Tido:
ZitatIch denke, ich bin auf alles eingegangen. Hoffe es war nicht zu harsch. Sollten gewisse Stellen etwas zu schroff gewesen sein, entschuldige ich mich natürlich dafür; ich verurteile dich nicht für deine Einstellung, nur finde ich sie, wie oben gesagt, potentiell gefährlich, und es könnte zu Unmenschlichkeiten führen.
Erster Kommentar meinerseits: Keine Sorge, man kann gar nicht zu schroff sein, wenn man sich in seiner Meinung äußert, solange man nicht vulgär wird. Klar stellt meine Meinung eine potentielle Gefahr dar, und ich danke dir, dass du mich darauf hinweist. Ist mir nämlich entgangen.
ZitatDie Natur ist anpassungsfähig, und wird immer weiter existieren (solange es unseren Planeten gibt, natürlich). Nein, das Problem mit der Umweltverschmutzung ist nur die, dass wir die Natur derartig in den Umschwung bringen, dass wir es für uns selbst, als Menschen, nicht mehr beleben können. Als Spezies können wir uns nicht schnell genug anpassen; wenn wir die Umwelt derartig belasten, könnte es dazu führen, dass es uns nicht mehr gibt. Die Natur, hingegen, wird weiterleben, mit oder ohne uns.
Da kann ich nicht mit Sicherheit zustimmen. Gewisse Teile der Natur sind bereits vor uns deshalb am Aussterben. Siehe Eisbären und so. Sobald wir aus diesen Gründen aussterben, werden auch viele andere Tiere aussterben. Wir sind ja nicht das sensibelste Tier auf der Erde. Pflanzen sind auch nicht unbedingt auf Veränderungen eingestellt. Abgesehen davon, sind wir in der Lage, uns durch viele Dinge zu schützen. Und es wäre theoretisch Zeit Vorbereitungen zu treffen, und ich bin sicher, bei einem Ereignis, das früher oder später eintreten wird, werden auch Vorkehrungen getroffen werden. Sollte das gelingen, wird sich die Umweltverschmutzung nicht ändern. Vielleicht wird sie sogar noch schlimmer.
ZitatDas Argument, man dürfe einen Mörder nicht töten, weil er eine Familie hat, höre ich zum ersten Mal. Was meinst du aber mit ‚möglicherweise mit größerer Wahrscheinlichkeit einen Menschen aus seiner Familie gerissen‘? Dass er ein eigenes Familienmitglied umgebracht hat? Eine Tat führt nicht zum anderen; du unterstellst hier einer Menschengruppe etwas, ohne es zu erklären.
Den ersten Punkt von wegen Familie und Mörder hört man bei dem Thema öfter, aber ich habe es auch irgendwo hier im Thread gesehen, man solle doch bedenken, Mörder hätten auch Familien.
Mein Satzbau war an der Stelle wirklich seltsam. Ich verstehe den Satz fast selbst nicht mehr. Ich meinte nur, er hätte jemanden getötet, dessen Familie nun trauert, von daher wäre da dieser Ausgleich durch die Todesstrafe.
ZitatUnd was die letzte Bemerkung angeht: erstens, was spielt es für eine Rolle, ob die Familie glücklicher ist als die andere? Wie kann man Glück überhaupt messen? Und woher weißt du, dass er keine glückliche Familie hatte? Muss immer eine große Tragödie im Familienleben mitspielen, wenn jemand zu so einer Tragödie gezwungen wird? Das ist eine ziemliche Anmaßung. Einfaches Szenario: ein Mensch hat sein ganzes Leben lang, sagen wir bis zum 30sten Lebensjahr, ein normales Leben geführt, dann litt er plötzlich an Depressionen, wurde an der Arbeitsstelle gemobbt, und dann durch einen Arbeitskollegen gefeuert. In so einer Situation kann es durchaus passieren, dass dieser Mensch die Kontrolle verliert, auch wenn er immer noch eine ‚glückliche Familie‘ hatte.
