Ah ja, Heavy Rain... eigentlich habe ich's mir damals nur ausgeliehen, um zu prüfen, ob meine PS3 ordnungsgemäß funktioniert. Bis ich dann Gefallen daran fand. :'D Ich war furchtbar skeptisch angesichts dieser 'Interactive Drama'-Sache, weil ich QTEs aller Art als etwas unglückliche Lösung empfinde, wenn es darum geht, den Spieler in möglichst cineastisch gehaltene Sequenzen aktiv einzubinden. Aber wenn ein Titel diese Art der Steuerung konsequent von vorn bis hinten durchzieht, egal ob ruhige oder hektische Szenen, hat es durchaus seinen Charme. Hat mich auch regelmäßig in heillose Panik versetzt durch die vielen Entscheidungen, von denen man nie wusste, ob sie richtig oder falsch sind. Nicht dass es in diesem Spiel 'richtig' oder 'falsch' gäbe, eh. Es gibt nur das, was man tut... oder sein lässt.
Einige Sachen haben mich aber nun doch etwas gestört, obwohl der Titel ansonsten echt stark ist.
- Die random 'Folterszene' im Keller des Docs, in die man beim ersten Durchspielen leicht geraten kann. Hatte nichts mit der Story zu schaffen und war ziemlich SAW-mäßig, also im Vergleich zum Rest des Spiels völlig fehlplatziert. Ich glaube, die haben das nur eingebaut, damit sie was 'Cooles' für die Trailer haben.
- Norman Jaydens 'virtuelles Büro' wirkte etwas... out of place. So ein schön realistisch gehaltenes Spiel und dann diese, eh, 'moderne' FBI-Superduper-Technik. Das hat mich, Ermittlungslust hin oder her, doch etwas abgeschreckt.
- Die Szene, in der Madison in der Wohnung des Killers seinen Revolver in der Schreibtischschublade findet... und sie LIEGEN LÄSST. WARUM ALTE EY. DU WEISST DOCH, DASS DER TYP DORT WOHNT. Dass 'Waffe mitnehmen' keine Option war, hat mich extrem gestört. Too dumb to live. Überhaupt hatte Madison irgendwie die meisten Todesmöglichkeiten, die konnte ja gefühlt alle fünf Minuten draufgehen.
- Und wo wir schon dabei sind: Diese 'Jeder kann sterben'-Sache ist leider ein bisschen inkonsequent gemacht worden, denn Scott und Ethan überleben automatisch bis zum Showdown, egal wie doof man sich anstellt. Okay, Ethan kann ins Gefängnis kommen, aber dort wieder auszubrechen ist ja auch nicht gerade schwer und man muss schon echt den Controller tatenlos liegen lassen, um die Fluchtszenen zu versieben, besonders die zweite. Hätte man ruhig noch radikaler gestalten können, anstatt ständig nur Norman und Madison retten zu müssen.
- Das Alter des Killers ist unlogisch. Ich glaube, da war ein Zeitfehler von zehn Jahren oder so... bei einem Spiel, das dermaßen auf Details achtet, fand ich einen so offensichtlichen Fehler etwas krass.
Die Auflösung der Geschichte war aber auch hart, ich dachte mir die ganze Zeit nur... alle können es gewesen sein, aber bitte nicht er. Leider war ich mir ab der Sequenz mit der Frau, die er vorm Selbstmord abhält und sich anschließend um ihr Kind kümmert, fast schon sicher, dass er nicht so harmlos ist, wie er scheint-- ein Charakter, der dem Spieler als so engagiert und einfühlsam vorgestellt wird, hat fast immer irgendein dark secret in der Schublade. Leider. *schnüff* Ich habe ihn sehr wirklich ungern in den Shredder geworfen. Zumal seine Motive so absolut nachvollziehbar waren...
Meine absolute Lieblingsszene übrigens: Madisons Gespräch mit Ann Sheppard im Krankenhaus. Wie sie sich langsam erinnert, dann plötzlich wieder voll vom Thema abweicht, draußen dieser friedliche Sonnenuntergang, das Falten der Origamifiguren... da passte einfach alles. Mehr Gänsehaut hatte ich im Spiel davor und danach nie wieder. Wow.
Schöne Rezension übrigens! Betont die Kernelemente des Spiels sehr gut. Quantic Dream haben ja mittlerweile auch schon einen neuen Titel namens 'Beyond' in der Mache. Ich hoffe, dass sie ihr Erfolgsrezept dort noch weiter verfeinern werden. *__* Ich hatte jedenfalls viel Spaß damit, in Heavy Rain alle Enden zu sehen und alle Entscheidungen mal getroffen zu haben (das Spielprinzip drängt einen ja auch geradezu zu mehreren Durchgängen xD). In jedem Falle ein sehr außergewöhnlicher Titel, der einen überraschend fließenden Grenzgang zwischen Spiel und Film darstellt.