Vorurteile sind grundsätzlich erst mal schlecht.
LightningYu, auf deinen Beitrag geh ich mal an ein paar Stellen ein.
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Die Meisten Menschen hassen schubladen denken. Der Grund ist einfach. Menschen wollen Individuell und besonders sein, denoch aber nicht so Individuell, das man als "Abnorm" oder "freakig" rüberkommt. Bei Schubladendenken wird man aber Kategorisch zugeordnet was eben nicht für Individuell oder besonders spricht, und in vielen Fällen sogar abnorm.
Dass ich von meinem Gegenüber in eine Schublade gesteckt werde stört mich ja nicht, weil ich denke "oh nein, der erkennt gar nicht an wie individuell und anders ich doch bin", sondern weil ich einfach freundlich behandelt werden will, und nicht komisch angeguckt werde wegen etwas, was man mein meint mir ansehen zu können.
"Mir egal, was du denkst, aber rede vernünftig mit mir."
Das ist doch das, was fowo meint, wenn sie im Douglas steht und nicht so behandelt wird wie andere Kunden, nur weil sie nicht total aufgebrezelt ist.
Zitat
Und auch wenn es manche nicht höhren wollen,... Menschen kann man nunmal Grundsätzlich auch kategorisch zuordnen. Doch Leute, auch welche, die einer Kategorie zugewiesen sind, sind immer noch individuell und besonders.
Das Problem ist doch, dass es nicht beim Einordnen bleibt, sondern Menschen eben ihren Vorurteilen folgend handeln. Kategorien hin und her; wissen, wie ein Mensch drauf ist und wie ich mit ihm klar komme kann ich nur, wenn ich ihn persönlich kenne.
Ein Beispiel aus meinem Umfeld. Es gibt das Vorurteil, dass (sehr) junge Eltern verantwortungslos sind und das Kind doch bestimmt aus Unvorsicht entstanden ist und die Eltern sowieso nicht richtig für es sorgen. Das mag oft stimmen, indem man sich deswegen aber nun eine Meinung über alle jungen Eltern bildet tut man vielen einfach Unrecht.
Mein Bruder ist vergleichsweise jung (mit 21) Vater geworden. Jetzt sieht er zusätzlich für sein Alter noch jung aus. Wenn er mit dem Kinderwagen auf der Sraße gesehen wurde gabs dann oft schonmal Getuschel oder skeptische Blicke. "So ein junger Mann mit Kind, was da wohl für ne Geschicte hinter steht."
Würde man ihn kennen oder einfach fragen, würde man wissen: er ist verheiratet, hat eine abgeschlossene Berufsausbildung und geregeltes Einkommen und dass das Kind von seinen Eltern alles bekommt, was es braucht. Nur durch ein Vorurteil geprägt sieht man aber erst mal den 18-jährigen, der ja bestimmt noch nichtmal die Schule fertig hat und mit Kind und Freundin bei den Großeltern im Keller wohnt.
Du sprichst außerdem Rassismus an:
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Zum einen, finde ich, das kein Mensch automatisch ein Rassist ist, nur weil er Vorsichtig gegenüber einer anderen Rasse ist... Hat jemand schlechter Erfahrungen mit "Türken" gemacht, (erkennt jemand die Ironie dahinter, das bei Vorurteilen meist mit Vorurteilen gekonntert wird)weil diese ihn immer shikaniert haben, dann ist es doch Verständlich, das man keine besonders gute Meinung von diesen hat, auch wenn es nicht der Wahrheit entspricht.(da ich der Ansicht bin das es bei jeder Rasse arschlöcher und gute Menschen gibt...das hat nicht viel mit der Rasse an sich zu tun).
Jemand, der andere Menschen aufgrund ihrer "Rasse", oder sagen wir lieber mal Ethnie, Nationalität etc. anders behandelt, und sei es formuliert als "vorsichtig gegenüber diesen sein", ist leider genau das: ein Rassist.
Versteh mich nicht falsch, das hat nicht direkt mit Hass und Nazitum zu tun, aber auch hier ein (diesmal fiktives) Beispiel.