Es geht nicht um das Maß des Glücks. Mir geht es darum, dass ein Mörder durch viele Dinge belastet ist, wie du sagst. Möglicherweise ein Mensch der im Sozialverhalten eher, entschuldige das jetzt bitte, ich finde kein Wort, „verkrüppelt“ ist. Ich will jetzt nicht jedem Mörder unterstellen, er hätte in dieser Hinsicht Probleme. Aber Belastungen äußern sich im Verhalten, Verhalten führt in manchen Fällen dazu, dass man erst gar keine Familie gründet. Eltern sind eventuell schon alt, dement, tot, was weiß ich. Für mich war das nur eine Art Wahrscheinlichkeits-Abschätzung, ob Familie, vorhanden ist.
Und ja, Auge um Auge, Zahn um Zahn. Nicht unbedingt immer, aber in diesem Fall defenitiv. Nur meine Meinung.
ZitatEs gibt einige Studien die beweisen, dass die Todesstrafe durch die Methode selbst und das bürokratische Aufkommen tatsächlich teurer ist, als die lebenslange Haftstrafe. Zusätzlich dazu hat der Häftling in seiner Haft die Möglichkeit, sich weiterzubilden, produktive Tätigkeiten auszuführen, und auch später zur Wirtschaft beizutragen. Die Todesstrafe ist also a) Teurer durch die Hinrichtung und b) noch teurer durch die verlorene Wirtschaftskapazität. Und bitte, Gerechtigkeit? Deine Meinung von Recht ist es wirklich, dass jemand anderes bestraft wird dafür, dass er zuvor jemandem etwas angetan hat? Nein, er sitzt in Haft, damit er der Gesellschaft nicht schädlich werden kann, sich dort weiterbilden kann und wieder zu einem normalen Menschen werden kann. Die ‚Entschädigung‘ durch Geld ist das, was der Geprügelte erhält – ob es gerecht ist sei dahingestellt, aber es ist nun einmal die einzige Möglichkeit, wie er etwas wiedererlangen kann nach der Tat. Den Häftling dafür umzubringen wäre unendlich ungerecht. Müsste dann nicht auch der Rollstuhlfahrer umgebracht werden, damit beide gestorben sind und wieder ‚Auge um Auge‘ gilt?
Das fand ich interessant, denn über die Kosten des Verfahrens hab ich mich nicht informiert. Der Täter mag die Möglichkeit haben, sich zu ändern. Aber es gäbe nicht so viele Wiederholungstäter, wenn das so gut funktionieren würde, wie gewünscht. Außerdem führt das wieder dazu, dass dieser Mensch sein Leben neu aufbauen kann, in der Lage ist, wieder glücklich zu werden.
Sobald die Medizin soweit ist, dass der Ermordete das auch kann, stört mich das nicht mehr. ^^
Was den Rollstuhlfahrer angeht, nein, es gibt keine Möglichkeit, ihn zu entschädigen, oder meine Vorstellung von Gerechtigkeit durchzusetzen. Beim Mörder könnte man es, ohne jemandem das Rückgrat zu brechen, und damit wieder bei einer Sache zu landen, die wir als unbehaglich empfinden. Trotzdem hat dieser Mensch seine Fähigkeit zu laufen verloren. Meine Frage wäre, selbst wenn es irgendwann technisch möglich sein sollte, ihm diese Fähigkeit wiederzugeben: Würde das Geld, das er bekommen würde, dazu reichen? Ich wage es irgendwie zu bezweifeln.
ZitatSiehe oben zu diesem Thema. Und ‚kaum Strafe‘: in schwierigen Fällen kann man für sexuelle Straftaten bis zu 10 Jahren bekommen, das ist fast so lang wie lebenslänglich.
Ein weiterer Aspekt über den ich vergessen habe, mich aufzuregen. Lebenslänglich ist in Deutschland leider wieder ein dehnbarer Begriff. Wenn sie wenigstens alle in der Zelle verschimmeln würden, könnte ich mich damit vermutlich anfreunden.
ZitatUnd ‚seelische‘ (psychische) Erkrankungen habe ich an mir selbst erlebt, zwar nicht aus diesem Grund, aber schwerwiegende psychische Erkrankung bleibt schwerwiegende psychische Erkrankung. Und ja, es ist mies, aber es ist nicht unmöglich unter Kontrolle zu bekommen.
Ich war und bin auch durch einige psychische Erkrankungen behaftet, wollte es aber nicht unbedingt breittreten, weil es nicht aus diesem Grund ist. Jedoch bin ich anderer Meinung. Manche Dinge lassen sich nicht unter Kontrolle bringen, und bei einigen ist es unmöglich. Kenne mehrere Beispiele an mir selbst, und einige an anderen.
