Quelle: heute.de
ZitatAlles anzeigenUni-Kliniken vor Dauerstreiks
Spitzengespräch für
Uni-Ärzte gescheitert
Die Ärzte wollen die Universitätskliniken nach dem Scheitern der Tarifverhandlungen mit den Ländern vom kommenden Montag an teils lahm legen. Die Mediziner werden ihre Arbeit nach Angaben des Marburger Bundes an 35 Unikliniken und psychiatrischen Landeskrankenhäusern während der kommenden Woche niederlegen. Die Tarifgemeinschaft deutscher Länder und die Ärztegewerkschaft machten sich am Freitag gegenseitig dafür verantwortlich, dass die seit Oktober vergangenen Jahres laufenden Gespräche auch in der Nacht zuvor ergebnislos blieben.
12.05.2006
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Unterdessen kündigte Baden-Württemberg an, man wolle nach einer eigenen Lösung suchen.
Die Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) verteidigte ihr Angebot von angeblich 16 Prozent mehr Gehalt. Der Marburger Bund (MB) wies die Darstellung als "Unverschämtheit" zurück. Das von den Arbeitgebern vorgeschlagene Tarifgefüge bringe nur ein Plus von 1 Prozent. Der TdL-Vorsitzende, Niedersachsens Finanzminister Hartmut Möllring (CDU), sagte in Hannover: "Wir haben ein exorbitantes Angebot vorgelegt." Spielraum für Nachbesserungen gebe es nicht.
Krankenhausärzte verschärfen Streik"Marburger Bund muss sich rühren"
Möllring forderte MB-Chef Frank Ulrich Montgomery zur Rückkehr an den Verhandlungstisch auf. "Der Marburger Bund muss sich rühren. Ich halte die Streiks noch einige Zeit aus", sagte er. Montgomery sagte: "Von mir aus kann's morgen weitergehen mit vernünftigen Verhandlungen." Erst müsse es aber ein "anständiges Angebot" geben. Die Bundes-Patientenbeauftragte Helga Kühl-Mengel rief beide Seiten zur Einigung auf. "Zunehmend wenden sich verzweifelte Menschen an mich, die von Krankenhäusern abgewiesen werden."
In Stuttgart sei Anfang kommender Woche ein Meinungsaustausch mit Vertretern der Ärztegewerkschaft Marburger Bund geplant, kündigte die Landesregierung am Freitagabend an. "Ziel des Gesprächs ist es, die Möglichkeiten auszuloten, unter welchen Bedingungen eine Aussetzung der Streiks in Baden-Württemberg möglich ist", teilten die Ministerien mit.
Streikpause aus Rücksicht auf Patienten
Nach der ersten Streikwoche wollen die Ärzte am kommenden Freitag darüber beraten, ob sie aus Rücksicht auf die Patienten eine Streikpause einlegen oder den Ausstand fortführen. Bislang war die Arbeit an wechselnden Kliniken tageweise niedergelegt worden. Der Dauerstreik umfasst sämtliche Unikliniken in zwölf Bundesländern. Berlin und Hessen gehören der TdL nicht an, Bremen und Brandenburg haben keine derartigen Kliniken. Notfälle sollen weiterhin behandelt werden. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) beziffert die Ausfälle pro Streiktag und Krankenhaus auf 250.000 bis 600.000 Euro.
Die TdL hatte dem MB vorgeschlagen, dass ein junger Assistenzarzt statt 3090 Euro künftig 3600 Euro - in Ostdeutschland 3200 Euro - monatlich bekommen solle. "Wenn die jungen Ärzte hören, dass sie 510 Euro im Monat mehr verdienen können, werden sie dem Marburger Bund sagen, da schlagen wir ein", sagte Möllring.
Montgomery: Schlicht zu wenig
Montgomery kritisierte, dass Weihnachtsgeld und Vergütung von Mehrarbeit beim Länderangebot einfach ins Gehalt eingerechnet seien. Als reale Steigerung bleibe lediglich ein Prozent. Dies sei "schlicht zu wenig". Die Gewerkschafter streiken seit dem 16. März für 30 Prozent mehr Lohn. Nach Angaben Möllrings bedeutet das Angebot der Länder für eine Klinik jährliche Mehrausgaben zwischen fünf und zehn Millionen Euro. Einzelne Häuser gehen bereits davon aus, dass Tariferhöhungen Personalabbau zur Folge haben werden.
Die Ärzte verlangen, dass nicht nur Verschlechterungen der vergangenen Jahre ausgeglichen werden. Bereits 2003 und 2004 hatten die Länder Verträge über Urlaubs- und Weihnachtsgeld sowie Arbeitszeiten gekündigt. Während der Marburger Bund Lohnsteigerungen auf der Basis der 38,5- Stunden-Woche fordert, legt die TdL 42 Stunden zu Grunde.
Einzelabschlüsse zwischen MB und einigungswilligen Ländern wie Baden-Württemberg und Bayern sieht Möllring nicht als Teilausweg. Die Länder seien sich einig gewesen.
Mit Material von dpa, AP
Eigener Kommentar: Wird auch morgen nachgereicht....