Selbstmord ist meiner Meinung nach ein Ergebnis der menschlichen Intelligenz. Ein Mensch hat bestimmte, individuelle Ansprüche, die seine Existenz lebenswert machen. Erfüllt ihm das Leben diese nicht, so leidet er und versucht, den gegenwärtigen Zustand zu ändern. Ob er sein Leben dafür nun inhaltlich umstrukturiert oder gleich komplett beendet, ist seine Entscheidung, sofern er keiner Gewalt ausgesetzt ist, die seine Freiheit einschränkt.
Für uns als Außenstehende ist das ein Problem. Das Leben an sich ist ja eigentlich ziemlich awesome, nicht wahr? Derjenige, für den das Leben nicht mehr lebenswert ist, hat offensichtlich ein Problem, mit dem er alleine nicht fertig wird. Logischerweise hilft man ihm dann. Doch es gibt Probleme, die sich nicht beheben lassen. Probleme, die auch mit viel Geld nicht aufgehoben werden können.
Und deshalb bin ich gegen ein striktes Suizid-Verbot. Wer so etwas befürwortet, der maßt sich an, absolut jedes Problem lösen zu können, doch das ist ein Irrtum. Zwar ist das mit dem Verbot relativ sinnlos, da der Arm des Gesetzes (glücklicherweise) nicht weit genug reicht, um es durchzusetzen, doch Prinzipiell würde es dazu führen, einen Menschen aktiv leiden zu lassen.
Kommen wir zum reichlich diskutierten, moralischen Aspekt. Wir Menschen unterwerfen uns ja gerne irgendwelchen Regeln, um ein reibungsloses Zusammenleben zu gewährleisten. Doch einem selbstmordgefährdeten Menschen ist die Moral verständlicherweise ziemlich egal, da mit dem schwinden seiner Existenz ihr Sinn verloren geht. Wenn man tot ist, dann kümmert es einen herzlich wenig, wie sehr der Anblick des eigenen zerstörten Körpers andere verstört und zuvor hat man ja auch irgendwie andere Sorgen, als das moralisch bedingte Wohlergehen der anderen.
Ist das also egoistisch? Die Antwort ist: Ja. Definitiv. Dennoch ist der ganze Egoismus etwas, das man sorgfältig evaluieren sollte...
Jeder Mensch lebt egoistisch, und damit meine ich nicht, dass er sich ab und zu etwas gönnt, sondern dass er zu jeder Sekunde mit jeder Handlung auf seine eigenen Interessen bedacht ist. Selbst scheinbar großzügige Taten, wie freiwillige Spenden an Arme, vollführt man nur, damit man von sich selbst behaupten kann, ein "guter Mensch" zu sein, oder anders gesagt, um seinem eigenen Ego gerecht zu werden. Egal wo. Ob ich nun meinem kleinen Bruder bei den Hausaufgaben helfe oder alte Omas über die Straße geleite. Man erhält keinen materiellen Gegenwert, doch dafür etwas völlig anderes. Man erhält die Liebe der anderen und dadurch dann ein gutes Gefühl, welches den Aufwand rechtfertigt. Eigentlich ziemlich simpel.
Kurz um, jeder Mensch hat seine eigenen Interessen, die er verteidigt. Das eigene Wohl bzw. glücklich zu Leben ist in der Regel ein Teil davon, doch das variiert. Manchen Menschen mag der Frieden am Herzen liegen, anderen Tod und Verderben. Und wieder anderen ist alles egal, zum Beispiel, indem sie mit ihrem eigenen Leben zu viele Probleme haben, um sich wegen dem Wohl anderer einen Kopf zu machen. Das führt dann möglicherweise dazu, dass sie sich vom Dach eines Hochhauses stürzen, um auf einem belebten Platz voller Menschen ihr blutiges Ende zu finden, sowie reihenweise Kleinkinder auf ewig traumatisieren.
Was ich von solchen Menschen halten soll, weiß ich nicht. Sie, wie Mereko, als feigen Egoisten zu beschimpfen, zieht nicht. Eigentlich taten sie ja nur, was sie für richtig hielten, genau wie wir alle es täglich versuchen. Folglich erlaube ich mir kein negatives Urteil.
...puh. Ich hoffe, ich konnte meine Sicht verständlich schildern.^^
Wem sie zu undifferenziert ist, der kann gerne nachhaken.