ZitatDein größtes Problem, ist dass du nur eine Seite der Münze betrachtest – die der Opfer. Die Täter sind allerdings ebenfalls Opfer, Opfer der Umstände.
Nein, ich sehe nicht nur eine Seite der Medaille. Ich bemühe mich eigentlich immer, alle Beweggründe zu verstehen. Selbst was den IS angeht, haben viele Menschen keine andere Wahl. Aber sie müssen mit den Konsequenzen leben, was in diesem Fall heißt, als Terroristen bezeichnet zu werden, oder zu sterben.
Aber alle Probleme die man hat, gehen selten von einer einzigen Person aus. Natürlich haben sie Beweggründe. Aber es gibt Hilfsprogramme, und wenn man sich um die Bürokratie kümmert, ist es fast unmöglich in Deutschland wirklich in den Ruin abzurutschen. Und selbst dafür kann man sich kostenfrei Hilfe holen.
Was es angeht, mich in diese Lage zu versetzen: Ich bin defenitiv impulsiv, aber aus Verzweiflung würde ich eher mein eigenes Leben beenden, als irgendjemandem die Schuld zu geben, und ihn zu töten. Schuld trifft fast nie nur eine Person, es gibt viele Faktoren. Allerdings rührt dieser Vorzug woanders her, also kann ich nur für mich sprechen.
ZitatDie Menschen sollen das bekommen, was sie verdienen, das ist richtig: von vornherein die Chance, ein gesundes und vernünftiges Leben zu leben. Und wenn es aus tragischen Umständen dazu führt, dass es schief läuft, die Möglichkeit sich zu verbessern, und in der Zwischenzeit zum Schutz der Gesellschaft – und zum Schutz auch des Verbrechers – die Person in eine Haftstrafe setzen.
Guter Ansatz, auf jeden Fall. Die Chance sollte definitiv jeder bekommen, so wird es aber nicht kommen. Ab dem Punkt mit den tragischen Umständen kann ich jedoch nicht mehr zustimmen. Wenn Menschen schon eine gleichwertige Chance bekommen, wie alle anderen. Wäre ich dafür, dass sie nur eine bekommen. Womit wir wieder bei Auge um Auge wären. Du hast viele Dinge gesagt, denen ich durchaus zustimmen kann. Aber das reicht leider nicht, um meine Meinung zur Todesstrafe zu ändern.
ZitatDiese Passage… ist etwas fragwürdig. Statistik alleine macht es deutlich: die USA sind der Staat mit der größten Menge an Gewaltverbrechen in der westlichen Welt, und das mit Abstand, und inklusive Mord. Und es ist auch der einzige Staat in der westlichen Welt, wo teilweise (in einigen Staaten!) die Todesstrafe noch erlaubt und häufig vorzufinden ist. Glaubst du wirklich, dass die Strafe überhaupt etwas damit zu tun hat, was die Menschen tun? Hat das jemals jemand wirklich geglaubt?
Die Statistiken mögen stimmen. Ich hoffe jedoch auch, dass der Maßstab stimmt. Falls ja, gibt es auch hier wieder mehrere Faktoren. Beispielsweise allein die Waffengesetze. Den Abzug zu betätigen ist wesentlich einfacher, als einem Menschen die Kehle zuzudrücken, ihm das Genick zu brechen oder im ein Messer ins Fleisch zu rammen. Abgesehen davon sind Waffen, insbesondere Schusswaffen immer eine Form von Macht. Je größer die Macht, desto größer die Versuchung. Würde jeder zweite (kann jetzt übertrieben sein) Haushalt hier eine Waffe besitzen, wäre es vielleicht auch nicht unbedingt anders.
Sooo... das wars dann erstmal von meiner Seite. Ich hab auch gerade üble Kopfschmerzen, solltest du also Rechtschreibfehler finden, behalt sie bitte. =D
Und bitte verstehe es nicht so, als würde ich deinen Standpunkt überhaupt nicht nachvollziehen können. Ich habe mich halt nur für den anderen entschieden, und sehe bisher keinen Grund, diesen Standpunkt zu ändern.