fehler gemacht hat, ihm überhaupt Folter anzudrohen. Glück, dass unser Gesetz keine Folterandrohung erlaubt, geschweige denn durchführt, selbst wenn man jemanden entführt hat. Jetzt kann er natürlich auf den bewundernswerten Mann/Frau zeigen, der dafür sorgen wollte, das Kind noch lebend zu befreien. Ja, ich finde es gut, dass die Polizei in diesem Sinne eigenständig gehandelt hat und mir gefällt es ebenso, dass sie dies taten, obwohl sie sich der Konsequenzen bewusst waren. Aber laut unserem Recht hätten sie genau das eben nicht tun dürfen, so traurig es auch ist. Oder wie Nusma sagte: So ist das Leben nunmal.
Es ist nun einmal so, dass jemandem, dem die Polizei soetwas androht, Schadensersatz zusteht, ebenso wie es einfach so ist, dass man (für mehrere Jahrzehnte hoffentlich) ins Gefängis geht, wenn man ein Kind umgebracht hat. Wenn wir diese kühl klingenden Grundregeln jetzt für jeden x-beliebigen Sonderfall, der von den Medien hochgepusht wird, verändern, sind wir wirklich am Rande der Selbstjustiz angelangt, in der man den Straftätern das Schicksal ereilen lässt, das die Mehrheit sich wünscht.
Zitat
Original von Al Fifino
Wer zieht bitte dann die Grenze, wo Gut aufhört und Böse anfängt?
Genau, wer soll denn entscheiden, wie mit einem solchen Kindsmörder umzugehen ist? Du, ich, der Nachbarsjunge von gegenüber? Es wird immer verschiedene Meinungen beträchtlich so einer Sache geben, weil es immer verschiedene Blickwinkel gibt, die in einem Rechtsstaat niemals alle vollständig berücksichtigt werden können.
Eine junge Mutter, deren Sohn gerade ermordet wurde, wird für einen Kindsmörder eine härtere Strafe verlangen als die Mutter des Kindsmörders beispielsweise, die weiß, dass ihr Sohn nur durch Zufall zu solchen Taten fähig war, weil das Leben ziemlich unglücklich mit ihm mitgespielt hat.
Oder, ein extremeres Beispiel, inspiriert von einem von Midnas vorherigen Posts:
Ein Mann zündet das Haus eines anderen an, der seinen über alles geliebten Hund anscheinend aus Jux und Tollerei getötet hat.
Der Hundemörder kommt dabei ums Leben.
Ziemlich heftig möchte man zuerst meinen.
Doch bei genauerer Betrachtung stellt sich heraus, dass der Brandstifter, der ehemalige Hundehalter, nicht nur arbeitslos, psychisch krank und drogenabhängig war, sondern er seinen Hund auch noch geliebt hat wie sein eigenes Kind.
Der Ermordete hingegen, das Brandopfer, war kurz zuvor von seiner Frau verlassen worden, nachdem er spielsüchtig geworden war, weil er bei einem Unfall mitansehen musste, wie sein bester Freund ums Leben kam, und ließ seine tobenden Gefühle am Nachbarshund aus, der ihm regelmäßig Häufchen in das Gras setzte.
So, wer jetzt darüber entscheiden möchte, welche der Personen ärmer dran war, möge bitte vortreten und mir eine berechtigte Erklärung liefern. ^^
Zugegeben, arg zusammengesponnen, was ich da gerade von mir gegeben habe, aber ab hier ungefähr müsste man jetzt abwägen, wieviele Jahre der Brandstifter bekäme. Würdet ihr nun sein Schicksal genau kennen, würdet ihr ihm nun ernsthaft eine vergünstigte Strafe gewähren, nur weil er seinen Hund verloren hat? Oder würdet ihr Mitleid zeigen und als leidenschaftliche Hundeliebhaber ein paar Vergünstigungen beim Strafmaß geltend machen?
Was ich damit nur andeuten wollte, ist, dass man in so einer Diskussion niemals zum Ende kommen wird, weil keine Seite Recht hat. Die Seite auf der das Gesetz in dem Fall dann steht, hat eben Glück gehabt und die andere Pech. Aber wenn es diese Ordnung nicht gäbe, könnte man jedes Strafmaß anders beurteilen, je nachdem auf welcher moralischen Seite man steht.
Würde man jetzt polizeiliche Folter erlauben, ab welcher Grenze sollte sie denn einsetzen? Für die Rettung entführter Personen? Oder eben auch beispielsweise, für entführte Haustiere, die für ihre Besitzer wie eigene Kinder sind?
Gut, man mag mich jetzt in Frage stellen, weil ich die Tiere gerade mit Menschenleben gleichsetze und ein Menschenleben vor laut der Justiz mehr Wert hat, aber wenn ich persönlich das nun so empfinde und verlange, dass diese beiden Sachen gleichgesetzt werden, was würde man sagen?
(Das soll jetzt wirklich nur als Beispiel dienen, ich verlange nicht, dass man dem Entführer meines Hundes die Zehennägel ziehen würde.)
So, also, zurück zum Thema, ich bin schon wieder viel zu weit. ^^"
Was ich sagen wollte, ist, dass man einem Menschen auch nach einer so einer Tat, so grausam sie auch sein mag, seine Rechte nicht absprechen darf. Das würde zu Chaos führen. Und selbst wenn dieser Gäfgen seine Dreitausend bekommt, was kümmert's mich?
Er hat schonmal nicht die volle Summe erhalten, kann damit im Gefängnis sowieso nichts anfangen und steht nun für die paar Euro in der Öffentlichkeit erst recht als das Schwein da, das er ist. Soll er sich sein Geld doch in den Allerwertesten stecken, er hat's bekommen und nun keinen Grund mehr, weiter rumzuheulen, wie arm er doch dran wäre. Das ist es mir ehrlich gesagt wert.
Ich finde es zwar für die Verwandten und Bekannten des Kindes nicht gerade schön, aber leider kann man da nichts dran ändern, wenn man sich ein geregeltes Zusammenleben wünscht.