Wenn ich auf der Straße eine türkische Familie sehe, und mein erster Gedanke ist: "Oh, Türken. Der Vater schlägt bestimmt die Frau und die Kinder klauen alle", dann ist das rassistisch. Auch wenn mir die türkischen Kinder in der Schule immer mein Pausenbrot geklaut haben und ich letzte woche diese eine Doku über Gewalt in Migrantenfamilien gesehen habe.
Es stimmt, das gerade bei dem Thema zu oft die Nazikeule ausgepackt wird. An der Aussage "es gibt bestimmte Probleme verstärkt in Migrantenfamilien" ist nichts rassistisch, und sie muss - begründet - von jedem getätigt werden können.
Anders sieht es aus mit "die Türken wollen sich doch alle nicht integrieren". Das ist verallgemeinernd und von einem Vorurteil geprägt und bestenfalls populistisch.
Du schreibst es selber: In jeder Gruppe gibt es gute und schlechte Menschen.
Was Erfahrungen mit bestimmten Gruppen angeht verwischst du da zwischen "verständlich" und "richtig".
Wenn ich (wie in deinem Beispiel) "von Türken schikaniert" wurde, dann ist es verständlich, das ich mir eine Meinung bilde. Es ist trotzdem nicht richtig (also falsch), deswegen einem mir fremden Menschen nun anders zu begegnen und zu behandeln, nur weil in seinem Pass "türkisch" steht.
Auch das Beispiel mit der Vergewaltigung. Die Reaktion, alle Männer für Schweine zu halten ist sicherlich absolut verständlich, wer steckt so ein tramatisierendes Erlebnis schon einfach so weg. Es ist trotzdem falsch, weil nunmal nicht alle Männer so sind, und die Frau - trotz verständlicher Gründe - vielen Männern nun Unrecht tut.
"Vorurteile sind manchmal gerechtfertigt" ist ein problematischer Satz.
Fiktives Szenario: 80% aller Ultras im Fußball sind gewaltbereit. (ist das erste Beispiel, das mir einfällt; ich sage nicht, dass die Zahlen so sind)
Wenn ich nun auf einen Ultra treffe liege ich mit der Vermutung "der ist bestimmt ein Schlägertyp" in 4 von 5 Fällen richtig, der fünfte kann trotzdem nix dafür, dass ich ihm aus dem Weg gehe, obwohl er vielleicht der friedlichste Mensch überhaupt ist, der nunmal zufällig Fußball toll findet.
Noch problematischer ist es, wenn ich nur glaube, dass 80% gewaltbereit sind, in Wirklichkeit sinds aber nur 40%. Dann vorverurteile ich sogar die Mehrheit, nur Aufgrund von falschen Informationen.
Gerade in der Ausländerthematik passiert das meines Erachtens nach regelmäßig.
Das war jetzt mehr Text, als ich ursprünglich schreiben wollte, und etwas offtopic dazu, sorry dafür
Kurz noch zur ursprünglichen Frage: Wie gehe ich damit um, selbst in Schubladen gesteckt zu werden?
Passiert mir zugegebenermaßen nicht oft, zumindest habe ich nicht den Eindruck.
In der Regel ist mir egal, was andere über mich denken. Wenn es mich wirklich stört versuche ich dann manchmal, meinen Gegeüber zu überzeugen, dass ich eben nicht so bin. Aktiv, in der Diskussion, oder einfach passiv, indem ich zeige: hey, ich bin ganz normal.
Auch da ein (letztes) Beispiel.
Ich lebe zur Zeit in China, hier bin ich ein Ausländer. Oft passiert es mir, dass von vornherein angenommen wird, ich würde kein Chinesisch sprechen. Wie eben der Türke/Araber/Asiate in Deutschland, dem gerne mal unterstellt wird, er kann kein Deutsch.
Auf jeden Fall passiert es regelmäßg, dass mich die Leute entweder mit dem A**** nicht angucken oder automatisch englisch mit mir sprechen, weil sie meinen, ich versteh ja eh nix. Von denen, die nur Touristen abzocken wollen, fang ich gar nicht erst an.
Das Beste, was ich tun kann, ist trotzdem offen auf die Leute zuzugehen, ihnen zu zeigen: ich halte mich nicht für was Besseres, weil ich aus dem Westen komme; ich lerne und spreche eure Sprache; und es gibt überhaupt keinen Grund, mich irgendwie geringzuschätzen.